So (un)fair läuft es bei Lieferando, Amazon, Gorillas und Co.

Veröffentlicht: 01.03.2022
imgAktualisierung: 01.03.2022
Geschrieben von: Markus Gärtner
Lesezeit: ca. 4 Min.
01.03.2022
img 01.03.2022
ca. 4 Min.
Mann auf Vespa
© Tricky_Shark / Shutterstock.com
Die Initiative Fairwork hat die Arbeitsbedingungen von verschiedenen Lieferdiensten untersucht – die Ergebnisse in der Übersicht.


Immer mehr Bequemlichkeit hat den Aufstieg von Lieferdiensten wie Lieferando und Co befördert – der Preis sind oft schlechte Arbeitsbedingungen für die Fahrer, wie man im vergangenen Jahr etwa am Beispiel Gorillas sehen konnte. Die Initiative Fairwork untersucht regelmäßig die Arbeitsbedingungen der Gig Worker in der sogenannten Plattformökonomie und hat jetzt einen zweiten Bericht für Deutschland veröffentlicht. Die Arbeitsbedingungen unterscheiden sich von Plattform zu Plattform erheblich, so eines der Ergebnisse.

Darin nehmen die Untersucher zwölf digitale Arbeitsplattformen in Deutschland unter die Lupe: Zenjob, Wolt, Lieferando, Flink, Careship, Getir, Amazon Flex, betreut.de, Helpling, Gorillas, FreeNow und Uber. Diese Dienste wurden anhand der Fairness in den Bereichen Arbeit, Bezahlung, Bedingungen, Verträge, Management und Mitbestimmung bewertet und daraus ein Ranking erstellt. Dafür hat das Team von Fairwork jede Menge Quellen ausgewertet und auch Interviews mit Arbeitnehmern geführt. 

Fairness-Ranking von Lieferdiensten und Plattformen

Die Punktzahl reicht von Null bis Zehn. Das ist das Fairness-Ranking:

  • Zenjob (9)
  • Wolt (7) / Lieferando (7)
  • Flink (6) / Careship (6)
  • Getir (5)
  • Amazon Flex (3)
  • betreut.de / Helpling / Gorillas ( je 2)
  • Free Now (1) / Uber (1)

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Kritik an Lohn und Arbeitsbedingungen bei Helpling und betreut.de

In allen untersuchten Bereichen gab es Mängel und Kritikpunkte - etwa beim Lohn. So konnten betreut.de, Helpling, FreeNow und Uber nicht nachweisen, dass ihre Auftragnehmer am Ende über den Mindestlohn von derzeit 9,60 Euro kommen. Nur Careship und Zenjob würden demnach „einen existenzsichernden Lohn anbieten“.

Auch die Bedingungen für die Fahrer sind oft schlecht: So würden einiger der Lager grundlegende Sicherheitsmaßnahmen nicht erfüllen. Zum Teil sei die Ausrüstung, die die Fahrer von der jeweiligen Firma erhalten, „nachweislich entweder mangelhaft oder wurde den Arbeitern nicht rechtzeitig geliefert“. Manche Plattformen wie Helpling, betreut.de und Careship stellen ihren Arbeitern für die Corona-Pandemie gar keine nötige persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung und erwarten, dass das Personal die Kosten selbst trägt.

Plattformen müssen menschenwürdige Arbeitsstandards erfüllen

Allerdings gebe es auch positive Entwicklungen im Vergleich zur letzten Untersuchung: Mehrere Plattformen, wie Wolt und Flink, würden externe Wirtschaftsprüfer zur Überwachung der Arbeitsbedingungen einsetzen, Lieferando und Flink beschäftigen Arbeitnehmer mit unbefristeten Verträgen und Zenjob setze Antidiskriminierungs- und Diversitätsklauseln in seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen fest. Die Arbeitsbedingungen unterscheiden sich aber von Plattform zu Plattform erheblich, heißt es. „Während einige Plattformen, wie der Bericht hervorhebt, Richtlinien eingeführt haben, um ihren Arbeitnehmern bessere Rechte zu bieten, müssen Plattformen insgesamt viele zusätzliche Schritte unternehmen, um menschenwürdige Arbeitsstandards zu erfüllen.“

Hinter der Initiative Fairwork stehen das Oxford Internet Institute und das Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung, sie wird unter anderem durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert. 

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Markus Gärtner

Veröffentlicht: 01.03.2022
img Letzte Aktualisierung: 01.03.2022
Lesezeit: ca. 4 Min.
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