Amazon verkauft beliebte Marketplace-Produkte als Eigenmarke

Veröffentlicht: 21.04.2016 | Geschrieben von: Martin Gaitzsch | Letzte Aktualisierung: 18.05.2016

Amazon lässt Händler über seinen Marktplatz ihre Produkte verkaufen, sammelt aber auch genau die Daten und nutzt diese zugunsten eigener Verkäufe. Im Mittelpunkt dieser Strategie steht die Amazon-Eigenmarke AmazonBasics, die seit ihrem gemächlichem Start im Jahr 2009 das Wachstum rasant beschleunigen konnte. Wie funktioniert diese Strategie?

(Bildquelle 5-Sterne-Bewertung: Robert Kneschke via Shutterstock)

Der Online-Marktplatz Amazon zeigt seine zwei Gesichter. Auf der einen Seite ist da die Plattform, auf der Händler ihre Waren anbieten können, auf der anderen Seite ist Amazon selbst Online-Händler und an lukrativen Verkaufsgeschäften interessiert. So erkennt Amazon genau, welche Produkte gut laufen und verkauft diese dann als Eigenmarke über AmazonBasics zu einem günstigeren Preis. Aufgedeckt wurde dieses Verhalten von Bloomberg, die den Fall anhand eines konkreten Verkaufsbeispiels dokumentieren.

Erfolgreiche Produkte werden von AmazonBasics als eigene Marke produziert

Die Marke Rain Design hat einen Notebook-Ständer herausgebracht, der weit über 2.400 Kundenbewertungen bekam und eine 5-Sterne-Bewertung erhielt. Wenige Monate später brachte die Marke AmazonBasics einen ähnlichen Notebook-Ständer hervor, der jedoch nur den halben Preis kostete und ähnlich positiv bewertet wurde. Logischerweise sanken nun die Verkäufe für Rain Design, was Harvey Tai, deren Companys General Manager, lakonisch kommentiert: „Wir fühlen uns deswegen nicht gut. Aber wir können auch nichts dagegen tun, denn Amazon hat damit keine Patentrechte verletzt.“

Wie ist die Strategie Amazons zu beurteilen? Chad Rubin von Skubana.com, einem E-Commerce-Portal sieht Amazon als regelrechte Daten-Wissenschaftler, die genau wissen, was Kunden gerne kaufen möchten. Deswegen ermutigt Skubana die Kunden einerseits über den Amazon Marketplace zu verkaufen, andererseits Amazon immer auch als potenziellen Konkurrenten in puncto Verkauf wahrzunehmen.

AmazonBasics hat sein Sortiment ausgebaut

Weiterhin nimmt Bloomberg auf den bereits erwähnten AmazonBasics-Shop Bezug. Bei dieser Marke hat sich Amazon auf den Verkauf von Elektronikprodukten spezialisiert. Als der Shop 2009 online ging, gab es lediglich einfache Produkte wie Batterien, wiederbeschreibbare DVDs und Ähnliches. Doch vor allem im Laufe des letzten Jahres sind hier bis zu 300 neue Produkte hinzugekommen. Das Gros davon verfügt über ein Sterne-Ranking von 3,5 von 5 oder höher. Im Skubana-Report finden sich Aussagen wieder, dass ein Produkt, das mit weniger als 3 Sternen bewertet wird, über keine Verkaufszukunft verfügt. Aufgrund seiner Größe kann sich es Amazon problemlos leisten, dieses Produkt aus seinem Sortiment zu entfernen und nur die erfolgreichen Top Seller weiter anzubieten. Eine Strategie, die aufzugehen scheint.

Amazon kennt Kundenbedürfnisse

Doch angeblich funktioniert Amazons Strategie auch bei Markenprodukten – zum Beispiel aus dem Bereich Kleidung. Da eine US-Umfrage von BloomReach enthüllt, dass viele Konsumenten inzwischen auf die Google-Suche verzichten, stattdessen sich direkt auf die Produktsuche bei Amazon begeben, verfügt Amazon über zusätzliches Wissen: Amazon weiß genau, wonach die Kunden suchen, jedoch ebenso, welche Produkte die Kunden nicht finden und kann sie stattdessen selbst anbieten.

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