„Nicht öde, nicht hässlich, nicht langweilig“

Fuchsfurz als Duftkerze? – So sticht Voswald mit seinen Handmade-Produkten heraus

Veröffentlicht: 27.05.2021 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 27.05.2021
Team von Voswald stellt handgemachte Duftkerzen her

Massenware und Produkte von der Stange gibt es im Handel zuhauf – nicht aber im Online-Shop von Voswald. Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern finden sich in den digitalen Regalen des Händlers tatsächlich nur eine Handvoll Waren, die zum Verkauf angeboten werden. Dabei handelt es sich in der Hauptsache um handgemachte Duftkerzen, die sich neben selbst gezeichneten Illustrationen noch durch eine andere Eigenschaft von vielen Produkten auf dem Markt unterscheiden: Sie gehen nach Aussagen der Voswald-Gründer mehr als zehn Mal durch die Hände ihrer Schöpfer, bevor sie schließlich bei den Kunden landen.

Wie dieses Konzept handgemachter Kerzen funktioniert, worauf die Macher bei der Produktion achten, welche Schwierigkeiten es bei der Gründung von Voswald gab und warum die Produkte ausgerechnet „Fuchsfurz“ oder „Hummel Bummel“ heißen, haben uns die Gründer verraten.

„Was ein großer Versandriese nicht kann, ist, eine schöne persönliche Erfahrung zu bieten“

Schon ein erster Blick in den Voswald (Deutsch: „Fuchswald“) zeigt, dass in diesem Shop einiges anders läuft als bei anderen Händlern: Das Sortiment wird nicht dicht an dicht gedrängt präsentiert. Vielmehr wird ihm Raum gegeben, es findet Platz und der Blick kann schweifen und bleibt dann etwa an den niedlichen, selbst gezeichneten Illustrationen von Waldtieren hängen, die die Website und Produkte schmücken. Von der Wahl der Schriftart bis hin zu den orangefarbenen Akzenten, die den ein oder anderen Besucher vielleicht an herbstliches Laub erinnern, passt vieles zusammen. Es ist ein durchdachtes Gesamtkonzept, das die Macher hier entworfen haben, das sich jedoch nicht nur auf die Website an sich, sondern auch auf die Produkte erstreckt.

Voswald Website Screenshot2

Bei den handgemachten Duftkerzen wird beispielsweise großer Wert auf die Regionalität der Inhaltsstoffe gelegt: Während Ressourcen wie der Docht, das Duftöl, die Etiketten oder die Kartonagen aus Deutschland kommen, werden das nachhaltige Sojawachs, die Gläser sowie die Deckel nicht etwa aus Fernost, sondern aus dem europäischen Raum bezogen. 

Die Sorgfalt beim Umgang mit Ressourcen spiegelt sich dann auch in der Herstellung selbst wider: Vom Schmelzen und Mischen des Wachses über das Einsetzen des Dochtes bis hin zur Beendigung der Ruhephase und dem Etikettieren der Gläser dauert es alles in allem rund 24 Stunden, bis eine Kerze fertig ist. Allerdings werden die Kerzen dann noch ein zweites Mal rund 24 Stunden ruhen gelassen, um eine ordentliche Aushärtung des Wachses zu gewährleisten.

voswald Zusammenschnitt

„Schnelligkeit ist natürlich ein großer Treiber in unserer Zeit. Das können die großen Versandhändler natürlich so gut wie kein anderer. Doch was ein großer Versandriese nicht kann, ist eine schöne persönliche Erfahrung zu bieten. Da spielt für uns der erste und einzige reale Kontaktpunkt zum Kunden im Online-Handel eine große Rolle – das Paket. Wo es bei anderen darauf ankommt, dort auch noch den letzten Cent einzusparen, bieten wir hier mehr, als man es normalerweise gewohnt ist. Und ein schönes Auspackerlebnis teilt man auch gerne mit seinen Freunden“, erklären die Gründer, die selbst erst über Umwege ihren Weg in den Fuchswald gefunden haben ...

