Interview mit Dr. Daniel Kundt von Koro

Koro: Erfolg durch gute Produkte und verdammt gutes Timing

Veröffentlicht: 12.03.2024 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 12.03.2024
Koro

Ganz egal, ob Schnelllieferdienst, Online-Supermarkt oder spezialisierter Händler: Lebensmittel haben längst ihre Position im E-Commerce gefunden. Im Rahmen der E-Commerce Berlin Expo sprach Dr. Daniel Kundt, CFO des Lebensmittelhändlers Koro, in einer Panel-Diskussion über die technischen und logistischen Hürden, die die Branche beschäftigen. Im Interview mit OnlinehändlerNews erklärt er, wie es Koro angesichts dieser Hürden geschafft hat, sich nicht nur online, sondern zusätzlich auch stationär einen Namen zu machen.

„Wir haben über 1.000 Produkte – jedes davon ‚best in class‘“

OnlinehändlerNews: Koro ist vor einigen Jahren ohne große Vorwarnung quasi aus dem Nichts gekommen und wurde schnell zum großen Erfolg – was ist die Wurzel eures Erfolgs?

Daniel Kundt: Ich glaube, ein großer Teil des Erfolgs liegt darin, dass wir genügend Zeit hatten, alles aufzubauen. Wir feiern gerade unser bereits 10-jähriges Jubiläum. Aber tatsächlich durchstarten konnten wir erst innerhalb der Coronazeit. Die brachte es einfach mit sich, dass die Menschen verstärkt nach Online-Einkaufsmöglichkeiten gesucht haben. Und als das kam, waren wir darauf vorbereitet und hatten ein gutes Produktportfolio bereitstehen.

Und das macht Koro auch hauptsächlich aus. Wir haben über 1.000 Produkte und ich würde bei jedem einzelnen davon sagen, dass es das „best in class“ ist. Daran haben wir über Jahre hinweg gearbeitet und uns gute Lieferantenbeziehungen aufgebaut. Diese Produktqualität hatten wir einfach anderen E-Commerce-Unternehmen voraus, die erst mit der Pandemie an den Start gingen. Man kann mittlerweile zwar in sehr kurzer Zeit sehr viele Produkte beziehen, aber die sind dann eben nicht unbedingt gut.

Also letztlich ist die Wurzel unseres Erfolgs die Kombination aus sehr guten Produkten und Timing. Wir waren Anfang 2020 ohnehin gerade dabei, eine Expansion vorzubereiten. Das heißt, wir waren also einfach zum genau richtigen Zeitpunkt perfekt aufgestellt, um zu skalieren. 

Wie kamt ihr auf die Idee, Lebensmittel in Großgebinden und Nachhaltigkeit miteinander zu kombinieren?

Unser Gründer, Kosta Calios, studierte früher an der Freien Universität Berlin. Einer seiner Professoren für Entrepreneurship, Günter Faltin, ist der Autor des Buches „Kopf schlägt Kapital“. Als Professor für das Thema baute Faltin dann mit einem ganz sachlich-wissenschaftlichen Ansatz auch ein eigenes Unternehmen auf. Frei nach dem Motto „Cut the middleman“ verkaufte er Tee in Großpackungen mit einem deutlichen Preisvorteil für Konsument:innen.

Die Idee zum Unternehmen kam in der Uni

Daniel Kundt: Das nahm Kosta sich zum Vorbild und führte den Gedanken aber auf weitere Produktkategorien weiter aus. Und so entstand, gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Robert Schyska, das Unternehmen Koro. Der Name setzt sich aus den beiden Vornamen der Gründer zusammen.

Mittlerweile verkaufen aber auch wir nicht mehr alle Produkte in Großpackungen. Das liegt vor allem daran, dass wir ja auch Produkte im stationären Einzelhandel gelistet haben und dort kommen Kilo-Packungen tatsächlich weniger gut an.

Welche Art Finanzierung hattet ihr als Start-up am Anfang?

