WeMarket will den globalen B2B-Markt revolutionieren

Veröffentlicht: 05.08.2015 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 05.08.2015

Der Handel zwischen Markenherstellern und Händlern läuft selbst in der digitalen Welt noch immer so ab, wie schon vor mindestens zehn Jahren. Dies soll sich nun ändern. Mit dem heute weltweit startenden B2B-Marktplatz WeMarket drängt ein neuer Player auf diesen wachsenden Markt. Wir haben mit CCO Gijs van den Broek und CFO Patrick Steenkist über die Idee hinter WeMarket gesprochen.

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(Bildquelle B2B: Alexander Supertramp via Shutterstock)

Der B2B-Sektor im Online-Handel hat viel Potenzial. Und tatsächlich gibt es vereinzelt bereits Marktplätze, die in diesem Bereich versuchen ihren Anteil zu sichern. Die wohl bekanntesten B2B-Marktplätze sind dabei Amazon Business und Alibaba. Nun drängt ein weiterer Player auf den Markt: Mit WeMarket startet heute ein global agierender B2B-Marktplatz, der es Händlern und Großhändlern erleichtern soll, direkt mit Markenherstellern in Kontakt zu treten. Einschränkungen bezüglich handlungsfähiger Produkte soll es dabei keine geben. Die Mitgliedschaft kostet sowohl für Hersteller als auch für Händler und Großhändler 500 US-Dollar pro Jahr.

Bereits zum Start große Mitgliederbasis vorhanden

Das Ziel von WeMarket ist es, den Handelsteilnehmern ein sicheres Handelsumfeld zu bieten, damit diese wiederum ungestört ihrem Geschäft nachgehen zu können. Bereits zum Start verfügt der B2B-Marktplatz über eine breite Mitgliederbasis aus dem Mode-, Verbraucherelektronik- und Einzelhandelsbereich. Bekannte Marken sind unter anderem T-Mobile und Phillips. „Wir haben im letzten Jahr mit über 100 globalen und lokalen Herstellern gesprochen“, erzählt Gijs van den Broek, Chief Commercial Officer von WeMarket, im Gespräch mit OnlinehändlerNews. „Im Bereich Consumer Electronics haben sämtliche Unternehmen aus Deutschland Interesse an WeMarket gezeigt. Und alle haben gesagt: ‚Das ist etwas Einzigartiges. Das ist etwas, was wir unterstützen wollen.‘“

WeMarket will zudem vor allem durch eine einfache und sichere Handhabung bei seinen Nutzern punkten. Mithilfe eines personalisierten Dashboards, das gespeicherte Suchanfragen, Produktvorschläge und vorgemerkte Warenangebote anzeigt, erhalten Mitglieder des B2B-Marktplatzes in Echtzeit grenzüberschreitende Produkt- und Marktinformationen. Dabei sieht das Konzept vor, dass Anbieter und Abnehmer in direktem Kontakt miteinander treten und ihre Transaktionen mit dem kleinstmöglichen Aufwand und ohne Zwischenhändler abwickeln können. „Bisher war es für Markenhersteller unheimlich teuer, auf neue Märkte zu expandieren. Denn die traditionellen Handelsstrukturen setzen oft den persönlichen Kontakt voraus und das bedeutet wiederum, dass man entweder erst hinfliegen muss oder auf örtlichen Messen seine Produkte ausstellt. Mit WeMarket erhalten Hersteller Zugang zu internationalen Händlern und Großhändlern. Und das alle nur mit einem Mausklick“, erklärt van den Broek.

© WeMarket – Personalisiertes Dashboard
© WeMarket – Personalisiertes Dashboard

WeMarket Karma soll Sicherheit gewährleisten

Der Punkt Sicherheit liegt den Gründern besonders am Herzen, weswegen sie mit WeMarket Karma einen neuartigen Sicherheitsindex geschaffen haben. „Es ist ein sehr anspruchsvoller Algorithmus, der auf 25 Merkmalen basiert und sich über die Zeit verändert“, so van den Broek. Der Sicherheitsindex setzt sich unter anderem aus Informationen zum Benutzerprofil, Kundenbewertungen und Auswertungen zum Kauf- und Verkaufsverhalten zusammen. Damit wird die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit jedes Geschäftspartners deutlich gekennzeichnet. „WeMarket Karma erlaubt jedem Mitglied, egal ob Käufer oder Verkäufer, zu sehen, wie sich das andere Mitglied bisher verhalten hat und ob es sicher ist, mit ihm oder ihr Geschäfte zu machen. Zum ersten Mal gibt es im globalen Handel eine Online-Reputation, die jeden sofort sehen lässt, ob der Geschäftspartner seriös ist und sich an die gesetzten Vorgaben – wie zum Beispiel Vertriebsbeschränkungen – hält.“