Von der hanseatischen Metropole an den Rand des Harzes

Voswald Team quadrat

Hinter dem Duftkerzen-StartUp Voswald stehen Luise und Gijs, die sich 2016 – vollkommen abseits waldiger Idylle – bei einer großen Werbeagentur in Hamburg kennengelernt haben. Luise war Art-Direktorin und Gijs Texter, als die beiden rund ein Jahr später zusammenzogen. Ende 2019 kehrten sie schließlich gemeinsam der hanseatischen Großstadt den Rücken, um in Luises Heimat, den Harz, zu ziehen. Bei gemeinsamen Waldspaziergängen unterhielten sie sich fast täglich über ihre gemeinsame Zukunft auf dem Land und ihre Idee, in die Selbstständigkeit zu starten. Diese Idee wurde nach eigenen Aussagen nicht nur immer konkreter, sondern auch stark von der Natur inspiriert. So wurde Voswald ins Leben gerufen – und zwar mitten in der Pandemie. 

Voswald Instagram VonHier Screenshot

„Wir wollten besondere Duftkerzen machen, diese sollten anders sein, nicht öde, nicht hässlich, nicht langweilig. Sie sollten Witz haben und auf jeden Fall die Natur um uns herum mit einbeziehen. Geschmückt mit den schrägen Illustrationen von Luise und gefüllt mit dem technischen Know-how von Gijs. Und so kam das eine zum anderen und wir entwickelten unsere erste Duftkerzen-Kollektion“, berichten die Gründer.

Während das Erstellen des Shops für die Gründer nach eigenen Erzählungen eigentlich kein Hindernis darstellte, lag die größte Hürde demnach eher darin, „zu wissen, wann man endlich ein gutes Produkt hat. Wir waren es aus der Werbung gewohnt, immer weiter zu suchen, nach der nächsten, besseren Idee, und so haben wir es uns nicht einfach gemacht, aber wir sind heute sehr froh darüber, immer einen Schritt weitergegangen zu sein“.

Tierische Pupse als Dauerbrenner

Zum Start ihres Shops habe es bereits drei Namen für Kerzen gegeben: „Hasenrasen“, „Hummel Bummel“ und „Nachteule“, bei denen (mit Blick auf die namensgebenden Waldtiere) auch die Illustrationen klar gewesen seien. Allerdings fehlte den Gründern bis dahin noch ein direkter Bezug zum Namen ihres neuen Unternehmens.

„Da wir nun Voswald hießen, wobei ‚Vos‘ aus dem niederländischen kommt und auf deutsch ‚Fuchs‘ heißt, musste natürlich auch noch was mit dem Fuchs her. Wir hatten dort also eine Illustration, aber noch keinen Namen. In der Entwurfsphase haben wir dann einfach als Platzhalter ‚Fuchsfurz‘ draufgeschrieben. Als die ersten Reaktionen aus unserem Umfeld  darauf sehr positiv waren, haben wir es einfach gewagt und bis heute nicht bereut, da der Fuchsfurz mit Abstand bei unseren Kunden der Dauerbrenner ist.“ (Für die Neugierigen: Der Furchsfurz riecht laut Website übrigens nach Blaubeere, Orangenschale, Vanille und Mandel.)

Voswald Website Kerzen Screenshot

Auch grundsätzlich hat sich das Sortiment ein bisschen erweitert: Neben dem halben Dutzend verschiedener Duftkerzen finden Freunde des Fuchswäldchens auch zwei metallene Gartentiere (ein Eichhörnchen und eine Eule) sowie Ansteck-Pins im Voswald-Design auf der Website.

Voswald Website PinsUndGartentiere Screenshot

Die Nähe zu den Kunden ist das A und O

Jedes Produkt bei Voswald ist an eine eigene, handgemachte Illustration gekoppelt, „die die verrückten Bewohner aus dem Voswald“ darstellt. Daher geht mit jedem neuen Produkt auch immer die Vorstellung eines neuen Voswald-Tieres einher. Und um dabei so nah wie möglich bei den Kunden zu sein, werden die Social-Media-Nutzer schon frühzeitig in den Entstehungsprozess einbezogen. Auf diese Weise entstehe bei den Kunden eine emotionale Bindung zu den Produkten, wodurch zugleich ein größeres Verlangen nach neuen Kerzen und Kreationen geweckt werde.

