Kolumne: 3… 2… 1… meins! – Ach was: Sofortkauf!

Veröffentlicht: 13.03.2015 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 13.03.2015

Ach, das waren noch Zeiten, als mein Vater nachts um drei vor dem Rechner saß und darüber schimpfte, warum die Ebay-Auktion denn mitten in der Nacht enden muss. Damals, das war vor ungefähr zehn Jahren, ist mir aber bis heute noch im Gedächtnis. Und genau so habe ich Ebay kennen gelernt: Als Schnäppchen-Plattform für Klamotten, Bücher und Technik. Und irgendwie war es auch immer aufregend, wenn ich meinem Vater über die Schultern blicken konnte, wie er drei Sekunden vor Ablauf der Auktion mit mehreren offenen Tabs immer wieder neue Beträge eingab. Die Uhr tickte ohne Erbarmen. Und was war es für eine Freude, wenn man gewonnen hatte! Ach ja, gute alte Zeit.

Bei Ebay gibt es kaum noch Auktionen! – Hello Captain Obvious

Und jetzt? Nach wie vor gibt es Auktionen bei Ebay, aber man muss schon danach suchen. Gute Chancen hat man im Raritäten-Bereich, aber sonst ist es doch eher schwierig. Entsprechend war die Meldung von ChannelAdvisor, dass immer weniger Verkäufe über Auktionen abgeschlossen werden, nicht unerwartet. So wurden im Vergleich zu Februar 2014 diesen Februar 26,2 Prozent weniger Auktionen abgeschlossen. Das ist mehr als ein Viertel weniger! Kein Wunder, dass Ebay sich selbst nicht mehr Auktionshaus nennt.

 

Reaktion auf unseren Artikel zur Rückläufigkeit von Auktionen bei Ebay

 

Aber woran liegt es, dass die Auktionen rückläufig sind? Macht das Jagen denn keinen Spaß mehr? Ist es einfach zu unsicher und zu umständlich? Meine Vermutung: Sowohl als auch.

Aus Sicht des Kunden sind Auktionen langwierig und aufwendig. Schließlich muss man das Angebot beobachten, sich einen Kopf drum machen, was man ausgeben will und am Ende hat man vielleicht einfach Pech, weil jemand anderes 1 Cent mehr geboten hat. Zudem gibt es überall Schnäppchen – gerade in der Zeit zwischen Thanksgiving und Weihnachten werden gern mal bis zu 50 Prozent Rabatt angeboten. Warum sollte sich der Kunde also den Stress machen, wenn das nächste Schnäppchen schon an der nächsten Ecke wartet?!

Auktionen sind einfach zu unsicher

Auf Seiten der Händler sind Auktionen einfach zu unsicher. Schließlich will man ja auch Gewinn machen. Und wenn das Smartphone dann nur zu einem Bruchteil des „geplanten“ Preises verkauft wird, guckt man ganz schön in die Röhre – außer man ist privater Händler und will ein eigentlich noch neues iPhone los werden. Dann gibt Ebay auch schon mal ein Preisversprechen ab.

Aber neben der Tatsache, dass man eventuell auf den Kosten sitzen bleibt, macht es einem der Staat auch nicht unbedingt einfach. Erst im Dezember letzten Jahres wurde das BGH-Urteil zum Schadensersatz für Abbruch einer Ebay-Auktion öffentlich. Inhalt: „Wenn der Käufer keinen triftigen Grund zum vorzeitigen Abbruch der Ebay-Auktion hat, wird ein Kaufvertrag mit dem zum Zeitpunkt des Abbruchs der Auktion Höchstbietenden geschlossen. Will der Verkäufer nicht liefern, muss im Zweifel sogar Schadensersatz leisten.“

Wenn man sowas schon liest, wird einem völlig klar, warum eigentlich niemand mehr eine Auktion bei Ebay durchführen will. Es lohnt sich einfach nicht mehr – sowohl für die Nutzer als auch für die Händler. Und so ist es auch gar kein Wunder, dass Ebay sich sehr schnell von seinem Slogan „3… 2… 1… meins!“ verabschiedet hat.

 

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