Nach Beschwerde von Slack

EU-Kommission ermittelt gegen Microsoft wegen unfairer Praktiken

Veröffentlicht: 28.07.2023 | Geschrieben von: Julia Petronis | Letzte Aktualisierung: 28.07.2023
Smartphone mit Teams-App vor Videokonferenz

Die Corona-Pandemie zwang viele Arbeitnehmende heraus aus den Konferenzräumen der Unternehmen vor die Kamera des heimischen Computerbildschirms, denn Videokonferenzen bestimmten ab sofort den Arbeitsalltag. Zwar sind inzwischen viele Mitarbeitende wieder in die Büros zurückgekehrt, doch die Treffen im virtuellen Meetingraum sind geblieben. Kein Wunder also, dass zu Zeiten der Pandemie Konferenzsoftware einen enormen Aufschwung erlebte. Zu den Gewinnern der Pandemie gehören daher Unternehmen wie Slack, Zoom aber auch der Software-Konzern Microsoft mit seiner virtuellen Plattform Teams. 

Doch möglicherweise verknüpft Microsoft seine Kommunikationsplattform Teams mit anderen Produkten und verstößt somit gegen Wettbewerbsrecht. Konkurrent Slack hatte sich beschwert und damit die Wettbewerbshüter der Europäischen Kommission auf den Plan gerufen. Wie die Brüsseler Behörde gestern mitteilte, wurde nun ein Kartellverfahren gegen Microsoft eingeleitet.

Vorwurfs des Missbrauchs der Marktmacht steht im Raum

Die Brüsseler Wettbewerbshüter überprüfen aktuell den Verdacht, Microsoft habe seine Marktmacht missbraucht. Der Vorwurf: Microsoft hindere Konkurrenten daran, im Bereich der Kommunikationssoftware erfolgreich zu sein. Konkurrent Slack hatte sich bereits im Jahr 2020 über das Vorgehen von Microsoft beschwert. Nach mittlerweile drei Jahren hält die Kommission den Verdacht nun für ausreichend begründet, sodass gegen Microsoft ermittelt werden kann.

Konkret geht es darum, ob Microsoft unerlaubterweise seine Teams-Software zusammen im Paket mit den marktbeherrschenden Office- und Microsoft 365-Produkten angeboten hat. Außerdem werde, nach Informationen der Süddeutschen Zeitung, ermittelt, ob das Unternehmen die Interoperabilität von Konkurrenzprodukten mit seinem Office-Programmen erschwert habe. 

„Märkte müssen wettbewerbsfähig bleiben”

EU- Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager betonte in einer Pressemitteilung, wie unverzichtbar Lösungen zur virtuellen Kommunikation für viele Unternehmen sind und dass sichergestellt werden müsse, „dass die Märkte für diese Produkte wettbewerbsfähig bleiben und Unternehmen die Produkte wählen können, die ihren Bedürfnissen am besten entsprechen”. 

Die Kommission sieht die Konkurrenzfähigkeit anderer Anbieter von Videokonferenzen in Gefahr, wenn ein Großteil der Unternehmen ohnehin Office-Produkte nutzt und Microsoft Teams zu einem geringen Aufpreis anbietet und dieses auch noch als einzige Kommunikationsplattform problemlos mit anderen Anwendungen zusammen funktioniert. 

Microsoft versuchte Verfahrenseröffnung zu verhindern

Der US-Konzern kündigte nun an, weiterhin eng mit der EU-Kommission zusammenarbeiten zu wollen und sich zu bemühen, die Bedenken auszuräumen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters hat Microsoft wohl Zugeständnisse, wie das Absenken des Preises des Office-Produkts ohne die Teams-App, angeboten, um eine Eröffnung des Kartellverfahrens abzuwenden. Der Europäischen Kommission reichte das jedoch nicht und forderte eine stärkere Preissenkung. Wie eine Sprecherin der Kommission mitteilte, hat Microsoft „noch keinen Vorschlag unterbreitet, der unsere Bedenken ausräumen würde.”

Sehen die Brüsseler Wettbewerbshüter den Verdacht als bestätigt an, droht Microsoft eine Geldbuße von bis zu zehn Prozent seines Jahresumsatzes.

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