Neben Dun & Bradstreet (Geschäfts- und Bonitätsprüfung) gehören zu den Partnern von WeMarket: IDchecker (Identitätsprüfung), PayPal (B2B-Zahlungen), UPS (Versand und Abfertigung), SGS (Qualitätsprüfung) und Bird&Bird (Handelsverträge).

Das Ziel von WeMarket ist es, den internationalen Handel nachhaltig zu verändern. Auf der folgenden Seite können Sie das vollständige Interview mit Gijs van den Broek – Chief Commercial Officer und Partner – sowie Patrick Steenkist – Chief Financial Officer und Partner – nachlesen.


Wir haben mit Gijs van den Broek – Chief Commercial Officer und Partner – sowie Patrick Steenkist – Chief Financial Officer und Partner – über WeMarket gesprochen und uns erklären lassen, was den WeMarket von den anderen Markplätzen unterscheidet und woher die Motivation stammt, einen solchen Marktplatz zu eröffnen.

OnlinehändlerNews: WeMarket ist eine Neugründung von Bas Beerens, dem Gründer von WeTransfer. Mit WeTransfer können große Datenmengen problemlos verschickt werden. Wie passt WeMarket da hinein? Wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen B2B-Marktplatz zu starten?

Gijs van den Broek: Das hängt mit den Erfahrungen des Gründers Bas Beerens zusammen. WeTransfer wurde damals aus einer praktischen Notwendigkeit heraus gegründet. Bas war vorher Chef der Kommunikationsagentur OY Communications und musste, um Kunden größere Datenmengen zukommen zu lassen, extra FDP-Server aufsetzen lassen. Da dies nicht gerade einfach ist, suchte er nach einer einfacheren Methode und entwickelte schließlich WeTransfer. Und mit WeMarket ist ganz ähnlich. Bas hatte nämlich überlegt, einen Fashion-Onlineshop zu starten. Und dabei stellte er fest, wie schwer es ist, als Neuling überhaupt an die Hersteller heranzukommen. Kurz gesagt: Der Marktplatz wurde aus der Erfahrung heraus gegründet, dass es für international tätige Unternehmen extrem schwer ist, die richtigen Lieferanten zu finden und andersrum.

Inwiefern unterscheidet sich WeMarket von den anderen B2B-Marktplätzen wie zum Beispiel Amazon Business und Alibaba?

Gijs van den Broek: WeMarket ist tatsächlich eine völlig neue Kategorie von Marktplatz. Denn normalerweise handeln Brands nicht selbst auf B2B-Marktplätzen. Neben der Tatsache dass die Markenhersteller selbst handeln, bieten sie zudem auch ihre vollständige Produktpalette auf WeMarket an. Entsprechend können sowohl Vorverkäufe als auch übrig gebliebene Ware aus der letzten Saison und natürlich auch aktuelle Produktlinien gehandelt werden. Und tatsächlich ist dies einmalig – denn auf WeMarket können Markenhersteller selbst und sogar die komplette Lieferkette untereinander handeln.

Wir sind zu einhundert Prozent auf den B2B-Handel orientiert. Und so werden auch nur Unternehmen bei uns Mitglied. Verbraucher erhalten keinen Zugang zu WeMarket, was es zu einem äußerst angenehmen Handelsplatz macht. Denn wenn die Verbraucher sehen würden, zu welchen Preisen die Waren gehandelt werden, würden viele fragen, warum sie am Ende so viel Geld bezahlen müssten. Um sicherzustellen, dass tatsächlich nur Unternehmen bei uns handeln, arbeiten wir mit Dun & Bradstreet – dem größten Dienstleister für business-to-business-Wirtschaftsinformationen der Welt – zusammen.

