Amazon: Betrugsmasche auf dem Marktplatz findet kein Ende

Veröffentlicht: 15.02.2017 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 23.03.2017

Seit Jahren treiben Betrüger auf Amazon ihr Unwesen – und der Marktplatz scheint hilflos. Im vergangenen Jahr fand dieses Thema wieder mehr Beachtung und die damals beschriebene Masche scheint nicht aus der Mode zu kommen.

© Eric Broder Van Dyke / Shutterstock, Inc.

Ende vergangenen Jahres fand das Thema Fake-Shops zunehmend Beachtung. Damals wurde auch ausführlich über Betrüger auf dem Amazon Marktplatz berichtet, die Kunden mit gefälschten Angeboten um ihr Geld erleichtern. Wie Heise Online nun berichtet, scheint diese Masche munter weiterzulaufen. Wie ein Leser des Magazins analysiert haben will, übernehmen Kriminelle „ein Dutzend Verkäuferkonten“ pro Tag und laden „fiktive Waren im Wert von 500 Millionen Euro“ hoch.

Der Leser selbst habe Amazon in den letzten drei Wochen rund 200 gekaperte Verkäuferkonten gemeldet – die Liste der betroffenen Händler übermittelte er auch an Heise Online, die stichprobenartig bestätigten, dass die Konten der Händler gehackt worden waren. Die Daten zum Kontozugriff erhalten die Kriminellen in der Regel „mit gut gemachten Phishing-Mails“, anschließend laden sie Lockangebote auf der Plattform hoch und verleiten leichtgläubige Kunden zur Zahlung außerhalb der Amazon-Plattform.

Und das ist ein wichtiger Punkt: Amazon hatte bereits vergangenes Jahr auf Nachfrage von OnlinehändlerNews bekräftigt, ausreichend gegen Betrugsfälle geschützt zu sein und die Kunden dazu angehalten, Zahlungen immer über die Plattform zu tätigen und keine Geldbeträge auf anderem Weg an den (vermeintlichen) Händler zu überweisen. Die Händler zeigten sich derweil frustriert und hatten kein Verständnis für Amazons Verhalten.

Gefälschte Angebote im Wert von 40 Millionen Euro pro Shop

Die Zahl der gefälschten Lockangebote, mit denen die Kriminellen die Kunden in die Falle locken – und nebenbei noch den Ruf der Händler und von Amazon schädigen – soll dabei im mehrstelligen Bereich liegen. „Manchmal laden die Betrüger 60.000 Artikel hoch, manchmal 120.000, manchmal über 200.000“, erklärt der detektivische Heise-Leser. Der Durchschnittspreis der falschen Angebote liege bei 500 Euro, der durchschnittliche Gesamtwert der Angebote bei jedem gekaperten Shop betrage rund 40 Millionen Euro. Da sei es „unfassbar“, dass Amazon bei solchen Werten nicht selbstständig aufmerksam werde und einschreite. Inzwischen setze der Leser eine selbstentwickelte Software ein, um die gekaperten Shops in der großen Menge schneller ausfindig machen und melden zu können. Amazon habe seiner Ansicht nach „die Kontrolle verloren“.

Amazon hat derweil an seiner Antwort auf Nachfragen offenbar nichts geändert: Auch auf Anfrage von Heise Online zur aktuellen Problematik verkündete das Unternehmen erneut, dass Kunden Zahlungen nur über die Plattform ausführen sollen. Zudem informiere Amazon Händler darüber, wie sie ihr Konto vor unberechtigten Zugriffen schützen können – sollte es doch zu einem Hack kommen, bekräftigt das Unternehmen, umgehend Maßnahmen einzuleiten, um Verkäufer und Kunden zu schützen.

Was passiert, wenn das Amazon Konto gehackt wird, haben wir an einem Fallbeispiel im Dezember berichtet. Dass dies auch Abmahnungen zur Folge haben kann, zeigte bereits ein Bericht aus dem November.

