Zu viel Bürokratie
Bereits kürzlich stellte sich die Frage, ob die FDP eine Blockade der EU-Lieferketten-Richtlinie bewirken wird. Man nannte das Vorhaben einen „Bürokratie-Burnout“. Die „unverhältnismäßigen bürokratischen Hürden“ würden „die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und der europäischen Wirtschaft bedrohen“. Finanzminister Lindner und Justizminister Buschmann, beide bekanntlich von der FDP, bleiben auch bei ihrer Kritik, während Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zuletzt versucht hatte, noch zu vermitteln. So schlug er einen Kompromiss vor, bei dem es keine doppelten Berichtspflichten geben sollte. Das hätte weniger Bürokratie zur Folge gehabt. Auch sollte verankert werden, dass große Unternehmen ihre Berichtspflichten eben nicht auf die kleineren Unternehmen abwälzen können, die gar nicht vom Gesetz betroffen sind. All das hat nichts gebracht. Die Kompromissversuche sind beendet.
Doch warum kommt der Widerstand gerade jetzt? Wie die Tagesschau berichtet, kritisiert die FDP, dass die Unterhändler:innen ihr Mandat überschritten hätten.
Unklare Zukunft der EU-Lieferketten-Richtlinie
Da die FDP dem EU-Vorhaben nicht zustimmen wird, muss sich Deutschland nun bei anstehenden Abstimmungen enthalten. Für Heil ist diese Blockade „ideologisch motiviert“. Man werde bei den anderen Partnern der EU auf Unverständnis treffen.
Im Vorfeld wurde darüber diskutiert, dass die Enthaltung keine Auswirkungen haben dürfte. Das sieht nun aber anders aus: Auch andere EU-Mitgliedstaaten haben ihre Zweifel angemeldet, womit unklar ist, ob das Vorhaben noch eine Mehrheit bekommt.
Sozialverbände enttäuscht, Wirtschaftsverbände erfreut
Für die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist die Blockade ein wichtiges Zeichen. Auch andere Wirtschaftsverbände begrüßen diesen Weg. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) dürfte die Enthaltung begrüßen. Im Vorfeld hieß es aus dem Verband, dass der EU-Lieferketten-Richtlinie „komplett wirklichkeitsfremde Vorstellungen zugrunde [liegen], die den Unternehmen uneinlösbare Pflichten aufbürden würden.“
Umwelt- und Sozialverbände finden jedenfalls auch klare Worte. „Die deutsche Enthaltung ist ein fatales Signal an alle Menschen, die weltweit von Ausbeutung, moderner Sklaverei, Vertreibung und Urwaldzerstörung betroffen sind", teilte Armin Paasch von der Hilfsorganisation Misereor mit. Germanwatch spricht von einem erschreckenden Maß „an europapolitischer Verantwortungslosigkeit“ und wirft dem Bundeskanzler Scholz weiter vor, dass sich die Regierung vom kleinsten Koalitionspartner die Agenda diktieren lasse. Vom WWF kommt die Aufforderung, dass Scholz seine Richtlinienkompetenz nutzen solle.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
Kommentar schreiben
Antworten
Ich betreibe ein kleines Unternehmen und Jahr für Jahr kommen neue Auflagen aus Brüssel dazu.
Es bräuchte weitere Mitarbeiter, um das alles zu stemmen.
Jetzt spüren wir zunehmend alle die Rezession und da haben wir alle bald andere Sorgen, als sich um das Wohlergehen in anderen Ländern zu kümmern. Umsatzrendite 2022 noch 19%, nun 2023 nur 2%.
Wir können uns das bald nicht mehr leisten. Und um uns wird sich dann kein anderes Land noch kümmern.
Der Gürtel wird für alle in den nächsten Jahren enger. Nur will es niemand glauben.
Ihre Antwort schreiben
Antworten
Ich denke das die FDP bei den nächsten Wahlen endlich wieder unter 5% bleibt.
Ihre Antwort schreiben
Antworten
Ich würde dazu raten das die Architekten solcher Modelle nicht nur eine dumme Idee nach der anderen Kundtun sondern ihre Entwürfe mit dem eigenen Unternehmen/Gel d ausprobieren und erst bei nachweisbar, reibungsloser Funktionalität, öffentlich machen.
Ihre Antwort schreiben