Folgen der Marktplatzhaftung

Händler aus Fernost fluten Berliner Finanzamt mit Anträgen

Veröffentlicht: 23.06.2021 | Geschrieben von: Sandra May | Letzte Aktualisierung: 23.06.2021
Schild "Finanzamt"

Derzeit wird die Finanzbehörde in Neukölln regelrecht von Anträgen von Händlern aus Fernost auf Erteilung einer UmsatzsteuerID geflutet. Das Amt, welches unter anderem für Online-Händler aus China, Hongkong, Taiwan und Macau zuständig ist, zählt aktuell bis zu 1.500 neue Anträge pro Woche. 

Hintergrund ist die Regelung zur Marktplatzhaftung, welche im vergangenen Jahr in Deutschland eingeführt wurde. 

Nachweis der Steuerehrlichkeit

Seit 2019 müssen Online-Plattformen wie Ebay und Amazon für die Umsatzsteuerausfälle ihrer Händler haften. Der Haftung können sie entgehen, indem sie ihre Kunden auf Steuerehrlichkeit überprüfen. Das geschah bisher über die Erfassungsbescheinigung. Jeder Händler, egal ob mit Sitz in Deutschland oder China, musste beim Finanzamt die Bescheinigung über seine umsatzsteuerliche Registrierung einholen und diese dem Marktplatz zur Verfügung stellen.

Neu ist, dass Marktplätze ab dem 1.7.2021 darüber hinaus aufgrund einer neuen Änderung im Umsatzsteuergesetz (§ 22f UStG) auch die UmsatzsteuerID der Händler dokumentieren müssen. Die vorherige Erfassungsbescheinigung reicht ab Juli dann nicht mehr aus, um die Steuerehrlichkeit der Händler zu belegen. Wer der Aufforderung der Markplätze zum Einreichen der UmsatzsteuerID nicht nachkommt, riskiert eine Sperrung der Accounts. 

16.000 Prozent mehr Händler beim Finanzamt Neukölln

Diese neue Pflicht scheint auf den ersten Blick Früchte zu tragen: Wie die Wirtschaftswoche berichtet, sind beim Finanzamt Neukölln nun 16.000 Prozent mehr Händler registriert. Die Summe der gezahlten Umsatzsteuer nahm in den ersten vier Monaten des Jahres 2021 allerdings nur um 840 Prozent zu. Fachleute vermuteten, dass lediglich ein Teil der Umsätze von Händlern aus Fernost auch tatsächlich versteuert würden.

Finanzsenator Kollatz erklärt sich den aktuellen Run auf das Finanzamt jedenfalls nicht nur mit der Marktplatzhaftung, sondern auch mit „der radikalen Verlagerung des Handels ins Internet“.

Über die Autorin

Sandra May
Sandra May Expertin für: IT- und Strafrecht

Sandra schreibt seit September 2018 als juristische Expertin für OnlinehändlerNews. Bereits im Studium spezialisierte sie sich auf den Bereich des Wettbewerbs- und Urheberrechts. Nach dem Abschluss ihres Referendariats wagte sie den eher unklassischen Sprung in den Journalismus. Juristische Sachverhalte anschaulich und für Laien verständlich zu erklären, ist genau ihr Ding.

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Kommentare  

#4 Helmut Dietz 2021-06-24 13:30
Hallo Ihr da draussen,
wie blöd seid Ihr denn eigentlich ?
ich kaufe nun auch dies und das im Ebay, aber von "Asien-Händlern " (die ja auch mittlerweile viel aus Deutschland versenden, wie geht das?) habe ich auch bei NAchfrage NOCH NIE eine Rechnung mit ausgewiesener UST bekommen, auch wenn deren UST-ID im Impressum angegeben wird.

Jeder "kleine" Händler wie ich macht brav seine monatliche UST-Erklärung, wirft seinen Steuerberater dafür Kohle in den Rachen usw.

wenn EBAY gefordert hätte, dass die einen Nachweis für die Anmeldun zur Fahrt zum Mond brauchen wäre das ungefähr gleich

erschwerend kommt hinzu, dass China in den internationalen Paketpreis-Abko mmen als Entwicklungslan d eingestuft ist und somit dr Versand eines Pakets sobiel kostet wie bei uns ein Brief
aber das interesssiert ja scheinbar noch weniger...

hoffentlich wird die Klassensprecher in der Grünen bald Kanzlerin - im Gegensatz zur Angela stellt die denen bestimmt mal so richtig die Uhr ein und ALLES wird gut
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#3 Heidemann 2021-06-23 12:39
jetzt wo es anscheinend eine klare Steuerlinie gibt - hat die Chinesische Regierung auch kleineren Firmen erlaubt sich in der EU (Deutschland) anzumelden ?
also anstatt weniger Chinesen, werden demnächst 16000 Prozent mehr Chinesen in Deutschland verkaufen !? das erklärt dann vielleicht auch die "nur" 840 Prozent mehr Steuern - die könnten natürlich auch einfach nichts verkauft haben ?
hat Alibaba eigentlich schon seinen Stützpunkt aufgebaut ? (dann klappt´s auch mit dem Nachschub.
......
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#2 Roy 2021-06-23 09:51
Eine Nummer haben steht noch nicht gleich mit Steuern zahlen. Das FA greift leider nicht durch nach Asien. Ein Zusammenarbeit mit Amazon (Sperrung) sollte erfolgen wenn die Händler keine Steuer zahlen aber soweit wird leider nicht gedacht.....
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#1 Michael Klein 2021-06-23 08:14
Dann bleibt ja nur die nächste Stufe - Melden der Umsätze aller Händler auf den Plattformen an das Finanzamt.
Wird ja auch in Deutschland durch die Arbeitgeber so praktiziert.
Eine andere Möglichkeit ist das Einziehen der Steuern durch die Plattform und abführen an das Finanzamt.
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