Schnelllieferdienst

Gorillas springen offenbar die Kunden ab – und jetzt auch ein Investor

Veröffentlicht: 23.08.2021 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 23.08.2021

Gorillas steckt weiter in Schwierigkeiten: Das Wachstum des Unternehmens ist offenbar ausgebremst, die Zahl der wöchentlich aktiven Kunden sollen internen Dokumenten zufolge seit Anfang Juli über mehrere Wochen rückläufig gewesen sein, berichtet das Wirtschaftsmagazin Capital. Konkret sei die Zahl von 170.000 wöchentlich aktiven Kunden um etwa fünf Prozent gesunken. Es sei das erste Mal in der etwa einjährigen Firmengeschichte, dass die Kundenzahl gesunken ist.

Für Gorillas kommt diese Entwicklung zur Unzeit: Das Unternehmen soll sich derzeit auf Investorensuche befinden, über einen Verkauf an den Investor Doordash wurde erst kürzlich spekuliert. Mit einem starken Wachstum hätte der Schnelllieferdienst großes Potenzial, mögliche Geldgeber zu begeistern.

Rückgängige Kunden- und Auftragszahl

Die Kundenzahl scheint dabei nicht die einzige Metrik, die derzeit schwächelt: Internen Unterlagen zufolge müsse ein Gorillas-Standard mindestens 1.100 Bestellungen am Tag erreichen, um einen positiven Deckungsbeitrag zu erzielen, heißt es bei Capital. Aber: „Selbst die erfolgreichsten Warenlager blieben Ende Juli jedoch unter 900 Bestellungen pro Tag“, schreibt das Magazin. Sorgenkind scheint vor allem das Warenlager Prenzlauer Berg zu sein: Hier habe sich die Zahl der abgewickelten Aufträge halbiert. 

Über die Gründe dieser Entwicklung kann man nur mutmaßen. Die Negativ-Schlagzeilen der vergangenen Wochen und Monate, etwa ein Datenleck und die Streiks samt heftiger Kritik an den Arbeitsbedingungen bei dem 10-Minuten-Lieferdienst, haben am Image gekratzt. Dazu kommt, dass sich inzwischen immer mehr Konkurrenten auf dem Markt tummeln: Wolt, Flink, Getir und Foodpanda kämpfen um die Gunst der Kunden im sogenannten Quick-Commerce-Markt. 

Doordash zieht den Stecker

Nun springt Gorillas offenbar auch Doordash als potenzieller Investor ab: Medienberichten zufolge sei der Deal „auf den letzten Metern geplatzt“, heißt es bei Capital. Doordash war als federführender Investor in der aktuellen Finanzierungsrunde des Lieferdienstes im Gespräch, wollte sich offenbar mit 400 bis 500 Millionen Euro beteiligen. Nun heißt es, Gorillas und der Investor hätten sich nicht auf eine Strategie einigen können. Gorillas wollte die Medienberichte nicht kommentieren.

Doordash scheint derweil den eigenständigen Einstieg in den deutschen Markt zu erwägen: Wie t3n.de berichtet, wolle der Anbieter „jetzt auch ohne Gorillas durchstarten“ und suche bereits Mitarbeiter dafür, wie schon länger bekannt ist. Über Deutschland scheint dann der Einstieg in den europäischen Markt weitergeführt werden zu sollen: Eine Expansion nach Großbritannien stehe bereits im Raum. Auf dem Quick-Commerce-Markt wird der Konkurrenzdruck dadurch noch größer.

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