Werbung im Netz

Herausforderung KI: Google reagiert auf neue betrügerische Anzeigen

Veröffentlicht: 28.03.2024 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 28.03.2024
Google-Logo an Zentrale

Der Suchmaschinenkonzern blockierte im Jahr 2023 insgesamt 5,5 Milliarden Werbeanzeigen – was einem Durchschnittswert von 9.000 Ads pro Minute entspricht. Zudem wurden 6,9 Milliarden Anzeigen eingeschränkt. Beide Werte haben sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals erhöht.

Denn: Wer auf Google Werbung schaltet, muss sich an bestimmte Regeln halten. Mit den umfangreichen Richtlinien für Werbetreibende will das Unternehmen nach eigenen Aussagen seiner Verantwortung nachkommen, ein gesundes, werbefinanziertes Internet aufrechtzuerhalten. „Unser Ziel ist es, betrügerische Anzeigen zu erkennen und entsprechende Konten zu sperren, bevor sie auf unsere Plattformen gelangen, oder sie sofort zu entfernen, sobald sie entdeckt werden“, führt Duncan Lennox, verantwortlich für das Thema Ads Privacy and Safety bei Google, im Blogpost zum aktuellen „Ads Safety Report“ aus.

Demnach sperrte Google wegen schwerwiegender Verstöße gegen die eigenen Richtlinien im letzten Jahr auch 12,7 Millionen Konten von Werbetreibenden – im Übrigen fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Des Weiteren hat das Unternehmen die Schaltung von Anzeigen auf mehr als 2,1 Milliarden Publisher-Seiten blockiert oder eingeschränkt. 

Möglich sei eine effiziente Bearbeitung bei Verstößen vor allem durch KI-gestützte Systeme – die Google bereits seit vielen Jahren einsetzt und die ebenso lange darauf trainiert wurden, die regelwidrigen Inhalte zu identifizieren. 

Generative KI – Zwischen Chancen und Missbrauch

Allerdings stößt die bewährte Technologie im Zuge neuer Missbrauchstrends auch an ihre Grenzen. Deshalb nutzt Google nun auch die Potenziale neuer Entwicklungen wie großen Sprachmodellen (Large Language Models, LLMs). Sie können beispielsweise Werbung für unseriöse Finanzprodukte besser aussieben als die herkömmlichen KI-gestützten Systeme für maschinelles Lernen, erläutert das Unternehmen. 273,4 Millionen Anzeigen, die gegen Richtlinien zu Finanzdienstleistungen verstießen, konnten insgesamt entfernt werden.

Generative KI, die im vergangenen Jahr zum massentauglichen Trend avancierte, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich. So haben die konzerneigenen Sicherheitsteams beispielsweise vor allem gegen Ende des Jahres eine Zunahme von Deepfakes beobachtet: Dabei werden falsche Darstellungen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gezielt dazu genutzt, um Nutzer:innen zu schaden. Um zügig auf den neuen Missbrauchstrend rund um die Deepfakes zu reagieren, hat Google zum März 2024 die Richtlinie zu Falschdarstellungen aktualisiert. „Als wir diese Art Betrug entdeckten, setzten wir ein spezielles Team ein, um sofort reagieren zu können. Wir ermittelten Muster im Verhalten der Betrüger:innen, trainierten unsere automatisierten Modelle zur Durchsetzung, um so ähnliche Anzeigen zu erkennen, und begannen, sie in großem Umfang zu entfernen“, erläutert Lennox. Insgesamt wurden 206,5 Millionen Anzeigen aufgrund von Verstößen gegen die Richtlinien zu Falschdarstellungen blockiert.

 

Richtlinie begrenzt Anzeigenreichweite für neue Werbetreibende

Bereits im November 2023 wurde außerdem die Richtlinie „Begrenzung der Anzeigenbereitstellung“ eingeführt. Sie besagt, dass die Reichweite von Werbetreibenden, mit denen das Unternehmen „weniger vertraut“ ist, für einen bestimmten Zeitraum eingeschränkt ist. In dieser „Kennenlernphase“ gehe es darum, durch richtiges Verhalten das Vertrauen aufzubauen. Relevante Faktoren für einen vertrauenswürdigen Anbieter sind beispielsweise Aktivitäten und Meldungen von Nutzer:innen, die Nutzung von Anzeigenformaten, die Einhaltung der Richtlinien, die Branche des Werbetreibenden oder auch der Status der Identitätsbestätigung.

Auch die politische Werbung hat Google im Blick – denn in diesem Jahr stehen weltweit mehrere wichtige Wahlen an, darunter die US-Präsidentschaftswahl oder die Europawahl. In diesem Zusammenhang will das Unternehmen sicherstellen, „dass Wähler:innen den Wahlwerbespots, die sie auf unseren Plattformen sehen, vertrauen können“. Neben bestehenden Anforderungen an die Prüfung der Identität, Transparenz und Auflagen zur Anzeigenschaltung müsse sämtliche Wahlwerbung etwa zwingend einen Hinweis auf die Auftraggeber:innen enthalten. 2023 wurde die Identität von über 5.000 neuen Wahlwerbetreibenden geprüft und 7,3 Millionen Mal Wahlwerbung entfernt, die von Werbetreibenden stammte, die die Überprüfung nicht abgeschlossen hatten. Außerdem hat Google bereits im letzten Jahr eine Pflicht zur Offenlegung von Wahlwerbung mit künstlich erzeugten Inhalten eingeführt. 

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über die Autorin

Hanna Behn
Hanna Behn Expertin für: Usability

Hanna fand Anfang 2019 ins Team der OnlinehändlerNews. Sie war mehrere Jahre journalistisch im Bereich Versicherungen unterwegs, dann entdeckte sie als Redakteurin für Ratgeber- und Produkttexte die E-Commerce-Branche für sich. Als Design-Liebhaberin und Germanistin hat sie nutzerfreundlich gestaltete Online-Shops mit gutem Content besonders gern.

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