Netshops im Interview: Wie aus Ideen und Konzepten Online-Shops entstehen

Veröffentlicht: 17.04.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 17.04.2014

Bei der Umsetzung eines Online-Shops müssen unzählige Faktoren beachtet werden: Design und Usability, SEO und Navigation, Fokus und Zielgruppen. Da die technische Seite für viele Händler jedoch unbekanntes Land ist, wird häufig auf externe Dienstleister zurückgegriffen. Auch Netshops hat sich auf die Erstellung solcher digitalen Auftritte spezialisiert. OnlinehändlerNews durfte in einem Interview mit dem Geschäftsführer Stefan Sobczak tiefer in die Welt der Online-Präsenzen eintauchen.

Online-Dienstleister Netshops im Interview

(Bildquelle Online Shopping Konzept: DeiMosz via Shutterstock)

Drei Netshops-Präsenzen wurden kürzlich mit dem Internet World Business Shop-Award 2014 ausgezeichnet. Worin liegt das Geheimnis Ihres Erfolg?

E-Commerce ist unsere Leidenschaft. Deswegen erheben wir an uns selbst den Anspruch, jedes einzelne unserer Projekte zu etwas Besonderem zu machen und mit dem „gewissen Etwas“ zu versehen, das unsere Shops von anderen unterscheidet. Das wiederum ist aus unserer Sicht nur dann möglich, wenn wir selbst als Agentur zu 100% hinter dem jeweiligen Shop-Konzept stehen. Aus diesem Grund setzen wir nicht einfach nur Designs um, sondern stehen unseren Kunden auch beratend zu Seite, hinterfragen Geschäftsmodelle und helfen ihnen dabei, das eigentliche Ziel, im Internet Geld zu verdienen, nicht aus den Augen zu verlieren.

Gleichzeitig setzen wir im Technologiebereich auf konsequente Spezialisierung und hohe Standards. Wir sind eine reine E-Commerce-Agentur (d.h. wir bauen weder Corporate Websites noch Facebook-Auftritte), realisieren unsere Projekte ausschließlich auf Basis von Shopware und sind in diesem Bereich eine der wenigen Agenturen in Deutschland, die alle Shopware-Partner-Zertifizierungen innehaben. Dadurch sind wir in der Lage, grafische und technische Raffinessen effizient umzusetzen und auch ungewöhnliche Designs schnell zu realisieren.

Wird es mit der Zeit immer schwieriger, neue Shop-Konzepte zu erstellen? Oder anders gefragt: Gibt es bewährte Konzepte, auf die immer wieder zurückgegriffen wird?

Natürlich gibt es Standards, die sich mittlerweile durchgesetzt haben: Logo oben links, Warenkorb rechts und in vielen Fällen eine horizontale und/oder vertikale Navigation, sind schon allein aus Usability-Sicht bewährte Konzepte. Aber davon abgesehen, fällt es uns glücklicherweise noch nicht schwer, immer neue Designs zu erstellen. Bei den bisher von uns realisierten Shops hatten wir es immer mit völlig verschiedenen Produkten, Zielgruppen und Konzepten zu tun – was auch zu komplett unterschiedlichen Anforderungen an das Design geführt hat.

Donkey Products beispielsweise versteht sich als junge, hippe Brand für ganz besondere Geschenkartikel, dementsprechend verspielt und ungewöhnlich ist der Shop auch gestaltet. Bei Deutsche See wiederum hatten wir es mit einem Traditionsunternehmen zu tun, dass einen extrem hohen Qualitätsanspruch an sich selbst stellt – das transportiert auch der Shop durch ein klares aufgeräumtes Design und eine ausgesprochen hochwertige Präsentation der Lebensmittel.

Natürlich entstehen solche Design-Konzepte nicht an einem Tag – darum gilt bei uns ganz klar das Credo „Klasse statt Masse“ – auch wenn das ein wenig abgedroschen klingt, trifft es auf uns zu: statt möglichst viele kleinere „Standard-Shops“ zu realisieren, suchen wir nach den Projekten, die uns fordern und es uns auch erlauben, uns kreativ auszutoben und eine große Portion E-Commerce-Leidenschaft einfließen zu lassen.

