Wer bei Amazon gewerblich handeln möchte kann dies nur, wenn er zu seinen Produkten auch eine sog. GTIN-Nummer angeben kann. Mittlerweile verlangt auch Ebay die Angabe von GTIN-Nummern in vielen Kategorien. Bei den betroffenen Online-Händlern selbst herrscht jedoch weitestgehend Unklarheit über die rechtlichen und tatsächlichen Voraussetzungen der Verwendung der Nummer. Wir haben daher jemanden gefragt, der es wissen muss. GS1 Germany beantwortete uns die wichtigsten Fragen zu Kauf und Verwendung von GTIN-Nummern.
(Bildquelle Barcode: Shutter_M via Shutterstock)
Frank Metz: Die sogenannte Global Trade Item Number (GTIN), ehemals EAN bzw. UPC, ist wie ein Fingerabdruck für Produkte und Unternehmen im nationalen und internationalen Geschäftsverkehr. Denn sie identifiziert Artikel, Dienstleistungen und Unternehmen weltweit eindeutig und überschneidungsfrei – zum Beispiel an der Scannerkasse, im Wareneingang oder in Produktkatalogen.
Für Online-Händler ist das Thema derzeit verstärkt relevant. Hintergrund ist, dass immer mehr Hersteller und Händler ihre Waren nicht nur in ihrem eigenen Online-Shop vertreiben, sondern auch über Marktplätze wie Amazon oder Ebay. Und um das vielseitige Angebot für Nutzer anwenderfreundlicher zu strukturieren und eigene Prozesse effizienter zu gestalten, fordern Online-Marktplätze – darunter auch Amazon und Ebay – und Suchmaschinen wie Google verstärkt eine eindeutige Produktidentifikation der angebotenen Waren mit der globalen Artikelnummer GTIN. Auf Basis strukturierter Produktdaten können sie die Vielzahl der angebotenen Produkte kundenfreundlicher sortieren. Denn wenn zu allen Produkten die gleichen Attribute an Informationen hinterlegt sind, finden Käufer schneller, was sie suchen. Außerdem können Produkte dank GTIN zügig und ohne manuellen Aufwand in die eigenen Warenwirtschaftsprozesse übernommen werden. Für Marktplätze heißt das: mehr Effizienz und zufriedenere Kunden. Voraussetzung ist dabei aber, dass die globale Artikelnummer auf dem vorgesehenen, legalen Weg erworben wird. Nur so ist sichergestellt, dass die hinterlegten Informationen mit dem richtigen Hersteller oder Händler sowie Produktmerkmalen übereinstimmen.
Konkrete Tipps für den erfolgreichen und rechtsicheren Verkauf auf Online-Marktplätzen gibt GS1 Germany übrigens am 19. April 2016 im Rahmen des kostenlosen Webinars „Expert Talk Special – How to sell on Marketplaces“.
Die GTIN-Vergabe wird von GS1 mit seinen über 110 Länderorganisationen koordiniert. In Deutschland ist GS1 Germany die einzige autorisierte Vergabestelle für GS1 Basisnummern – die Voraussetzung für die Bildung der weltweit eindeutigen und überschneidungsfreien globalen Artikelnummer GTIN. Sie gewährleistet saubere Artikeldaten in Produktkatalogen, in der Lagerverwaltung und in der Warenwirtschaft und ermöglicht automatisierte und sichere Warenwirtschaftsprozesse vom Hersteller über den Logistikdienstleister und Händler bis zum Endverbraucher. Generell gilt: Basisnummern, die mit dem Länderpräfix für Deutschland beginnen – nämlich „400“ bis einschließlich „440“ – dürfen nicht von Internetanbietern verkauft werden, sondern nur von GS1 Germany.
Es gibt immer wieder Anbieter, die entweder einzelne oder mehrere GTIN illegal verkaufen. Die Käufer sind nicht berechtigt, diese illegalen Nummern zu nutzen und können abgemahnt werden. Hintergrund ist: Wenn eine globale Artikelnummer beispielsweise von mehreren Unternehmen für unterschiedliche Produkte genutzt wird, führt das zu Störungen im Waren- und Datenverkehr zwischen Geschäftspartnern und Dienstleistern – zum Beispiel an Scannerkassen, in IT-Systemen oder auch bei der Lagerverwaltung. Die Konsequenzen sind erheblich und reichen von unpassenden Angeboten für Online-Shopper bis hin zur Gefährdung des weltweit überschneidungsfreien GS1 Systems und damit auch von Warenwirtschaftssystemen und Warenflüssen. Das ist auch den Betreibern von Marktplätzen wie Amazon und Ebay bewusst, die mit GS1 auf globaler und nationaler Ebene an einer Lösung dieser Problematik arbeiten.
Wer prüfen möchte, ob eine GTIN auf das richtige Unternehmen registriert ist, kann dies übrigens ganz einfach und selbständig auf der Website www.gepir.de tun.