Ein weiterer Unterscheidungspunkt ist unser Geschäftsmodell. Die registrierten Mitglieder von WeMarket zahlen lediglich einen Jahresbeitrag in Höhe von 500 US-Dollar und können dafür unbegrenzt viele Transaktionen oder Deals tätigen (inklusive Identitäts- und Kreditwürdigkeitsprüfung). Wir wollen keine Kommissionsgebühren oder ähnliches.

Welche Marken konnten für WeMarket bereits gewonnen werden?

Gijs van den Broek: Wir haben im letzten Jahr mit über 100 globalen und lokalen Herstellern gesprochen – zum Beispiel mit T-Mobile und Phillips. Und natürlich werden auch in Deutschland ansässige Firmen auf WeMarket vertreten sein. Um nur einen kleinen Einblick zu geben: Im Bereich Consumer Electronics haben sämtliche Unternehmen aus Deutschland Interesse an WeMarket gezeigt. Und alle haben gesagt: ‚Das ist etwas Einzigartiges. Das ist etwas, was wir unterstützen wollen.‘

Was WeMarket für Hersteller so interessant macht, ist das Angebot an Kontrollmöglichkeiten. Anbieter können kontrollieren, wann und an wen sie ihre Produkte verkaufen wollen. Das gewährleisten wir durch sehr viele Anpassungs-Funktionen. Wenn Produkte zum Beispiel nur in Deutschland verkauft werden sollen, werden diese auch nur Deutschland Händlern angezeigt. Dadurch, dass wir global aufgestellt sind, ist es aber auch viel einfacher in neue Märkte zu expandieren. Bisher war es für Markenhersteller unheimlich teuer, auf neue Märkte zu expandieren. Denn die traditionellen Handelsstrukturen setzen oft den persönlichen Kontakt voraus und das bedeutet wiederum, dass man entweder erst hinfliegen muss oder auf örtlichen Messen seine Produkte ausstellt. Mit WeMarket erhalten Hersteller Zugang zu internationalen Händlern und Großhändlern. Und das alle nur mit einem Mausklick.

Ein weiterer Vorteil: Auf WeMarket kann anonym – oder wie wir es nennen: inkognito – gehandelt werden. Der Name des Verkäufers wird erst sichtbar, wenn der Käufer das Angebot akzeptiert. Außerdem entwickeln wir weitere Features, die aber erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden, um die Kontrolle für Anbieter weiter zu erhöhen.

Wie funktioniert WeMarket? Haben die Hersteller und Händler die Möglichkeit zu handeln oder ist es eher ein typisches Shopping-Modell?

Gijs van den Broek: WeMarket ist ein unabhängiger Marktplatz. Wir bringen Angebot und Nachfrage zusammen. Wir sein kein Online-Shop. Wenn ein Käufer etwas von einem Verkäufer kaufen will, klickt er auf den Anfrage-Button und kann dann entweder via Telefon oder via E-Mail oder über das WeMarket-Nachrichtensystem die Transaktion abschließen.

Die anvisierten Ziele bis Mitte 2016 ein Handelsvolumen von über 500 Millionen US-Dollar und mindestens eine Million Mitglieder zu erreichen, sind sehr hoch. Wie wahrscheinlich ist es, dass das erreicht wird?

Patrick Steenkist: Tatsächlich ist es sehr ambitioniert die 1-Million-Mitglider-Marke bis Mitte 2016 zu erreichen. Wenn man allerdings bedenkt, dass bei Dun & Bradstreet – dem größten Dienstleister für business-to-business-Wirtschaftsinformationen der Welt – rund 170 bis 175 Millionen Unternehmen gelistet sind, erscheint unser Ziel gar nicht mehr so hoch.

Auch 500 Millionen US-Dollar Handelsumsatz klingt im ersten Moment viel. Jedoch darf man nicht vergessen, dass wir ein B2B-Marktplatz sind. Wenn man sich in diesem Bereich die großen Deals ansieht, sind wir da ganz schnell bei Werten um die 2.000.000 bis 3.000.000 US-Dollar oder sogar noch höher. Manchmal haben Hersteller 10.000 bis 100.000 Artikel im Lager und wenn diese auf einen Schlag an einen Großhändler gehen, kann der Betrag ganz schnell sehr hoch werden.

Zudem verfügen viele Marken, mit denen wir gesprochen haben, bereits über ein sehr großes Handelsnetzwerk. In den Gesprächen wurde deutlich, dass die Hersteller durchaus dazu bereits sind, ihr Netzwerk mit auf WeMarket zu integrieren. Diese Bereitschaft zeigt, wie hoch das Interesse bereits an uns ist.

