USA

So betrügen Süßigkeiten-Händler mit Dropshipping auf Amazon

Veröffentlicht: 10.08.2022 | Geschrieben von: Markus Gärtner | Letzte Aktualisierung: 22.11.2022
Kind mit Riesen-Lollys

Der US-Süßwaren-Hersteller Spangler Candy vertreibt unter anderem seit fast 70 Jahren seine „Dum Dum“-Lutscher und produziert von den vielfarbigen Leckereien über zwölf Millionen pro Tag – ein einträgliches Geschäft also. Doch Mitchell Owens, E-Commerce-Chef des Unternehmens, entdeckte eine Amazon-Masche, die den Hersteller durch verbotenes Dropshipping um jede Menge Kunden und Geld bringt, wie die Los Angeles Times berichtet.

Owens fand auf dem US-Marktplatz von Amazon bei fremden Händlern seine Ware zu einem deutlich tieferen Preis und dachte zunächst, es seien Fälschungen. Nach einer Testbestellung erhielt er aber seine Originalware, die von Walmarts Tochter-Unternehmen Sam’s Club verschickt wurde – ein Mitgliedsprogramm von Walmart, bei dem Kunden für einen jährlichen Zusatzbeitrag preiswert bestellen können. 

So funktioniert der Dropshipping-Betrug bei Amazon

Die betrügerischen Händler nutzen für die Masche das sogenannte Dropshipping, das an sich nicht verboten ist, bei Amazon aber gewissen Regeln unterliegt. Beim Dropshipping lässt der Anbieter beim Eingehen einer Bestellung die Ware direkt vom jeweiligen Händler bzw. Hersteller – die dort preiswerter ist – an den Kunden verschicken, heimst die Preisdifferenz ein und tritt somit kaum in Erscheinung. Bei Amazon kostet ein 400er-Pack der „Dum Dum“-Lollies rund 26 Dollar – bei Sam’s Club zahlt man für 500 Stück nur 15 US-Dollar. Nach Abzug der Amazon-Gebühren könnten die Dropshipping-Händler einen Gewinn von rund sechs Dollar pro Bestellung machen, heißt es.

Das Süßwaren-Unternehmen beschwerte sich mehrfach bei Amazon, schaltete Anwälte ein – doch immer wieder tauchen neue derartige Betrüger auf, die diese Dropshipping-Methode ausnutzen. „Es wurde zu einem Tsunami, den wir nicht kontrollieren können“, sagte Owens. „Es gibt eine ganze Industrie, die Menschen dazu ermutigt, ihr eigenes Unternehmen zu gründen, das auf Amazon verkauft und Dropshipping von anderen Einzelhändlern anbietet.“ Derartige Methoden werden teilweise über Social-Media-Kanäle wie Facebook, TikTok, YouTube und Co. verbreitet.

Das sagt Amazon zu der Masche

Diese Art des Dropshippings ist laut den Richtlinien zur Direktlieferung auf Amazon „streng verboten“. Amazon-Sprecher Nathan Strauss erklärte dazu oberflächlich: „Wir überwachen eine Vielzahl von Daten und Signalen, um Verstöße gegen diese Richtlinie zu erkennen, zu untersuchen und durchzusetzen“. Walmarts Sam’s Club lehnte eine Stellungnahme zu den Fällen ab.

Mitchell Owens von Spangler Candy hat die betrügerischen Händler zum Teil sogar ausfindig gemacht und kontaktiert – allerdings mit wenig Erfolg. „Fünfundzwanzig Prozent von ihnen sagen: ‚Oh, es tut uns leid. Bitte schreiben Sie keine schlechte Bewertung. Wir steigen aus.’ Die anderen 75 Prozent sagen ‚Scheiß auf dich’, und wir müssen eine Woche warten, bis Amazon seinen Prozess durchlaufen hat, um den Verkäufer zu entfernen. Deshalb ist es so überwältigend. Man kommt auf vier oder fünf Verkäufer und am nächsten Tag sind es noch einmal 20.“ Owens fordert von Amazon unter anderem mehr Zusammenarbeit mit den betroffenen Herstellern. „Wir haben so sehr versucht, das mit Amazon zu lösen“, sagt er. „Ich wünschte, es gäbe eine bessere Beziehung.“ 

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Kommentare  

#4 Grummelpiet 2022-08-17 13:39
"In diesem Fall geht es um die durch Amazon explizit verbotene Anwendung dieser Art des Dropshippings auf seinem Marktplatz und die Folgen: Es liegt ein Verstoß eines Verkäufers gegen ebendiese Richtlinien vor – ob man in einem solchen Fall von einem „seriösen“ Händler sprechen kann, sei dahingestellt."

Amazon möchte nicht das Händler Ware verkaufen die dem Händler nicht gehört bzw. mit Lagerbeständen kalkuliert über die der Händler nicht exclusiv verfügen kann. "Verbot" - naja, ist halt ein Verstoß gegen Amazonrichtlini en und kann Folgen haben, illegal ist es jedoch nicht.

Und Zusätzlich: - sollten die vermeintlichen Dropshipper einen Vertrag mit Walmart haben, und sich zum Beispiel ein gewisses Kontingent gesichert haben - ist das kein Dropship mehr sondern vollkommen seriöses und von Amazon selbst praktiziertes Fulfilment.