Wir sind da nicht ganz das klassische Start-up, bei dem zunächst viel Geld über Fundraising generiert wurde. Stattdessen haben Calios und Schyska zunächst viel mit Eigenkapital gemacht. Damit wurde eine erste, noch recht simple Website aufgesetzt und eine Grundausstattung an Ware eingekauft.  

Nachdem der Start so gemacht war, kamen im späteren Verlauf kleinere Angel-Investor:innen und auch eine Crowdfunding-Kampagne hinzu. Diese dienten aber nie dem großen Sprung, stattdessen entwickelte sich Koro auf diese Weise step-by-step weiter. Und genau diese Art der Entwicklung kommt uns heute zugute. 

Koro wuchs schrittweise, mit Blick auf die Profitabilität

Daniel Kundt: Viele Unternehmen wachsen unter dem Motto „Geld kostet nichts“ und skalieren, um dadurch neues Kapital anzulocken. Bei dem Modell braucht es aber teilweise viele Jahre, um überhaupt erst einmal den Break-even zu erreichen.

Mit dem Boot-strapping-Mindset, welches wir genutzt haben, wird dagegen von Anfang an auf Profitabilität geachtet. Mittlerweile haben wir aber auch klassische Investor:innen wie Venture-Capital-Gesellschaften mit an Bord.

Ihr setzt vor allem auf Influencer-Kooperationen: Welche Anforderungen stellt ihr an Influencer-Partnerschaften?

Der wichtigste Aspekt ist, ob die Person zu unserer Marke passt. Da schauen wir dann zuerst, ob es konkrete Ausschlusskriterien gibt, die gegen die Werte unserer Marke sprechen. Beispielsweise wenn ein:e bestimmte:r Influencer:in sich frauenfeindlich positionieren würde, das würde dann nicht zu uns passen. 

Abseits der negativen Ausschlusskriterien schauen wir natürlich aber auch auf die positiven Argumente: Ist das eine Person, die wir gerne mit der Marke sehen und die auch die richtige Zielgruppe anspricht? Was die Größe der Reichweite angeht, ist da dann aber alles dabei.

Wir waren jetzt zum Beispiel auch Hauptsponsor der Serie „7 Vs. Wild“, kooperieren aber trotzdem auch weiterhin mit kleineren Kanälen und Influencer:innen. Beides funktioniert auf unterschiedliche Art gut.

Sind wir ein Online-Supermarkt oder eine Food-Brand?

Produkte der Marke Koro gibt es mittlerweile auch im stationären Handel – ab welchem Zeitpunkt habt ihr diese Entscheidung getroffen?

Das entstand vor allem aus der Frage heraus, was Koro eigentlich genau ist. Als klassischen Online-Supermarkt haben wir uns dabei nicht gesehen, sondern viel mehr als richtige Food-Brand. Und als solche wollen wir mit unseren Produkten für die Konsument:innen erreichbar sein. Da nun aber die Deutschen Lebensmittel vor allem noch stationär kaufen, war uns klar, dass wir dort sein wollen, wo auch die Konsument:innen sind.

Natürlich war das für uns als kleines Start-up schon noch einmal eine Umstellung. Die Einkäufer von Supermärkten haben ganz andere Anforderungen an Lagerkapazitäten und Logistik. Der Beginn des Ukraine-Krieges veränderte die Metriken im E-Commerce grundlegend. Wir waren zum Glück auf diese Krise der Branche rechtzeitig vorbereitet und hatten das stationäre Geschäft bereits etabliert, als der E-Commerce-Boom am Abflauen war.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über die Autorin

Ricarda Eichler
Ricarda Eichler Expertin für: Nachhaltigkeit

Ricarda ist im Juli 2021 als Redakteurin zum OHN-Team gestoßen. Zuvor war sie im Bereich Marketing und Promotion für den Einzelhandel tätig. Das Schreiben hat sie schon immer fasziniert und so fand sie über Film- und Serienrezensionen schließlich den Einstieg in die Redaktionswelt.

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