Zukunftssorgen: Personalnot trifft jedes zweite Unternehmen

Veröffentlicht: 29.11.2023
imgAktualisierung: 29.11.2023
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 3 Min.
29.11.2023
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Leere Arbeitsplätze im Büro
© August_0802 / Shutterstock.com
Die DIHK hat ihren aktuellen Bericht zum Fachkräftebedarf veröffentlicht – mit teils „alarmierenden“ Zahlen.


Jede zweite Firma kann derzeit offene Stellen teilweise nicht besetzen, ergab der aktuelle Fachkräftereport der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), für den über 22.000 deutsche Betriebe befragt wurden. „Die Fachkräftesituation bleibt sehr kritisch. Das gilt nicht nur für die direkt betroffenen Betriebe, sondern auch für unseren Wirtschaftsstandort insgesamt“, erläutert der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks zu den Ergebnissen. Das lasse viele Unternehmen sorgenvoll in die Zukunft blicken. Die Personalnot ziehe sich inzwischen durch so ziemlich alle Branchen.  

In der Bau-, Industrie und Dienstleistungsbranche können über 50 Prozent der offenen Posten nicht besetzt werden, im Handel sind es 43 Prozent. In der Gesamtwirtschaft blieben nach der aktuellen Schätzung 1,8 Millionen Stellen unbesetzt. „Mehr als 90 Milliarden Euro an Wertschöpfung gehen damit in diesem Jahr rechnerisch verloren“, erklärt der DIHK-Fachmann.

Firma befürchten negative Folgen und Nachteile im Wettbewerb

Aufgrund dieser Personalsituation rechnen 82 Prozent Befragten mit negativen Auswirkungen für das eigene Geschäft. Vier von zehn Firmen müssen ihr Angebot einschränken oder Auftragsverluste hinnehmen, ebenso leben sie bereits des Öfteren mit reduzierten Öffnungszeiten, langen Wartezeiten oder Serviceeinschränkungen. Vor allem die Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft erwartet jedes sechste von zehn Unternehmen durch fehlende Beschäftigte.

Einschränkungen ergeben sich auch bei den Investitionen in Deutschland, 16 Prozent stecken wegen der personellen Engpässe inzwischen weniger Kapital in hiesige Strukturen. Abstriche machen Industrie und Produktion, neben Maschinen- und Kfz-Baubetrieben betrifft es auch die Medizintechnik oder Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen. Jede vierte Industriefirma befürchtet Einbuße der eigenen Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. 

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Zukunfts- und Schlüsseltechnologien in Deutschland gefährdet

Diese Zahlen seien „alarmierend“, so Achim Dercks. „Denn die Engpässe gefährden unseren Erfolg in wichtigen Schlüsseltechnologien. Bei wichtigen Zukunftsaufgaben wie Klimaneutralität, Digitalisierung, Elektromobilität und Gesundheitsversorgung können wir nur schnell vorankommen, wenn die Fachkräfte dafür da sind.“ Der Standort steht Deutschland unter Druck, denn zu den derzeit hohen Energiekosten komme der Fachkräftemangel als noch gravierenderes Problem hinzu. „Kosten können generell auch wieder sinken, Demografie bleibt bis auf Weiteres“, gibt der Wirtschaftsexperte zu bedenken. 

Hilfreiche Maßnahmen, um den Bedarf abzumildern, sind die verstärkte Aus- und Weiterbildung, mehr Beschäftigung von Frauen und Älteren, die Integration von Arbeitslosen, innovative und flexible Arbeitszeitmodelle sowie Produktivitätssteigerungen und Automatisierung und – als „wichtiger Pfeiler“ –  die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland. Für 55 Prozent der Umfrageteilnehmer kommt laut dem Report die Einstellung von Menschen aus Drittstaaten in Betracht. Viele von ihnen hoffen nun auf einfachere bürokratische Prozesse. „Monatelange Wartezeiten auf einen Visumtermin, in der Post stecken gebliebene Unterlagen, fehlende Ansprechpartner in der Ausländerbehörde – all das muss der Vergangenheit angehören“, fordert Dercks.

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Hanna Behn

Hanna Behn

Expert/in für: Handel & Unternehmertum

Veröffentlicht: 29.11.2023
img Letzte Aktualisierung: 29.11.2023
Lesezeit: ca. 3 Min.
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KOMMENTARE
2 Kommentare
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Marco B.
30.11.2023

Antworten

Naja also wenn die Firmen Fachkräfte haben wollen, aber nur Helferlöhne zahlen, wundert mich das nicht. Ich arbeite in einer Firma als Alu Schweißer, welche weltweit tätig ist. Dort arbeite ich nun seit 15 Jahren als Leihwerker (bis auf die Pflichtunterbre chungen und einmal mit 2 jährigen befristeten Vertrag). Wer will denn in so Firmen arbeiten wo man seine Zukunft nicht planen kann? Die Firmen sind also selbst dran schuld wenn man gute Fachkräfte nicht bekommt
B.E.
30.11.2023

Antworten

"...In der Bau-, Industrie und Dienstleistungs branche können über 50 Prozent der offenen Posten nicht besetzt werden, im Handel sind es 43 Prozent"

Ich sehe schwarz für 2024, kann man dann noch bei REWE und Aldi einkaufen oder zum Friseur?

Zuzüglich kam ja erst letzte Woche die Nachricht, dass die Zahl der Krankschreibung en auf dem Höchststand ist, mehr als bei Corona:

Es scheint so, als ob viele gegangenwerden lassen wollen, damit die 3monatige Sperrfrist bei ALG nicht eintrifft. Man nennt das "Innere Kündigung". Die Arbeitnehmer bereiten sich also wie vorauszusehen ernsthaft auf ALG und danach Bürgergeld vor.

Ich kann das nachvollziehen, die Arbeitnehmer sind die ständigen Diskriminierung en seitens der Politik leid -

als Bürgergeldempän ger wird man übervorteilt und verdient inoffiziell mehr, als ein Reweverkäufer bei 40 Stunden Arbeit und Arbeitsweg (ein Auto oder Ticket kostet nicht nur 1-2 Stunden tägliche Fahrtzeit,sonde rn auch Geld / Miete und Krankenkasse, GEZ und sonsiges wird übernommen).
Die Arbeitnehmer wollen nächstes Jahr auch nicht mehr krank werden, mit Bürgergeld darf man sogar heizen, das ist für Kleinverdiener und Mindestlöhner ja unbezahlbarer Luxus geworden

Diese ganze Regierung dreht sich im Kreis - im Teufelskreis nämlich.