Wegen schwierigem Marktumfeld

Otto Group wächst langsamer als erwartet

Veröffentlicht: 22.05.2019 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 22.05.2019
Otto Zentrale

Die Otto Group konnte ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 (Ende: 28. Februar) auf vergleichbarer Basis um 3,5 Prozent steigern. Damit setzte der Hamburger Konzern 13,4 Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr um. Im E-Commerce-Bereich stiegen die Umsätze um 4,5 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro – allein in Deutschland legten die Erlöse im Online-Geschäft um 5,2 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro zu.

Obwohl die Otto Group die Umsätze steigern konnte, blieb das Wachstum leicht hinter den Plänen des Konzerns zurück. Die Hamburger führen das auf den ungewöhnlich heißen und langen Sommer zurück, den Europa im vergangenen Jahr erlebt hat. Der gesamte Textil- und Möbeleinzelhandel sei davon „erheblich negativ beeinflusst“ worden, heißt es. Zudem sei das Umsatzwachstum durch den bewussten Rückzug einzelner Konzepte der Otto Group aus dem russischen Markt ausgebremst worden.

Ebit sinkt auf 222 Millionen Euro

Derartige Faktoren und die hohen Investitionen, die die Otto Group in die Transformation von Otto.de zur E-Commerce-Plattform und die logistische Infrastruktur getätigt hat, drücken das Ebit deutlich: Lag das Ergebnis vor Zinsen und Steuern zuvor noch bei 388 Millionen Euro, fiel das Ebit im vergangenen Geschäftsjahr auf 222 Millionen Euro. 

„Das zurückliegende Geschäftsjahr war nicht nur von einem schwierigen Marktumfeld gekennzeichnet, sondern auch von hohen Investitionen und großen Fortschritten bei der Weiterentwicklung unserer Geschäftsmodelle“, erklärt Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group. „Auch wenn wir die angestrebte Wachstumsquote nicht vollständig erreichen konnten, bleiben wir auf Kurs und verfolgen weiter unsere ambitionierten Wachstums- und Ertragsziele.“

Die Einzelgesellschaften treiben die Digitalisierung voran

Die Einzelgesellschaft Otto, die in dem vergangenen Geschäftsjahr hohe Investitionen in die Weiterentwicklung zur Plattform gestemmt habe, konnte ein überdurchschnittliches Wachstum erreichen: Der Umsatz lag mit 3,2 Milliarden Euro 8,3 Prozent höher als im Vorjahr. Die Zahl der aktiven Kunden lag bei sieben Millionen. Otto konnte im vergangenen Jahr zwei Millionen Neukunden gewinnen.

Die Witt-Gruppe baut unterdessen ihre Online-Kanäle weiter aus, um die wachsende Zielgruppe der Babyboomer besser erreichen zu können. Auch der Mode-Händler Bonprix treibt die Digitalisierung im eigenen Geschäft weiter voran und hat mit dem Konzept „Fashion Connect“ neue Lösungen für das Stationärgeschäft aufgezeigt. Kunden sollen so den gesamten Einkaufsprozess mit der Bonprix-App steuern können.

Das Fashion- und Tech-StartUp About You bleibt für die Otto Group derweil ein weiteres heißes Eisen im Feuer: Das Unternehmen konnte seinen Umsatz um satte 63 Prozent auf 461 Millionen Euro steigern und will in diesem Jahr in drei neue Märkte expandieren. Das Wachstum zur ersten Umsatzmilliarde zeichne sich ab.

Die Otto Group sieht sich als europäische E-Commerce-Alternative

Der Hamburger Konzern sieht sich als durchaus konkurrenzfähig zu globalen Playern aus den USA und China. Die Kunden schätzen es nach Ansicht von Alexander Birken, dass die Otto Group bei ihren Geschäftstätigkeiten europäische Werte wie den sozialen Ausgleich, Schutz der Privatsphäre, Rechtsstaatlichkeit und auch Nachhaltigkeit „nicht über Bord“ werfe.

Die Otto Group konnte trotz der problematischen Marktumstände zahlreiche neue Arbeitsplätze schaffen: Die Zahl der rechnerischen Vollzeitstellen sei um 800 auf 52.560 gestiegen. In Deutschland beschäftigt die Konzern derzeit rund 29.860 Mitarbeiter – knapp 1.700 mehr als noch im Vorjahr.

Das aktuelle Geschäftsjahr sei im Rahmen der Erwartungen angelaufen. „Wir planen mit einem höheren Umsatzwachstum als im Vorjahr und einem leicht verbesserten operativen Ergebnis“, so Birken. Der Konzern will zukunftsträchtige Investitionen fortsetzen und die Digitalisierung der Geschäftsmodelle auf allen Ebenen voranbringen. „Und wir sind überzeugt, dass wir mit unserer ausgeprägten Werteorientierung eine echte europäische Alternative im globalen Onlinehandel darstellen, die von unseren Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern honoriert wird“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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