Rocket IPO: "Tja, Fehlstart."

Veröffentlicht: 07.10.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 07.10.2014

Rocket Internet und Zalando sind vergangene Woche an die Börse gegangen – mit wenig Erfolg. Der erhoffte Aufschwung blieb aus, die Aktienkurse der beiden Unternehmen legten zunächst eine Talfahrt hin. Was bedeutet das für die Tech-Branche?

© Onypix - Fotolia.com

Vergangene Woche war es endlich so weit: Zalando und Rocket Internet haben ihren IPO vollzogen – ein Ereignis, auf das die gesamte E-Commerce- und StartUp-Branche monatelang hingefiebert hatte. Die Börsengänge sollten Technologie-Unternehmen in ganz Europa beflügeln: Seit der Dotcom-Blase von 2000 war das Verhältnis zwischen Aktionären und Technologie-Unternehmen stark angekratzt. Rocket Internet will dieses Vertrauen wiederherstellen und beweisen, dass Internet-Unternehmen auch Substanz haben.

Dieser Plan ist zunächst gescheitert: Die Zalando-Aktie stieg am Mittwoch mit einem ersten Kurs von 24,50 Euro in den Markt ein – zwölf Prozent mehr als der Ausgabepreis von 21,50 Euro. Kurz danach fiel der Kurs aber wieder und hat sich inzwischen bei knapp 19 Euro eingependelt. Rocket Internet startete einen Tag später mit einem ersten Kurs, der genau dem Ausgabepreis von 42,50 Euro entsprach. Dann ging es bergab, der Preis erreichte mitunter Tiefen von 35,50 Euro.

Getrübte Stimmung auf dem Parkett

Ist das das Ende des großen Traums, zum europäischen Alibaba werden zu wollen? Das chinesische Unternehmen hatte bei seinem Börsengang einen phänomenalen Kursanstieg von 40 Prozent verbucht. Rocket Internet und Zalando konnten diese Marke nicht nur nicht erreichen, sondern haben auch ein dickes Minus vor ihrer Kursentwicklung stehen. Die Stimmung beim Börsenstart von Rocket Internet sei – wenig überraschend – „unterkühlt bis bedröppelt“ gewesen, wie die FAZ herausstellt.

„Wie erwartet, eine Luftnummer“, zitiert die FAZ einen Börsenhändler. „Tja, Fehlstart“, kommentiert ein anderer auf dem Parkett. Auch das Wall Street Journal hat Stimmen der Börsianer eingefangen. So bezeichnete ein Händler das Börsendebüt von Rocket Internet als „Enttäuschung“. Die Stimmung auf dem Börsenparkett in Frankfurt sei am Mittwoch und Donnerstag entsprechend trüb gewesen.


 

Aber was bedeutet das für die Branche, die den Börsengang als wegweisend betrachtet hat? Laut Wall Street Journal haben die unglücklichen Börsengänge von Rocket und Zalando die Stimmung im gesamten Technologie-Sektor verschlechtert. „Beide Börsengänge haben Signalwirkung für die gesamte deutsche Tech-Branche“, so das Magazin. „Sie galten auch als Test, ob Anleger nach dem Absturz des Neuen Marktes um die Jahrtausendwende wieder bereits sind, ihr Geld in Internet-Unternehmen zu investieren. Mit der Enttäuschung beider Börsenstarts könnten nun auch weitere Börsenaspiranten unter deutschen Tech-Unternehmen […] ihre Pläne zurückstellen.“

Oliver Samwer sieht diese Entwicklung – zumindest vordergründig – erst einmal nicht allzu tragisch: Sein Blick ist auf den langfristigen Verlauf der Geschäfte gerichtet, betont der Rocket-Chef der FAZ zufolge. „Mein Fokus liegt auf der Führung des Unternehmens. Man kann den Erfolg nicht anhand der Kursentwicklung über einen Tag oder einen Monat definieren“, so Samwer.

"Völlig unsinnige Überbewertung"

Ganz unrecht hat er nicht: Einen einzigen Tag als Indikator für den langfristigen Erfolg zu sehen ist zweifellos unsinnig. Trotzdem muss sich Rocket Internet nun auf dem harten Aktienmarkt noch stärker als zuvor beweisen. Bereits im Vorfeld hatten Marktexperten Kritik an dem Unternehmen und Zweifel an dem Börsengang geäußert.

Vor allem die hohe Bewertung, die kurz vor dem Börsengang durch die Investitionen der PLDT und von United Internet um eine Milliarde Euro nach oben getrieben wurde, und die intransparente Holding-Struktur wurden kritisiert. Mit dem angesetzten Ausgabepreis von 42,50 Euro wurde Rocket Internet mit rund 6,5 Milliarden Euro bewertet. „Das ist ein Zeichen für eine völlig unsinnige Überbewertung am Markt“, so ein Händler laut Wall Street Journal.

Der Kurs, bei dem sich die Rocket Aktie nun eingepegelt hat, entspricht in etwa der unteren Grenze der Bookbuilding-Spanne von 35,50 Euro. Hätte Rocket Internet also nicht das Maximum aus seinem Ausgabepreis herausholen wollen, wäre der Kurs vielleicht nicht derart stark abgestürzt. Vielleicht. Aber die Samwer-Brüder haben sich ohnehin noch nie dadurch ausgezeichnet, dass sie den sicheren, bequemen Weg wählen. Für sie gehört das Risiko zum Geschäft.

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