Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung

Wer zwanghaft arbeitet, ist öfter krank – und sucht seltener Hilfe

Veröffentlicht: 12.04.2023 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 12.04.2023
Voller Schreibtisch

Viele Stunden, schnell und an zahlreichen Projekten parallel arbeiten, und, wenn es Pausen gibt, werden diese nur mit schlechtem Gewissen genommen. Entspannung und Auszeiten genießen – Fehlanzeige. Ein solches Verhalten würden zehn Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland an den Tag legen, wie jetzt eine Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Technischen Universität Braunschweig ergab, die von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde. Die Studie basiert auf Daten des BIBB und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, für die in den Jahren 2017 und 2018 rund 8.000 Erwerbstätige zum eigenen Arbeitsverhalten und ihrem Wohlbefinden befragt wurden.

Eine solch einer Sucht gleichkommende Arbeitsweise gehe auf Dauer jedoch zulasten der Gesundheit, wie die Stiftung in einer Mitteilung zu den Studienergebnissen herausstellt. Wer suchthaft arbeitet, hätte den eigenen Gesundheitszustand etwa doppelt so häufig als weniger gut oder schlecht eingeschätzt wie davon nicht betroffene, eher gelassener arbeitende Erwerbstätige. Es werde „deutlich, dass suchthaftes Arbeiten in Deutschland im Zusammenhang mit schlechterer Gesundheit steht“, attestieren die Forschenden. Dies gelte für die subjektive Selbsteinstufung des allgemeinen Gesundheitszustandes der Befragten ebenso wie für die Zahl der berichteten psychosomatischen und körperlichen Beschwerden, heißt es. 

Burnout, Depressionen und weitere Beschwerden

Nicht alle der oft als Workaholics bezeichneten Menschen, die gern und viel arbeiten und die das auch glücklich macht, könne man auch als arbeitssüchtig einstufen. Dies sei eher der Fall, wenn Arbeit zwanghaft ausgeführt werde. Ein solch zwanghaftes Verhältnis zum Job attestieren die Forschenden Beatrice van Berk (BIBB), Prof. Dr. Christian Ebner (TU Braunschweig) und Dr. Daniela Rohrbach-Schmidt (BIBB) Erwerbstätigen, wenn diese Aussagen zustimmen wie: „Es ist wichtig für mich, hart zu arbeiten, auch wenn mir das, was ich tue, keinen Spaß macht“, „Es fällt mir schwer zu entspannen, wenn ich nicht arbeite“ oder „Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir frei nehme.“ 

Die suchthafte Arbeit gehe der Befragung zufolge stark mit psychosomatischen Beschwerden einher: 28 Prozent der eher zwanghaft Arbeitenden bescheinigten sich einen weniger guten oder schlechten Gesundheitsstatus, bei gelasseneren Angestellten waren es etwa 14 Prozent. Es gebe vermehrt Probleme wie Schlafstörungen und Niedergeschlagenheit, aber auch Muskel- und Skelettbeschwerden – etwa Rückenschmerzen. 

 

Wenig verwunderlich ist, dass „Arbeitssüchtige“ auch seltener im Unternehmen fehlen: Fast die Hälfte (45 Prozent) hätten sich an keinem einzigen Tag im Jahr vor der Befragung krankgemeldet, bei jenen, die es entspannter angehen, waren es nur 36 Prozent. 

Gesunde Unternehmenskultur gegen Burnout & Co.

Wer zwanghaft arbeitet, scheint seinen Gesundheitsproblemen insgesamt weniger Beachtung zu schenken. So werde auch bei gesundheitlichen Beschwerden eher seltener ärztlicher Rat gesucht, 30 Prozent der Leute aus dieser Gruppe hätten mehr als sechs unbehandelte Beschwerden. Suchthaft Arbeitende seien damit „besonders von einem erhöhten Risiko für Burnout und depressiven Verstimmungen betroffen“ – ein Risiko nicht nur für sie, sondern auch für Unternehmen und Gesellschaft, da diese Beschäftigten im Zweifelsfall länger ausfallen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler plädieren aus diesem Grund dafür, „Betriebskulturen zu etablieren, die exzessivem und zwanghaftem Arbeiten entgegenwirken“. Das könne etwa durch eine betriebliche Gesundheitsförderung, aber auch durch die Mitbestimmung der Beschäftigten gelingen.

Über die Autorin

Hanna Behn
Hanna Behn Expertin für: Usability

Hanna fand Anfang 2019 ins Team der OnlinehändlerNews. Sie war mehrere Jahre journalistisch im Bereich Versicherungen unterwegs, dann entdeckte sie als Redakteurin für Ratgeber- und Produkttexte die E-Commerce-Branche für sich. Als Design-Liebhaberin und Germanistin hat sie nutzerfreundlich gestaltete Online-Shops mit gutem Content besonders gern.

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