Das Preismodell für den Erwerb und die GTIN-Nutzung hängt von unterschiedlichen Parametern ab. Der einmalige Bereitstellungspreis richtet sich nach der individuellen Menge der erworbenen Nummern. Der jährliche Nutzungspreis für die globalen Artikelnummern ist nach dem Gesamtumsatz eines Unternehmens gestaffelt. Um alle Unternehmen mit ihren unterschiedlichen Anforderungen bestmöglich zu unterstützen, bietet GS1 Germany mit GS1 Complete ein Leistungspaket passend zum jeweiligen Bedarf. Die genauen Konditionen finden Sie auf www.gs1-germany.de. Aber auch telefonisch oder per E-Mail über service@gs1-germany.de bietet GS1 Germany bei Fragen vor, während und nach dem Kauf Beratung und Auskunft an.
Da die Entwicklung der globalen Standards parallel zu den Entwicklungen in der Warenwirtschaft stetig voranschreitet, benötigen auch kleine Händler Zugriff auf das volle Spektrum der GS1 Standards. Um ihnen den Einstieg in das GS1 System zu erleichtern, bietet GS1 Germany verschiedene Nummernkontingente. Darüber hinaus wird die jährliche Nutzungsgebühr nach Unternehmensumsatz gestaffelt. Kleine Unternehmen zahlen also weniger, große Unternehmen deutlich mehr – und das bei gleichem Leistungsumfang wie etwa individueller Support oder Zugriff auf aktuelle Anwendungsempfehlungen.
Interviewpartner: Frank Metz, Leiter E-Commerce bei GS1 Germany
Kommentare
Das jährliche Lizenzmodell schlägt in seiner seinem Betrag schon ziemlich heftig rein.
Auch ebay und Co. sollten sich für ihre kleinen Händler stark machen, denn ohne diese bliebe nur der graue Einheitsbrei der "Global Player" übrig.
Diesen Abzockern die Möglichkeit zu geben sich hier so zu äußern und ihr "System" zu belobhudeln, halte ich auf einer Plattform die für die Betroffenen gedacht ist auch für Fragwürdig.
wie im Interview erläutert, geht es nicht um die Kennzeichnung mit einer Ziffernfolge als solche, sondern vielmehr um die Bedeutung, die hinter dieser steckt. Die GTIN muss zentral auf das richtige Produkt und Unternehmen registriert werden. Mit selbst gestalteten Nummern dürfte dies nicht gewährleistet sein.
Viele Grüße,
die Redaktion
es gibt keine gesetzliche Pflicht für die Verwendung von GTINs. Einige Plattformen fordern diese jedoch seit einer Weile. Wir empfehlen daher, Ihre Plattform zu kontaktieren, ob auch bei selbst produzierten Produkten eine GTIN angegeben werden soll.
Viele Grüße,
die Redaktion
Man kann sich diese auch ganz einfach selbst erstellen.
Das es einen Schutz für Zahlen gibt, wage ich zu bezweifeln.
Dann könnte man ja auch einen Schutz auf Buchstaben Kombinationen anmelden
und jede Kommunikation abmahnen.
Oder worauf begründet sich der Schutz einer Zahlen Kombination.
Ich fertige Glasperlen nach historischen Vorlagen, muss ich hier dann für jede Perle mit eigenem Muster eine GTIN erwerben? Bei mehreren hundert Perlen im zukünftigen Shop wäre das finanziell auf keinen Fall tragbar.
Gruß
Peter Lösch
vielen Dank für Ihr Feedback. Wir werden dieses für unsere künftige Berichterstattu ng im Hinterkopf behalten.
Viele Grüße,
die Redaktion
Grundsätzlich sollte mal die Frage gestell werden, ob der EAN Händler der einen 100 er Nummerkreis verkauft dieses auch darf.
Gefunden habe ich beispielsweise Nummern von Israel bis Kazachstan. Ich rede nicht von den deutschen Nummern.
Grüßle
Hierbei handelt es sich aber nicht um Produkte, die rein von mir vertrieben werden, sondern von vielen Händlern Deutschlandweit . Wenn ich hier nun für ein Produkt eine GTIN vergebe und mehrere Händler den selben Schritt mitgehen, gibt es auf einem für ein und das selbe Produkt zig verschiedene GTIN Nummern. Oder ein Händler ist der Dumme, kauft für bares Geld die GTIN Nummern und die Konkurrenten hängen sich dankend dran.
Was mir persönlich aufgefallen ist, einige Händler verwenden gerade bei EBAY Fake GTIN Nummern, damit ihre Produkte weiterhin gelistet sind. Wenn man diese bei gepir.de anfragt, erscheint entweder dass die Nummer nicht vergeben wurde oder teilweise auch Firmeneinträge aus den USA.
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