Kolumne: Der Fisch auf der Rutsche oder „Wofür, um alles in der Welt, werbt ihr?“

Veröffentlicht: 20.04.2018 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 20.04.2018

Allen, die beim abendlichen Fernsehvergnügen nicht auf Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Prime zurückgreifen, sondern auf die klassischen Fernsehprogramme setzen, dürfte sie in regelmäßigen Abständen über den Weg laufen: TV-Werbung. Besonders zur sogenannten Prime-Time und während beliebten Sendungen kommt man um die kleinen Werbefilmchen nicht herum. Wer diese Pausen nun nicht für den Gang ins Bad oder ähnliches nutzt, sondern die Werbung über sich ergehen lässt, wird häufig verwirrt zurückbleiben, denn – sind wir mal ehrlich – wer hat sich nach einem Spot nicht schon gedacht „Was, um alles in der Welt, soll dieser Film bewerben?“

Klarna und der wackelnde Bierbauch

Einer meiner derzeit beliebtesten und gleichzeitig absurdesten Werbespots stammt vom Payment-Service-Provider Klarna. Ein Mann steht oberkörperfrei im Wohnzimmer, während in Zeitlupe sein Bauch mithilfe von Lautsprecherboxen zum wackeln gebracht wird:

Als ich diese Werbung das erste Mal über den Bildschirm habe flimmern sehen, entsprach mein Gedankengang in etwa folgendem inneren Monolog: „Uhh, die Werbung soll die 80er simulieren ... ach nein, es scheint wohl um Lautsprecherboxen zu gehen ... oder doch ein neues Diätmittel ... KLARNA???“ Ob das der erhoffte Werbeeffekt von Klarna war, bleibt zu bezweifeln. Wem Klarna als Zahlungsanbieter ein Begriff und die englische Sprache nicht völlig fremd ist, der versteht vielleicht den tieferen Sinn hinter der „Smooth Payments“-Kampagne. An allen anderen dürfte der Werbeeffekt aber wahrscheinlich vorbeigehen.

Noch besser als das „Bierbauch vor Boxen“-Video finde ich persönlich die Interpretation der Klarna-Werbekampagne welche ich den Titel „Fisch auf Rutsche“ gebe:

Auch hier würde sich mir als ahnungsloser TV-Zuschauer die Werbebotschaft absolut nicht erschließen. Geht es um Spielzeug? Putzmittel? Aufforderung zum Vegetariertum? Jedenfalls scheint der Fisch die beste Zeit seines Lebens zu haben, als er da so über den Boden schlittert. Unterlegt Klarna diese Werbung noch mit dem Dirty-Dancing-Titelsong „Time of my Life“, es wäre sicherlich ein Internethit geworden.

Wo steckt die Firma hinter der Werbung?

Das es auch in der Werbung immer größer, weiter, besser sein muss, wird nicht nur jedes Jahr am Superbowl-Sunday in den USA deutlich. Hier geben Firmen Millionen von Dollar aus, um bei einem der populärsten Fernsehshows für wenige Sekunden die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu erlangen. Langweilige Werbespots haben dabei kaum eine Chance, es muss schon etwas besonderes sein – häufig gilt: je ausgefallener desto besser. Dennoch sollte man als Zuschauer nach dem Anschauen eines Spots doch eine ungefähre Vermutung haben, für welches Unternehmen da grade geworben wurde oder zumindest welches Produkt. Denn genau das sollte doch Werbung bewirken, in den Köpfen der Konsumenten bleiben und im besten Fall zum Kauf anregen. Im Fall von Klarna bleibt mir der Werbeeffekt nach wie vor verschlossen, obwohl er mich dennoch zum Schreiben einer ganzen Kolumne animiert hat... In dem Sinne also vielleicht doch ein Erfolg?

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