26 Millionen Einwohner betroffen

Shanghai bleibt weiterhin im Lockdown – Rückstaus und Verzögerungen belasten Lieferketten

Veröffentlicht: 05.04.2022 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 05.04.2022
Lockdown in Shanghai, März 2022

In der chinesischen Hafenmetropole Shanghai wird weiter strikt durchgegriffen. Über die Stadt wurde bereits zu Beginn vergangener Woche, am 28. März, ein stufenweiser Lockdown verhängt, der weiterhin anhalten soll. Betroffen sind insgesamt 26 Millionen Einwohner, die ihre Wohnungen nicht verlassen dürfen.

„Die Stadt wird weiter die Abriegelung und das Kontrollmanagement durchführen und strikt das ,Bleib Zuhause‘-Prinzip anwenden“, wird die Stadtverwaltung in einer Reuters-Meldung bei Onvista zitiert. Die Behörde hatte sich am Montagabend (Ortszeit) über den Messenger-Dienst WeChat zu Wort gemeldet. Ausnahmen für die Abriegelung gibt es indes nur für medizinische Behandlungen.

Weiterer Druck auf globale Lieferketten

Da Produktionen in Shanghai stillstehen und auch Transporte von Ressourcen und Produkten sowie Hafenprozesse potenziell betroffen sind, verschärft der anhaltende Lockdown in Shanghai die Situation der globalen Lieferketten weiter. Laut ARD sollen Stadtteile mit registrierten Corona-Fällen noch „für weitere sieben bis 14 Tage abgeriegelt“ bleiben. Genauere Informationen liegen jedoch nicht vor.

„Die Wucht dieses Lockdowns könne die ohnehin schon überlasteten Lieferketten und die Logistik hart treffen und China als Wirtschaftsmotor der Welt ins Wanken bringen“, so die Einschätzung des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. Es sei nicht abzusehen, ob sich die Lage vor Ort mit steigenden Corona-Fällen ändern wird – gerade mit Blick auf die Hafenlogistik könnten Ausfälle grundsätzlich deutliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Nach Angaben des Logistikdienstleisters DSV habe die Überlastung der Häfen weltweit inzwischen „einen neuen Höchststand erreicht, und obwohl die angespannte Situation in den USA abnimmt, nehmen die Warteschlangen in Nordasien und Europa zu“. Häfen kämpften demnach mit wachsenden Rückstaus und dementsprechend auch mit Verzögerungen. Vor Shanghai habe es zuletzt mehr als 300 Schiffe gegeben, die auf ihre Abfertigung gewartet hätten. Alternative Routen, etwa die Ansteuerung des Hafens Ningbo, seien zwar möglich, jedoch auch mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Während chinesische Fluggesellschaften sowohl nationale als auch internationale Passagierflüge nach Shanghai gecancelt hätten, werde auch mit einer Einstellung des Luftfrachtverkehrs gerechnet. „Gegenwärtig fährt aufgrund des Lockdowns kein Lkw von / nach Pudong Airport und das eintreffende Volumen wird durch wenige, zugelassene Kräfte verzögert abgefertigt“, heißt es weiter.

Tausende Militär-Mitarbeiter unterstützen die Massentests

Nach einem Rekordanstieg registrierter Corona-Infektionen hatten die Gesundheitsbehörden Massentests angekündigt, die von Reuters als „beispiellos“ bezeichnet wurden. Diese seien für die Bewohner verpflichtend, wobei auch strafrechtliche Konsequenzen für jene Menschen drohen, die einen Test unbegründet ablehnen.

Um alle Einwohner der Finanzmetropole ausnahmslos zu testen, sei auf die Hilfe zahlreicher Soldaten sowie auf Personal aus dem medizinischen Bereich zurückgegriffen worden. In diesem Rahmen habe die Volksbefreiungsarmee etwa 2.000 medizinische Mitarbeiter aus dem Heer, der Marine sowie aus dem logistischen Sektor geschickt. „Auch wurden 38.000 Mitarbeiter des Gesundheitswesens aus Provinzen wie Jiangsu, Zhejiang und der Hauptstadt Peking nach Shanghai entsandt“, heißt es weiter.

Kritik an Trennung von Eltern und Kindern

Die Massentests gelten als größter Einsatz der Gesundheitsbehörden vor Ort seit dem Beginn der Coronapandemie in Wuhan Ende 2019. Mit Blick auf die Null-Covid-Strategie, die die chinesischen Behörden verfolgen, wurden nicht nur mehrere Krankenhäuser, sondern auch andere Einrichtungen wie Wohnhäuser oder Sporthallen zu zentralen Quarantänestationen gemacht.

Für Kritik sorgte zuletzt etwa das rigide Verfahren der Behörden, positiv-getestete Kinder von den Eltern zu trennen, um diese in die Quarantäne-Zentren zu bringen. Eltern dürften ihre Kinder nach Angaben der ARD ausschließlich begleiten, wenn sie selbst Corona-positiv seien. In den sozialen Netzwerken des Landes hätten daraufhin Menschen die Prozesse kritisiert: „Eltern haben sich beschwert, dass sie tagelang nicht gewusst hätten, ob es ihren Kindern gut geht.“

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Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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