Abkehr von internationalen Lieferketten?

DHL erwartet Aufwärtstrend im globalen Handel

Veröffentlicht: 13.03.2024 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 13.03.2024
Containerhafen und Grafik mit Weltkarte und vernetzten Regionen

Konflikte, Kriege und Krisen können den internationalen Handel stark beeinträchtigen. Doch trotz einer Serie globaler Erschütterungen in den letzten zehn Jahren lag die weltweite Vernetzung auf einem ähnlichen Niveau wie im Rekordjahr 2022. Dies ergab der DHL Global Connectedness Report, eine Analyse zum Stand der Globalisierung. Die jährliche Erhebung betrachtet nicht ausschließlich den internationalen Handel, sondern verfolgt neben den weltweiten Handelsströmen auch Kapital-, Informations- und Personenströme und misst auf diese Weise die globale Vernetzung von 181 Ländern und Territorien. 

Hohe Relevanz für die Zunahme der globalen Vernetzung hat das Handelswachstum: 2022 bewegte sich die auf den internationalen Handel entfallende globale Wirtschaftsleistung ebenfalls auf Rekordniveau. 2023 schwächte sich das Wachstum ab, doch für das laufende Jahr rechnet die DHL Group auf Basis der Daten nun wieder mit einer Beschleunigung des weltweiten Handelswachstums. Auch die Globalisierung von Unternehmen schreite weiter voran.

Deglobalisierung: Eher Risiko als Realität

Wegen des Handelskrieges zwischen den USA und China, dem Austritt Großbritanniens aus der EU, der Covid-19-Pandemie sowie dem Krieg in der Ukraine und in Gaza wurde ein Trend weg von der Globalisierung hin zur Regionalisierung – sprich kürzeren Lieferketten – prognostiziert. Eine solche Entwicklung zeichne sich aber nicht ab: Internationale Ströme würden dahingehend keine Muster aufweisen, teilt das Logistikunternehmen in einer Auswertung der Ergebnisse mit. Einzige Ausnahme: „Im Bereich des Handels weist nur Nordamerika eine deutliche Verschiebung hin zu stärker regionalisierten Handelsmustern auf“, so DHL. 

„Deglobalisierung ist nach wie vor ein Risiko – aber derzeit keine Realität“, erklärt Steven Altman von der New York University Stern School of Business, der gemeinsam mit seiner Fachkollegin Caroline Bastian den Forschungsbericht erstellt hat. So würden „die jüngsten Daten belegen, dass internationale Ströme weiter wachsen und nur sehr wenige Länder ihre Beziehungen zu bisherigen Partnern abbrechen“, so der Wissenschaftler. Er warnt in diesem Zusammenhang vor einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Statt sich einseitig auf die Gefahren der Globalisierung zu fokussieren, solle man die Resilienz globaler Ströme anerkennen. So seien 143 der im aktuellen Bericht analysierten Länder stärker global vernetzt als früher, bei 38 Ländern ist die Vernetzung rückläufig. Singapur ist das Land mit dem höchsten globalen Vernetzungsgrad, gefolgt von Niederlanden. 

Russland: Internationale Ströme sind deutlich eingebrochen 

Europa sei die am stärksten global vernetzte Region. Infolge der russischen Invasion der Ukraine wurden die Beziehungen zu Russland gekappt. Die Regionen hätten sich „entkoppelt“ und „das einst für beide Seiten so wichtige Band zerschnitten“, heißt es im Bericht. Für Russland wurde „ein beispielloser Rückgang der Vernetzung“ verzeichnet – er fiel mehr als doppelt so hoch aus wie jeder zuvor verzeichnete Rückgang unter den 20 größten Volkswirtschaften der Welt. „Russlands Handel hat sich von westlich orientierten Ländern abgewendet, und die ausländischen Investitionen in Russland sind eingebrochen“, wird in der Analyse hierzu weiter ausgeführt.

Auch Handelskonflikte beeinflussen den Grad der Vernetzung. So seien die Handelsströme zwischen USA und China in den letzten acht Jahren insgesamt um etwa ein Viertel zurückgegangen. Beide Länder seien aber nach wie vor stark vernetzt und weisen größere Ströme auf als die meisten anderen Länderpaare. Es findet außerdem keine weitere Aufspaltung der Weltwirtschaft zwischen rivalisierenden geopolitischen Blöcken statt.

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über die Autorin

Hanna Behn
Hanna Behn Expertin für: Usability

Hanna fand Anfang 2019 ins Team der OnlinehändlerNews. Sie war mehrere Jahre journalistisch im Bereich Versicherungen unterwegs, dann entdeckte sie als Redakteurin für Ratgeber- und Produkttexte die E-Commerce-Branche für sich. Als Design-Liebhaberin und Germanistin hat sie nutzerfreundlich gestaltete Online-Shops mit gutem Content besonders gern.

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