10 Euro Zuzahlung pro Verkauf

Strafgebühr für Shein, Temu & Co.: So will Frankreich gegen Fast Fashion vorgehen

Veröffentlicht: 20.03.2024 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 20.03.2024
Kleidungsstücke hängen auf Bügeln

Ein neuer Gesetzesentwurf will in Frankreich den Verkauf von Fast-Fashion-Produkten einschränken. Dies betrifft vorrangig neue Plattformen mit günstiger Mode aus China – wie Shein, aber auch Temu. Sie könnten auf diese Weise strengere Verkaufsvorschriften erhalten. 

Das Gesetzesvorhaben wird von der konservativen Regierungspartei Horizons vorangetrieben und erhielt von der französischen Nationalversammlung die Zustimmung. Derzeit wird die Regelung noch im Senat diskutiert, eine Zustimmung gelte aber als sicher.

Shein im Visier

Horizons-Politikerin Anne-Cécile Violland, die das Gesetz maßgeblich mit auf den Weg gebracht hat, sprach von „Strafen“ für die Anbieter. Ab dem kommenden Jahr könnten sie womöglich eine Abgabe von fünf Euro pro verkauftem Kleidungsstück zahlen. Im Jahr 2030 soll diese Gebühr dann auf 30 Euro erhöht werden, berichtet die Wirtschaftswoche.  

Bei dem Gesetzesvorhaben liegt der Fokus zunächst auf der chinesischen Modeplattform Shein: „Shein bringt täglich 7.200 neue Modelle auf den Markt. 900-mal mehr als französische Händler“, kritisierte Violland. Doch auch Temu und – laut der französischen Umweltorganisation „Amis de la Terre“ – auch H&M, Zara oder Primark könnten in die Verantwortung gezogen werden. 

Shein warnt indes vor wirtschaftlichen Auswirkungen: „Dieser Gesetzesentwurf wird lediglich die Kaufkraft der Franzosen verschlechtern, nachdem sie ohnehin schon von steigenden Lebenshaltungskosten betroffen sind“, heißt es in einem Statement in der Wirtschaftswoche.

Französischer Alleingang?

Neben den Strafgebühren soll das Gesetz auch die Werbung für Fast Fashion beschränken. Darunter könnten Influencer:innen fallen, schreibt die Frankfurter Rundschau. Marketing-Fachleute monierten, dass die Vorschriften auch Probleme für Marken mit sich bringen könnten, die sich ohne Zwischenhändler:innen direkt an ihre potenzielle Kundschaft wenden. 

 

Umweltminister Christophe Béchu erklärte, Frankreich sei „das erste Land, das die Exzesse der Ultra Fast Fashion bekämpft“. Er hofft, dass die Maßnahmen auch auf europäischer Ebene übernommen werden. Branchenfachleute in Deutschland sehen in Frankreichs Vorhaben einen „Alleingang“, das Gesetzesvorhaben würde der EU-Binnenmarkt-Gesetzgebung und der Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation widersprechen. Von hiesigen Handelsunternehmen werden die günstigen Anbieter aus China wegen ihrer Umweltauswirkungen und der wachsenden Konkurrenz aber bereits gerügt.

Die Modebranche – allen voran Fast-Fashion-Anbieter – wird seit Jahren wegen der Umweltauswirkungen ihrer Geschäftsmodelle kritisiert. Der schnelle Modekonsum führt nicht nur dazu, dass mehr Kleidung hergestellt und transportiert werden muss und somit hohe CO₂-Emissionen erzeugt werden, sondern er setzt auch Produktionsstätten und Lieferfirmen unter Druck. Das wiederum kann sich sowohl auf die Arbeitsbedingungen als auch auf die ökologische Verantwortung der in der Lieferkette beteiligten Unternehmen auswirken. Zum anderen würden Trends geschürt und Kleidung bereits weniger langlebig konzipiert. Und letztlich werden so Kleidungsstücke heute eher weggeworfen als gespendet, heißt es in einem Bericht des Europäischen Parlaments. Im Schnitt werden pro Jahr 26 Kilogramm neue Textilien erworben und elf Kilogramm landen im Müll. 

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über die Autorin

Hanna Behn
Hanna Behn Expertin für: Usability

Hanna fand Anfang 2019 ins Team der OnlinehändlerNews. Sie war mehrere Jahre journalistisch im Bereich Versicherungen unterwegs, dann entdeckte sie als Redakteurin für Ratgeber- und Produkttexte die E-Commerce-Branche für sich. Als Design-Liebhaberin und Germanistin hat sie nutzerfreundlich gestaltete Online-Shops mit gutem Content besonders gern.

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Kommentare  

#3 Andreas S. 2024-03-23 10:48
@Michaela #1:
Ich habe mir vor einigen Jahren auch mal in einem Onlineshop in der Schweiz etwas gekauft, das sehr professionell vermarktet wurde inklusive Tests, super Videos und wer weiß was nicht allem. Es handelte sich um einen GPS Tracker für mein neues, sehr teures Fahrrad. Als das Teil hier war und nicht wirklich funktionierte wie es angepriesen wurde wollte ich es zurückschicken, was mir jedoch verweigert wurde. Am Ende fand ich dann heraus, dass der Tracker, für den ich rund 180 Euro bezahlt hatte, aus billigen Teilen bestand, die ich allesamt bei Wish für nicht mal 10 Euro hätte kaufen können.

Was ich damit sagen will: Mittlerweile versuchen doch viele „Onlinehändler“ zu bescheißen, indem billigste Chinaware für das zig-fache verkauft wird. Fakt ist, dass es sich auszahlt, denn die Mehrheit weiß nicht, dass es nur einen Bruchteil gekostet hat, weil sie gar nicht erst bei Temu, Wish und Co schaut.
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#2 Jörg 2024-03-23 09:18
Da schließe ich meinem Vorredner an. Die Händler kaufen die Produkte dort und als Kunde soll man für das gleiche Produkt um ein vielfaches mehr bezahlen.
Vielleicht sollten die Händler mal Ihre Strategie überdenken und nicht den Chinaimport dem Kunden um teuer Verkaufen.

Eine gute Qualität zu einem angemessenen Preis wäre akzeptabel zum kaufen vor Ort.

Viele bekommen den Rachen einfach nicht voll genug! Ich muss nicht den noch den 3. Luxuswagen finanzieren durch meinen Einkauf.
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#1 Michaela 2024-03-20 13:32
Ich habe mir Barfußschuhe in einem Onlineshop mit Sitz in Österreich für knapp 80 € bestellt, die ich dann auch für 25 € bei Temu entdeckt und bestellt habe. Beide Paare waren haargenau, bis auf den letzten Nadelstich die gleichen Schuhe. Was denkt ihr wohl, wo werden die Kunden weiterhin bestellen? Es gibt dort so viele Produkte, die hier auch über Händler verkauft werden, aber oft für den 3 bis 4fachen Preis. Das seh ich wirklich nicht ein. Hier wird alles so teuer, dass man quasi gezwungen wird, in China zu bestellen.
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