Kolumne: Muss man dem Kunden denn alles schenken?

Veröffentlicht: 03.02.2017 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 03.02.2017

Die Regierung hat wieder Pläne, die den Online-Händlern das Leben schwer machen könnten. Ein aktueller Referentenentwurf sieht vor, dass Händler in Zukunft nahezu alle Zahlungsarten in ihren Shops für den Kunden kostenfrei anbieten sollen. Bislang sind Online-Händler dazu verpflichtet, mindestens eine gängige und zumutbare Zahlungsart kostenfrei anzubieten. Für die übrigen Optionen dürfen sie Entgelte verlangen, um die für sie anfallenden Kosten auf den Verbraucher umzulegen.

Jetzt soll aber Schluss damit sein. Alle gängigen und zumutbaren Zahlungsarten – also die Lastschrift, Überweisung, Kreditkarte und weitere Zahlungsarten, die in diese Kategorie fallen – sollen vom Kunden ohne Zusatzkosten genutzt werden können. Die Absicht hinter den Regierungsplänen: Kunden sollen vor unerwarteten Entgeltforderungen geschützt werden, die erst beim Bezahlen ersichtlich werden.

Ein dicker Knüppel zwischen die Beine

Das ist im Grunde auch nicht verwerflich. Ohnehin sollten Händler darauf achten, die Kosten transparent darzustellen, denn sonst sorgen sie nur für unzufriedene Kunden. Wer stellt schon gerne an der Kasse fest, dass zu den bisher erwarteten Kosten noch einige Zusatzkosten auf ihn warten?. Der Referentenentwurf der Regierung schleudert den Händlern aber einen dicken Knüppel zwischen die Beine: Wenn sie die Kosten für die Zahlungsarten nicht mehr auf den Kunden umlegen können, ist das ein weiterer Posten, den sie selbst stemmen müssen. Und schon jetzt sollen Verpackung und Versand nach Wunsch der Kunden kostenfrei sein – auch das sind für den Händler Ausgaben, die er nicht wieder reinbekommt (außer vielleicht über eine Preiserhöhung bei den Produkten, aber dann wartet da ja noch der Wettbewerb...).

 

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Gibt es nicht eine andere Lösung?

Der Referentenentwurf könnte noch einen weiteren Effekt haben: Er könnte die Konsolidierung bei den Zahlungsarten vorantreiben. Wenn ich als Händler für jede angebotene Zahlungsart Gebühren zahlen muss, die ich nicht wieder reinbekomme, wieso sollte ich dann viele Optionen anbieten? Also reduziere ich die verfügbaren Zahlungsarten auf sagen wir mal drei. Blöd nur, wenn dann nicht die vom Kunden bevorzugte dabei ist – weil dann kauft der Kunde auch nicht mehr bei mir. Eine Option wäre natürlich, auch diese Kosten durch eine Preiserhöhung bei den Produkten wieder reinzuholen, aber dann ist da ja wieder dieser Wettbewerb...

Vielleicht könnte man ja darüber nachdenken, dass auf die Kosten für die Nutzung der Zahlungsarten auf einer Sonderseite hingewiesen wird, die in jedem Schritt des Kaufprozesses verlinkt ist? So ist es schließlich in Online-Shops auch schon mit den Versandkosten geregelt und das funktioniert ja wunderbar. Dadurch würden Händler die Kunden transparent über alle möglichen Zusatzkosten informieren und trotzdem ihre Handlungsfähigkeit behalten. Klar, der Kunde sollte vor versteckten Kosten geschützt werden – aber hinterherwerfen muss man ihm ja auch nicht alles.

 

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