Voswald Instagram NeuerBewohner Screenshot

Doch nicht nur mit den Bestandskunden können Luise und Gijs über die sozialen Netzwerke in Kontakt bleiben. Auch mit neuen Kunden gelingt häufig ein erster Kontakt via Instagram und da das Social-Media-Portal auch sonst viel Traffic generiert, hat es sich das Voswald-Duo zur Aufgabe gemacht, „dort alles zu erzählen, was es zu erzählen gibt“ und den Nutzern ein möglichst hürdenfreies Erlebnis zu bieten.

„Soziale Netzwerke sind unglaublich wichtig für uns! Auf Instagram und Facebook sind wir einfach am nächsten an unseren Kunden dran und können so unsere Inhalte am besten kommunizieren. Die Leute, die unsere Produkte gut finden, sind auch an unserer Geschichte interessiert – zum Beispiel wie unsere nächste Kerze entsteht. Wir lassen unsere Kunden aktiv teilhaben an unserer Unternehmensgeschichte, dadurch wirken wir nicht nur nahbar, sondern sind es tatsächlich auch. Wir schreiben viel mit unseren Kunden und versuchen, die Erfahrung so persönlich zu machen. Dies spiegelt sich auch später bei unseren Paketen wieder – nicht selten bekommen wir das Feedback, dass nicht nur unsere Kerzen schön sind und gut riechen, sondern dass wir auch viel Liebe ins Paket stecken. Das freut uns natürlich immer sehr.“

Wie nah das Voswald-Team an der Kundschaft ist, zeigt beispielsweise auch eine kleine Spezialanfertigung: So habe sich eine Kundin einmal eine Kerze ohne Duft gewünscht und angefragt, ob dies wohl möglich sei. Ausnahmsweise kamen die Gründer diesem Wunsch nach und produzierten eine Kerze ohne Duftöl-Zusatz – „das war der einzige Furz des Fuchses, der geruchlos war“. 

Voswald Instagram Fuchsfurz Glas Screenshot

Handeln, fernab von Amazon

Bei der Wahl der Vertriebskanäle entschieden sich die Gründer schon ganz zu Beginn gegen große Online-Marktplätze wie Amazon und legen den Fokus seither stattdessen auf den hauseigenen Online-Shop, den sie mithilfe von Shopify relativ zügig, das heißt innerhalb weniger Tage, ins Netz stellen konnten. Ein besonderes Highlight des Shopify-Shops war für die jungen Unternehmer dabei übrigens ein Signalton in der Shopfiy-App, der klang wie eine alte Registrierkasse, und der bei jeder eingegangenen Bestellung zu hören war. „Immer wenn dieses Geräusch ertönte, haben wir einen kleinen Freudentanz gemacht.“

Neben dem eigenen Online-Store konnten sie für den Vertrieb ihrer tierischen Duftkerzen außerdem noch eine ganze Reihe an Händlern in Deutschland gewinnen – mittlerweile hat das noch sehr junge Unternehmen bereits mehr als 50 Vertriebspartner. Durch die breitere Aufstellung mithilfe des Online-Shops und der verschiedenen Handelspartner konnte der Einbruch des stationären Handels durch die Pandemie Ende 2020 auch gut abgefedert werden. Und auch sonst scheinen bei Voswald die Zeichen auf Wachstum zu stehen.

„Sollte es so rasant weitergehen, wollen wir natürlich noch weitere Vertriebskanäle aufnehmen, aber momentan ist unsere produktionstechnische Kapazität ausgereizt, weshalb wir gerade dabei sind, größere Räumlichkeiten zu beziehen“, berichtet das Duo. Gerade der Online-Handel biete einer Unternehmung wie der ihren gute Chancen, wirtschaftlich zu sein. „Obwohl eigentlich alles von Hand gemacht wird, versuchen wir die Arbeitsprozesse auch nicht zu romantisieren, sondern sind immer dabei, weiter zu optimieren, damit der Voswald auch weiterhin wachsen kann.“

Sollte das Wachstum auch in Zukunft voranschreiten, haben Luise und Gijs auch einen Traum, den sie sich erfüllen wollen: Irgendwann wollen sie sich tatsächlich, außerhalb der digitalen Welt, ein Stückchen Wald kaufen und dieses dann Voswald taufen.

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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