Kommentare  

#3 Hartmann 2017-02-15 09:22
Es geht auch einfacher. Betrüger haben mit meinen Firmendaten aber mit falscher Anschrift auf Amazon einen Shop eröffnet. Die Grundgebühren wurden von meinem Firmenkonto abgebucht. Selbstverständl ich habe ich das Geld zurückbuchen lassen.

Aber mein Kontakt zu Amazon zeigte die eingeschränkten Möglichkeiten der Hotline. Sie haben zwar Verständnis gezeigt, aber auf die Abteilung in Irland verwiesen, die auch für die Hotline NICHT erreichbar ist.

Meine ausführlichsten Emails an Amazon wurden nicht bearbeitet, da ich keinen "Amazon-Account " habe. Oder wie das heißt. Dies hatte ich zwar geschrieben, aber nur die Standardantwort en von inkompetenten Mitarbeitern erhalten.

Auch die Staatsanwaltsch aft, die auf meine Anzeige hin ermittelte, konnte die Abbuchungen nicht stoppen lassen.

Zwischenzeitlich hat sich wohl einer erbarmt und die Abbuchungen gestoppt. Hat nur 9 Monate gedauert.
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#2 Michael Hartmann 2017-02-15 08:48
Guten Morgen,

also so ganz verstehe ich das nicht. Amazon hat doch die Identifikation in 2 Schritten eingeführt. Will ich mich bei Amazon einloggen, benötige ich einen SMS-Code, den Amazon auf mein Handy schickt.
Wie kann denn ein Shop da noch geknackt werden? Oder haben die betroffenen Händler vielleicht dieses 2-Schritt-Verfa hren nicht aktiviert? Dann wird es aber höchste Zeit.
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#1 George 2017-02-15 08:45
Es ist ja nicht nur, das die Fake Shops durch die gehackten Zugangsdaten Ihre Artikel Bereitstellen, sondern es geht noch viel einfacher. Wie es uns nahezu täglich ergeht, setzen die Fake-Shops einfach auf vorhandene Artikel auf, bieten unsere Artikel dann zu einem drittel des Preises und verlinken diese Artikel mit Ihren Fake-Shops. Bei uns werden nahezu mehr als 50 Artikel angegriffen. Bei unseren Artikelbewertun gen, schreiben dann die Kunden, das wir mit falschen Angeboten und Preisen locken um dann die Kunden abzuzocken. Keine Frage, das hier schon einige Kunden auf die Fake-Shops hereingefallen sind, aber der Schaden für jeden einzelnen Händler, ist weitaus höher, als hier beschrieben. Amazon schert sich einen dreck darum diese Situation einzudämmen. Zwar werden diese Fake-Händler innerhalb eines Tages entfernt, nach Meldung, sind aber am nächsten Tag mit voller Stärke wieder vorhanden. Und so geht es jetzt bereits seit März 2016 ohne jegliche Änderung. Die sogenannten Fake-Händler setzen immer auf Artikel auf, die gut bewertet sind (5 Sterne) oder durch Kampagnen beworben werden.
Hier steckt ein richtiges System dahinter. Erstaunlich, das Amazon, die doch immer sehr auf Ihren ruf besinnt sind, hier Massenhaft Kunden verprellt. Wir haben schon mindestens mehr als 100 Kunden gehabt, denen wir das Spiel erklären mussten, da Sie mit dem Kauf nicht Klar gekommen sind und sich wunderten, warum wir so teuer sind. Man muss sich nur einmal vorstellen, wieviele Shops und Artikel davon betroffen sind, wieviele Kunden doch darauf hereinfallen und wie groß der Schaden insgesamt ist. Da wundert man sich doch sehr, das Amazon (mit gutem Ruf) das alles so in kauf nimmt.
Als Händler sind unsere Einnahmen seit einem Jahr um mehr als zwei drittel eingebrochen. Wir sind zutiefst enttäuscht davon, mit welcher Ignoranz Amazon unsere Mitteilungen zur Kenntnis nimmt um das Problem endlich in den Griff zu bekommen.
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