Das Problem des CandyShops bleibt aber das gleiche und die Vorteile für die Käufer auch.
Der Candyshop hat zu billig an Walmart verkauft und muss diesen Vertrag jetzt erfüllen - ob er dabei wirklich draufzahlt sei mal dahingestellt, die Markenbekannthe it und die Kundenzahl verbessert sich sicherlich.

Also alles nur PR mit schönen Schlagworten. Nix Betrug, nix böse, nix Verlust - alles richtig so (bis auf diesen Regelverstoss zwischen Amazon und dem Reseller - aber das geht nur die beiden Vertragspartner etwas an)
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#3 Grummelpiet 2022-08-16 15:12
Was für ein unterirdischer Artikel. Der Autor hat Glück das die von ihm beschuldigten und seriösen Händler weit weg sitzen und wohl kaum Notiz von diesem Unfug nehmen werden.

500er-Pack Lutscher wurden und werden so billig an einen Großhändler verkauft, das diese Lutscher jetzt billiger im Markt landen als alternative Packungen mit 400 Lutschern.

Und der unfähige Verantwortliche macht für diese, selbst herbeigeführte, Situation Händler und Amazon und Anwälte verantwortlich.

Dropship, Amazon, Differenz - alles nur Nebelkerzen die am eigentlichen Problem vorbei gehen.
Mister Owens kann nur hoffen das sein direkter Kunde Walmart nicht sein Lager leerkauft und alles via Amazon FBA vertickt - klarer Fall von selbst aus dem Markt gekegelt. Ab sofort ist der Candyshop nur noch eine BonBon-Werkbank Walmart und kein unabhängiger Hersteller/Mark eninhaber mehr.

Für das OHN-Team klingt "So funktioniert der Dropshipping-Be trug bei Amazon" aber bestimmt fetziger....

Find ich nicht gut

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Hallo Grummelpiet, vielen Dank für ihr Feedback zum Artikel und die Meinung zum Thema,

dazu einige kurze Anmerkungen:

Der Beitrag behandelt nicht Dropshipping und Strategien dazu an sich – Infos dazu finden sie in der Box.

In diesem Fall geht es um die durch Amazon explizit verbotene Anwendung dieser Art des Dropshippings auf seinem Marktplatz und die Folgen: Es liegt ein Verstoß eines Verkäufers gegen ebendiese Richtlinien vor – ob man in einem solchen Fall von einem „seriösen“ Händler sprechen kann, sei dahingestellt.

Amazons Richtlinien und die Strategien von Online-Händlern werden in unserer täglichen Berichterstattu ng immer wieder kritisch unter die Lupe genommen – dafür gibt es u.a. das eigene News-Portal Amazon Watchblog. Möglicherweise helfen ihre Hinweise anderen Online-Händlern.

Die Wortwahl in der Überschrift soll generell zum Lesen anregen, kann zuspitzend, sollte aber immer wahrheitsgetreu sein – von daher kann man wohl von einer gewissen „Fetzigkeit“ sprechen.

Ich hoffe, ich konnte einige Unklarheiten beseitigen und freue mich auf weiteres angeregtes Lesen,

mit freundlichen Grüßen
Markus Gärtner / OnlinehändlerNe ws
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#2 Robby 2022-08-11 12:09
Der Hersteller bzw. Großhändler hat es doch selber in der Hand, Dropshipping zu unterbinden, indem er nicht an Endverbraucher liefert und unliebsame Zwischenhändler mit langen Lieferzeiten "aufgrund von Materialengpäss en" aus dem Markt drängt. Bei großen Gegenständen macht Dropshipping doch auch Sinn. Ein Klavier oder ein großes Möbelstück wird sicherlich nicht besser, wenn es anstelle einer Direktlieferung vom Hersteller erst zum Händler und dann zum Kunden transportiert wird. Der doppelte Transport macht nur die Speditionen reich und belastet die Umwelt.
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#1 Lux 2022-08-11 09:33
Betrug bedeutet "das Täuschen, Irreführen, Hintergehen eines andern".

Ich kann in dem beschrieben Prozess keinen Betrug erkennen. Was ist daran Betrug? Es ist der normale Handelsprozess Ware günstiger zu beschaffen, als sie zu verkaufen.

Es scheint sich hier vielmehr einfach nur um einen Verstoß gegen anscheinend bestehende Regeln von Amazon zu handeln. Ich kenne die amerikanischen Regeln nicht, aber dass solche bestehen, hielte ich zumindest in der EU für Wettbewerbsrech tlich bedenklich. Schließlich wird die freie Preisbildung, die durch einen der Wettbewerb unter mehreren Markakteuren entsteht, durch solche Regeln behindert. Für den Kunden sind solche Regeln somit nachteilig. Schließlich könnte kann der Preis ohne Wettbewerb künstlich hochgehalten werden, wie Owens das gern hätte.
Und auch für Händler sind solche Einschränkungen hauptsächlich negativ zu bewerten, nimmt es ihnen doch Möglichkeiten findig zu agieren. Hilfreich sind derartige Einschränkungen meist nur für sehr große Anbieter, die damit ihr Pfunde schützen können.

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Hallo Lux, vielen Dank für den Hinweis. Von der strafrechtliche n Definition des Begriffs haben sie recht, ich habe es im weiteren Sinne hier wie von ihnen erwähnt auf das bei Amazon explizit verbotene Vorgehen bezogen,

beste Grüße
Markus Gärtner
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