Studie

Frauenstimmen werden in Videokonferenzen diskriminiert

Veröffentlicht: 07.04.2021 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 07.04.2021
Zoom

Technik, die diskriminiert? Das ist offenbar weniger weit hergeholt als man annehmen könnte. Ingenieure der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Universität Sønderborg in Dänemark haben eine Studie über technisch bedingte Diskriminierung in Videokonferenzen durchgeführt. In ihrem Fazit zu den schwächelnden Konferenztools heißt es: „Frauen fehlt Charisma“. Zoom, Skype, Microsoft Teams oder Google Meet behandeln demnach Männer- und Frauenstimmen nicht gleich – und das hat ganz praktische technische Gründe, wie Heise berichtet.

Für die Studie ließen Ingo Siegert von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Oliver Niebuhr von der Universität Sønderborg zwölf Testhörerinnen und neun Testhörer Audiobeispiele auf einer Skala von Eins bis Zehn bewerten. Frauenstimmen erreichten dabei „signifikant“ schlechtere Ergebnisse. Die subjektiven Ergebnisse überprüften die Forscher, indem sie die gleichen Aufnahmen mittels akustischer Marker wie Stimmhöhe, Stimmumfang und Klangtiefe analysierten. Im Vergleich zu Männerstimmen fehlten den Frauen dabei wesentliche emotionale Komponenten.

Das sind die Ursachen für die technische Diskriminierung

Weil Videokonferenzen häufig unter suboptimalen Licht- und Blickverhältnissen stattfinden, sei die Wirkung der Stimme für Überzeugung und Präsenz aber enorm wichtig. In der Audioverarbeitung arbeitet man bislang mit festgelegten Frequenzbereichen, die aber den stimmlichen Unterschieden der Geschlechter selten gerecht werden. Durch die Kompression in der Audioübertragung würden gewisse „Charisma-Marker“ beeinflusst, heißt es in der Studie. Dies müsse in der Entwicklung neuer Kompressionsmethoden berücksichtigt werden.

Bei der Entwicklung digitaler Meeting-Tools sollte daher nicht nur auf die reine Sprachqualität oder die Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen geachtet werden, sondern auch auf die Übertragung anderer Merkmale, etwa Ausdrucksstärke und Emotionalität. In einer Zeit, in der viele Bereiche des Arbeitslebens über digitale Kommunikationsmittel abgewickelt werden, sei dies besonders wichtig.

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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