Wie wird WeMarket finanziert?

Patrick Steenkist: Das ist vergleichbar mit WeTransfer – wobei WeTransfer mittlerweile einen Investor mit an Bord hat. Wir haben angefangen, WeMarket vor rund zweieinhalb Jahre zu entwickeln und mittlerweile ist das Team auf 20 Personen angewachsen. Bisher sind wir zu 100 Prozent aus Eigenkapital finanziert und wir haben auch vor, das so bei zu behalten. Das heißt, wir sind nicht auf der Suche nach Investoren.

Mit WeMarket Karma soll für Sicherheit gesorgt und Vertrauen geschaffen werden. Wie funktioniert das?

Gijs van den Broek: Sicherheit ist ein Aspekt, auf den wir besonders viel Wert legen, da wir wissen, dass dies ein kritisches Thema ist. Wir haben das Vertrauensproblem zwischen Käufern und Verkäufern mit der Einführung von WeMarket Karma gelöst.

WeMarket Karma ist ein Sicherheitsindex. Es ist ein sehr anspruchsvoller Algorithmus, der auf 25 Merkmalen basiert und sich über die Zeit verändert. Der Index berechnet sich sowohl aus statischen als auch aus dynamischen Informationen. Letztere meinen zum Beispiel, wie schnell man Anfragen von anderen Mitgliedern beantwortet oder wie viele Produkte man auf WeMarket anbietet. Die dritte Kategorie hat den Punkt Relevanz zum Thema. Gemessen werden hier Werte wie zum Beispiel wie viele Produkte von anderen Mitgliedern mit einem Bookmark versehen sind oder wie viele Deals geschlossen wurden. Das alles wird zu einem Wert zusammen gerechnet: zum Wemarket Karma.

WeMarket Karma erlaubt jedem Mitglied, egal ob Käufer oder Verkäufer, zu sehen, wie sich das andere Mitglied bisher verhalten hat und ob es sicher ist, mit ihm oder ihr Geschäfte zu machen. Zum ersten Mal gibt es im globalen Handel eine Online-Reputation, die jeden sofort sehen lässt, ob der Geschäftspartner seriös ist und sich an die gesetzten Vorgaben – wie zum Beispiel Betriebsbeschränkungen – hält.

Nach dem Prinzip des Karmas steigt der Wert je nach Verhalten. Wenn sich ein Mitglied gegenüber den anderen positiv verhält, wird das Karma steigen und entsprechend wird er für andere Händler zu einem immer attraktiveren Geschäftspartner. Andersrum sinkt das Karma natürlich auch, wenn man sich nicht an die Regeln hält. Entsprechend ist WeMarket Karma ein selbstregulierendes System. Tatsächlich kann man auch mit einem schlechten bzw. unterdurchschnittlichen Karma Mitglied bleiben, jedoch wird dann niemand mehr mit einem Geschäfte machen wollen.

Patrick Steenkist: WeMarket kann in diesem Zusammenhang auch als Community-Marketplace verstanden werden. Wir sind darauf bedacht unseren Mitgliedern beim Handel zu helfen und unterstützen sie mit Daten – eben wie das WeMarket Karma oder WeMarket Insights. Die Comunity hingegen kommuniziert Missstände entweder untereinander weiter oder an uns. Uns ist der Comunity-Gedanke sehr wichtig, denn dieser ist auch im traditionellen Handel sehr ausgeprägt.

 

Über die Interviewpartner:

Gijs van den Broek Gijs van den Broek ist Chief Commercial Officer und Partner bei WeMarket. Er konnte über die Jahre umfangreiche Erfahrungen im internationalen Handel sammeln und bekleidete mehrere Management-Positionen bei unterschiedlichen StartUps und großen Unternehmen wie TUI Travel und Air France-KLM.

 

 

 

 

Patrick Steenkist Patrick Steenkist ist Chief Financial Officer und Partner bei WeMarket. Bei KPMG sammelte er Erfahrungen in den Bereichen Finanzen, Führung und Unternehmensberatung. In seiner 20 jährigen Laufbahn war er in unterschiedliche nationale und internationale Projekte involviert.

 

 

 

Das Interview wurde telefonisch auf Englisch geführt und von der Redaktion übersetzt.

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