Urteil: Mitarbeiterin zapft Lieferando-Konten an

Veröffentlicht: 16.04.2015 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 18.09.2015

Der Liederdienst Lieferando macht mit einem spektakulären Betrugsfall auf sich aufmerksam: Die Buchhalterin des StartUps hat über Jahre hinweg das Firmenkonto geschröpft und 665.000 Euro veruntreut.

Richterhammer und Handschellen

(Bildquelle Schuldspruch: Ruslan Grumble via Shutterstock)

Andrea C. wurde wegen Betruges in Höhe von 665.000 Euro vom Landgericht Berlin zu sechs Jahren Haft verurteilt. Die ehemalige Buchhalterin des Lieferdienstes Lieferando hatte das Firmenkonto des jungen Unternehmens über Jahre hinweg geschröpft. Gelder, die für Restaurants und Cafés bestimmt waren, landete so auf ihren eigenen Konto.

C. habe als „gute Seele“ großes Vertrauen im Unternehmen genossen, so der Richter laut B.Z. im Urteil. Dabei hatte sie schon bei ihrem vorherigen Arbeitgeber Gelder veruntreut: 350.000 Euro zapfte sie von diesem Konto ab. Im Fall von Lieferando habe sie eine Sicherheitslücke ausgenutzt, um die Gelder zur Seite zu schaffen.

Gericht glaubte "soviel Naivität" nicht

Die Angeklagte gestand die Tat und verwies im Prozess auf ihren schwer kranken Mann, dem sie mit dem Geld eine Herztransplantation in Russland finanzieren wollte. Die Wartezeiten für eine solche Transplantation betrugen vier bis fünf Jahre. C. wandte sich an eine „gute Freundin“, die ihre Kontakte nach Russland genutzt habe, um einen erfahren Herzchirurgen in Moskau ausfindig zu machen.

C. habe dem Chirurgen den geforderten Betrag in Höhe von 650.000 Euro gezahlt, aber keine Quittung erhalten. „Ihre Geschichte ist unglaubhaft“, urteilte der Richter. „Sie widerspricht jeder Lebenserfahrung. Soviel Geld wegzugeben, ohne eine Sicherheit? Soviel Naivität nimmt die Kammer einer Buchhalterin nicht ab.“

Zudem stehe der Ehemann auf keiner Warteliste für Herztransplantationen und ein Arzt bestätigte im Prozess, dass eine solche Operation nicht notwendig sei. Grund für die Veruntreuung sei vermutlich der Lebensstil von C. gewesen. Restaurantbesuche und teure Urlaubsreisen hätten dazu geführt, dass nicht mehr vom Geld übrig sei.

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