Gibt es ein absolutes „Must-have“, das ein Online-Shop auf jeden Fall besitzen muss und im Gegensatz dazu auch ein „No-go“, das nicht mehr zeitgemäß ist?

Da gibt es gerade im Usability-Bereich sicherlich einige Features, die eher ins letzte Jahrzehnt gehören und andere, die mittlerweile unverzichtbar sind. Zu den No-Gos gehören Pflichtregistrierungen, um Bestellungen durchführen zu können oder auch die Zwangsangabe der Telefonnummer im Check-Out-Prozess. Das Fehlen von Paypal oder Kreditkarte im Paymentportfolio kann für die Conversion ebenso tödlich sein, wie zu lange Check-Out-Prozesse, unscharfe bzw. fehlende Produktbilder oder unvollständige Artikelinformationen.

Zu den Must-Haves zählen unserer Meinung nach individuelle Mehrwerte, die den Shop von anderen unterscheiden. Das kann ein besonderes Design, bei Shops mit riesigen Sortimenten eine besonders gute Suche mit vielen intuitiven Filterkriterien oder einfach Content sein, der Spaß macht, fesselt, informiert oder auch inspiriert. Letzteres ist besonders bei „Special Interest“-Shops, die sich z.B. einem bestimmten Hobby widmen und somit beim Konsumenten ein hohes Involvement auslösen, besonders empfehlenswert.

Auf Seite 2 erfahren Sie mehr darüber, für welche Sektoren ein Online-Auftritt eher ungeeignet scheint und was Stefan Sobczak jenen Händlern empfiehlt, die den Schritt in den E-Commerce noch nicht gewagt haben. Außerdem verrät er uns, welche Online-Trends er für 2014 erwartet.


 

OnlinehändlerNews im Interview mit Stefan Sobczak, Geschäftsführer von Netshops, Teil 2:

 

Sie schreiben auf Ihrer Website: „Da sich der Einstieg in den E-Commerce nicht für jeden Markt und jedes Unternehmen eignet, ist es umso wichtiger, im Vorfeld die Zielsetzung und Erwartungshaltung zu definieren.“ Für welche Branchen eignen sich Online-Shops eher nicht und warum?

Kompletten Branchen wollen wir an dieser Stelle nicht das Potenzial für erfolgreichen E-Commerce absprechen. Grundsätzlich kann man hier nur sagen, dass verschiedene Branchen aktuell unterschiedlich „reif“ für E-Commerce sind. So ist der komplette Fashion-, Elektro- und Bücher-Handel natürlich schon sehr weit, was E-Commerce angeht, während der Lebensmittel-Onlinehandel, insbesondere mit Frischwaren, immer noch etwas hinterher hinkt, was natürlich an den erschwerten logistischen Rahmenbedingungen liegt.

Eine weitere Branche, die den Onlinehandel erst für sich entdeckt, ist der Möbel-Handel. Hier könnte man zunächst auch annehmen, dass das an den logistischen Herausforderungen liegt. Diese spielen aber nur eine untergeordnete Rolle – vielmehr sind hier für den Rückstand die Handelsverbände „schuld“, die das Internet als Feind betrachten und sehr stark in traditionellen Hersteller-Lieferanten-Beziehungen denken.

Konzepte, die sich auch unserer Sicht tatsächlich nicht (mehr) für E-Commerce eignen, sind typische Händlershops – „schlimmstenfalls“ noch im Bereich Fashion. Von den Top 10 wie Zalando, Otto und Co., die sich wiederum bereits einen eigenen Markennamen aufgebaut haben, einmal abgesehen, hat der Rest kaum eine Chance, in den organischen Suchergebnissen zu erscheinen. Der Weg führt hier fast ausschließlich über Suchmaschinenmarketing – und da die Klickpreise hier bei vergleichsweise kleiner Marge extrem hoch sind, rechnet sich das am Ende des Tages für den Händler nicht – es sei denn er hat ein so großes Kapital, dass er sich darüber eine Brand Awareness erkaufen kann.

