Wegen Amazon: Österreich fehlt rund eine Milliarde Euro Mehrwertsteuer

Veröffentlicht: 21.06.2021
imgAktualisierung: 22.06.2022
Geschrieben von: Markus Gärtner
Lesezeit: ca. 2 Min.
21.06.2021
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Hand schnippst Würfel mit "Tax" weg
© Andrii Yalanskyi / Shutterstock.com
Österreich geht durch verlorene Mehrwertsteuer im Online-Handel rund eine Milliarde Euro flöten, so eine Studie.

Eine Milliarde Steuerverlust durch falsche Warenwerte und Nicht-Erfassung

Demnach entgingen dem Land rund 980 Millionen Euro, weil Mehrwertsteuer-Einnahmen durch ausländische Online-Händler wie Amazon nicht eingezogen werden würden. Gründe dafür seien eine falsche Warenwert-Deklaration oder auch die Nicht-Erfassung auf einer staatlichen Plattform. „Die Initiative Wirtschaftsstandort OÖ betrachtet die Schließung der Mehrwertsteuerlücke nicht nur als wesentlichen Beitrag zum Schuldenabbau nach der Coronapandemie, sondern als großen Schritt zu mehr Steuergerechtigkeit und Fairness gegenüber den Steuerzahlern und besonders für den stationären Handel in den heimischen Städten und Ortszentren“, erklärt IWS-Geschäftsführer Gottfried Kneifel. Dabei könne das Problem gelöst und die knappe Milliarde zusätzlich einkassiert werden, „ohne eine Steuer zu erhöhen oder eine neue Steuer einzuführen“, so Kneifel.

Das IWS hat anhand weiterer Studien auch die Umsätze des Online-Handels in Österreich für 2020 analysiert. Demnach kommen nur 15,5 Prozent des Umsatzes von österreichischen Versandhändlern, 68 Prozent von in Österreich registrierten ausländischen Händlern – und 16,5 Prozent von nicht registrierten Händlern aus dem Ausland. 

EU verliert rund zehn Milliarden Euro durch Mehrwertsteuerbetrug im Online-Handel

Auch für die gesamte EU wurden mögliche Steuerverluste speziell durch ausländischen Distanz- oder Online-Handel analysiert. Die IWS bezieht dafür andere Studien wie die der Wirtschaftskammer Österreich, Bundessparte Handel mit ein. Demnach würden der EU insgesamt 10,2 Milliarden Euro an nicht erhobener oder eingezogener Mehrwertsteuer entgehen. Rund 60 Prozent der fehlenden Gelder kämen durch Mehrwertsteuerbetrug zu Stande, der Rest durch Ausnahmeregelungen und Schwierigkeiten bei der Steuereinziehung. 

Die EU arbeitet weiter an einer effektiveren Steuer-Gesetzgebung, auch in Hinsicht auf die großen Tech-Konzerne wie Amazon. Diese müssen jetzt nach einer neuen Regelung in der Europäischen Union künftig offenlegen, in welchem Land sie wie viel Steuern zahlen. Eine Steuernachforderung von rund 250 Millionen Euro gegen Amazon konnte die EU-Kommission jüngst aber nicht durchsetzen.  

Markus Gärtner

Veröffentlicht: 21.06.2021
img Letzte Aktualisierung: 22.06.2022
Lesezeit: ca. 2 Min.
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KOMMENTARE
4 Kommentare
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Bert Schanner
22.06.2021

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Na das sind doch nun wirklich keine Neuheiten.
Für Deutschland sind das mindestens 2 Milliarden im Jahr, berechnet von einem kleinen Händler wie mir.
Ich habe mir doch tatsächlich den Spaß gemacht und an den Finanzminister einen entsprechenden Vorschlag gesendet, natürlich ohne Reaktion.
Solange die Finanzämter ohne Probleme bei den deutschen Händlern Zugriff auf Konten und Unterlagen haben, fließt ausreichend Geld in die Kassen…
Kurz gesagt der Staat braucht kein zusätzliches Geld, anders ist diese Arroganz und Unfähigkeit nicht zu erklären.
Ingo Scharp
22.06.2021

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Da sieht man das doch wieder. Die Big Player haben Höhlen und kleine Händler nicht mal ein Nadelöhr als Steuerschlupflöscher.
Nicht das wir keine Mehrwertsteuer zahlen wollen. Die Hürden für den kleinen Händler für den EU weiten Vertreib werden immer größer und komplizierter.
Ein Marktplatzbetre iber will uns sogar dazu nötige, uns bei der OSS zu registrieren, obwohl wir im Bereich EU Export B2C den Schwellenwert bei weitem unterschreiten. An sonsten will man unsere Artikel für den Vertrieb in der EU sperren. Im Gegenzug macht Amazon in vielen EU Ländern Milliarden Umsätze und zahlt dort keine Mehrwertsteuer? Gut das wir uns von dieser Plattform getrennt haben.
Heinz Posingis
22.06.2021

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Nun ja, ist ja nicht so schlimm.
Dafür greift ab 1. Juli ein neues Umsatzsteuerges etz und die kleinen dürfen jetzt für die großen zahlen. So wie immer. Die dicken Fische lässt man ziehen und an den kleinen hält man sich schadlos.
EU typisch.
Karl Richter
21.06.2021

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Dabei ware es so einfach die Handelsplattfor men (Amazon, Ebay u.a) gesetzlich zu verpflichten, beim Käufer die fälligen Einfuhrumsatzst euern mit der Zahlung für den erworbenen Artikel einzuziehen und diese Beträge dann an die Finanzbehörden abzuführen. Dies wird in dieser Form bereits in den USA und Grossbritannien praktiziert. Dies würde auch, wie im Artikel berichtet, zu den erhofften Mehreinnahmen führen und einen Betrug praktisch verhindern. Auch der stationäre und der ortsansässige Onlinehändler würde durch die Angleichung der zu zahlenden Preise von dieser Möglichkeit profitieren. Das derzeitige System der Postverzollung ist aufgrund der massenhaften Sendungen nicht praktikabel und zudem hochgradig durch falsche Warenwertangabe betrügerisch belastet.
Aber diese geschilderte Abrechnungsmögl ichkeit scheint ja offensichtlich zu einfach zu sein - den EU-Bürokraten fällt da sicherlich noch eine hochkompliziert e Variante ein!!