Große Unterschiede zwischen Ost und West

Weniger als die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer erhält Urlaubsgeld

Veröffentlicht: 07.06.2023 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 07.06.2023
Sparschwein im Urlaub

Der Sommer nimmt langsam Fahrt auf und für viele steht damit die schönste Zeit des Jahres bevor: Der verdiente Sommerurlaub. Um Arbeitnehmer dabei finanziell zu unterstützen, gibt es Sonderzahlungen in Form von Urlaubsgeld. Allerdings profitiert davon nur ein Teil der Deutschen. Laut einer Umfrage des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung unter fast 60.000 Menschen, erhalten hierzulande nur 47 Prozent aller in der Privatwirtschaft Beschäftigten Urlaubsgeld.

Deutliche Unterschiede wurden dabei besonders zwischen Ost und West aufgedeckt. Während sich in den alten Bundesländern 49 Prozent der Angestellten über die Sonderzahlung freuen können, sind es im Osten nur 34 Prozent. „Dieser Unterschied ist in erster Linie auf die deutlich geringere Tarifbindung im Osten Deutschlands zurückzuführen“, heißt es dazu von der Stiftung bei der Tagesschau.

Firmengröße und Lohn entscheidende Faktoren

Wie aus der Umfrage des WSI hervorgeht, sind vor allem die Größe des Unternehmens sowie die Höhe des Bruttomonatsgehaltes ausschlaggebend dafür, ob ein Arbeitnehmer Urlaubsgeld erhält oder nicht. Tendenziell sei die Chance auf eine solche Sonderzahlung bei einem hohen Lohn und vielen Mitarbeitern höher. Das liegt auch unter anderem daran, dass in größeren Unternehmen häufig eine Tarifbindung besteht. Hier liegt der Anteil von Arbeitnehmern mit Urlaubsgeld bei 74 Prozent im Vergleich zu 35 Prozent bei privaten Unternehmen ohne Tarifverträgen.

Sonderzahlung als Puffer in aktueller Situation

Die tatsächliche Höhe des Urlaubsgeldes hängt dabei besonders von der Branche ab. Wie aus der Umfrage hervorgeht, liegen die Zahlungen zwischen 180 Euro in der ostdeutschen Landwirtschaft und 2.686 für Angestellte in der westdeutschen Holz- und Kunststoffindustrie. 

Die tatsächliche Verwendung der Sonderzahlung hat sich über die Jahre allerdings geändert. „Ursprünglich war das seit den 1960er-Jahren in vielen Branchen eingeführte tarifvertragliche Urlaubsgeld dafür gedacht, um mehr Beschäftigten einen Jahresurlaub zu ermöglichen“, erklärt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Aktuell werden die Zahlungen aufgrund der explodierenden Lebenshaltungskosten allerdings als ein Puffer von vielen Haushalten angesehen. Hier zählen die Beschäftigten im Niedriglohnsektor einmal mehr zu den Verlieren, „da sie deutlich seltener in Unternehmen mit Tarifvertrag arbeiten und deshalb auch zumeist beim Urlaubsgeld leer ausgehen“, so Schulten weiter.

Über die Autorin

Corinna Flemming
Corinna Flemming Expertin für: Internationales

Nach verschiedenen Stationen im Redaktionsumfeld wurde schließlich das Thema E-Commerce im Mai 2017 zum Job von Corinna. Seit sie Mitglied bei den OnlinehändlerNews ist, kann sie ihre Liebe zur englischen Sprache jeden Tag in ihre Arbeit einbringen und hat sich dementsprechend auf den Bereich Internationales spezialisiert.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Corinna Flemming

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.