Zalando hat das bereits 2008 eindrucksvoll vorgemacht – schreibt allerdings bis heute keine schwarzen Zahlen. Das wiederum können sich die meisten Unternehmen gar nicht leisten. Darum haben wir uns auch auf Shops von Herstellern und Marken fokussiert. Denn wer es geschafft hat, eine Brand zu etablieren, kann über den eigenen Namen ausreichend Traffic in den Shop ziehen, um ein tragfähiges Geschäftsmodell aufzubauen, ohne sich die kompletten Besucher einkaufen zu müssen.

Was raten Sie Händlern, die den Schritt in den E-Commerce bisher nicht gewagt haben?Stefan Sobczak, Geschäftsführer Netshops

Da gilt unserer Meinung nach die Devise „Ganz oder gar nicht“. Die Konkurrenzsituation ist bis auf wenige Nischen so stark, dass Händler, die mit unausgegorenen Konzepten, halbfertig designten Shops und kaum Startkapital online gehen möchten, kaum Chancen auf Erfolg haben. Wer in den E-Commerce einsteigen möchte, der sollte sich also im Vorfeld Gedanken machen, ob das Vorhaben erfolgsversprechend ist.

Das klingt banal, aber wir haben oft genug das Gegenteil erlebt. Dabei ist eine entsprechende Marktrecherche gegenwärtig relativ einfach durchführbar. Allein über den Google AdWords Keyword Planner und diverse andere SEO-Tools lassen sich eine Menge Rückschlüsse über das zu erwartende Suchvolumen und somit über das Marktpotenzial der jeweiligen Produktegruppe ziehen. Unternehmen, denen die personellen und zeitlichen Ressourcen sowie dezidiertes E-Commerce-Know-how fehlen, sollten unbedingt auf den Rat von Experten zurück greifen.

Auch die technische Komponente ist natürlich nicht zu unterschätzen. Die Fülle von Lösungen aus den Bereichen Shopsystem, ERP-/Wawi, Middleware, PIM und kombinierten System ist allein auf dem deutschen Markt mittlerweile so umfangreich, das Leihen das Angebot kaum überblicken und vor allem nur schwer einschätzen können, welche Anbieter den eigenen Bedarf decken können.

Welchen Trend erwarten Sie für den Online-Handel 2014?

Im E-Commerce gilt 2014 vor allem die Devise: Wissen ist Macht – und Wissen bringt Umsatz. Es wird zukünftig immer essenzieller, in ein fundiertes Customer Relationship Management zu investierten um Kundendaten effizient sammeln, verarbeiten und auswerten zu können. Auf dieser Basis können wiederum kundenindividuelle Angebote erstellt und so neue Kaufanreize geschaffen zu werden. Das, gekoppelt mit der Aussteuerung von Shopinhalten onpage, sprich Nutzerdaten mit Suchergebnissen, Trackinginformationen und Warenbeständen zu kombinieren, um zielgruppengenaue Recommandations auszugegeben, führt zu erhöhter Kundenzufriedenheit und somit Bindung, was gerade aufgrund der immer teureren Kundenakquisitionskosten enorm wichtig ist.

Des Weiteren beobachten wir verstärkt, dass Marken und Hersteller die traditionellen indirekten Händler-Vertriebswege verlassen und selbst verstärkt mit eigenen Shops in den B2C-Handel einsteigen. Insbesondere im Bereich Lifestyle. Allerdings wird dabei von vielen Markenunternehmen stark darauf geachtet, die stationären Händler gleichzeitig durch Inhalte wie Filialfinder, Lieferung in die Filiale oder entsprechende Umsatzbeteiligungsmodelle zu stärken und somit so wenig wie möglich zu „verprellen“.

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