Kommentar: Ebay Frühjahrsupdate 2017 – Professionalität statt Individualität

Veröffentlicht: 09.05.2017 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 28.06.2017

Ebay hat wieder einmal einige Neuerungen für seine Verkäufer und Käufer verkündet. Doch mindestens bei zwei Änderungen fühlt man sich recht deutlich an Amazon erinnert. Was bedeutet das für den Marktplatz?

Ebay-Kartons

© Lisa Schmidt | Händlerbund

Verbesserungen stehen bei Ebay ganz groß auf dem Plan. Im aktuellen Frühjahrsupdate kündigte das Unternehmen diverse Änderungen an, die für Verbesserung sorgen soll – im Kauferlebnis, im einheitlichen Auftreten und in den Verkäuferstandards. Zwei Änderungen fallen dabei sofort ins Auge: Ebay wird Händler belohnen, die kostenlose Retouren anbieten, und das Unternehmen wird die Verkäufer dazu auffordern, das Nutzungsrecht für die Produktbilder abzugeben.

Nur, wer mitspielt, wird gefunden...

So ähnlich macht das auch der große Rivale Amazon. Durch die Belohnung von kostenlosen Retouren, indem solche Angebote sichtbarer gemacht werden, kommt Ebay zwar – wie Amazon – einem Kundenwunsch nach. Doch das Unternehmen nimmt den Händlern de facto auch die Möglichkeit, selbst darüber zu bestimmen, ob sie kostenlose Retouren anbieten wollen oder nicht. Natürlich ist es immer noch jedem Händler selbst überlassen, was er in dieser Hinsicht macht. Aber: Wer keine kostenlosen Retouren anbietet, hat weniger sichtbare Angebote. Im harten Marktplatz-Wettbewerb ein gewaltiger Nachteil. Wer also seine Produkte möglichst sichtbar platzieren will, wird in Zukunft wohl nicht darum herumkommen, die Retouren kostenfrei zu machen.

Bildernutzung und Kontaktmöglichkeiten

Mit den Änderungen bei der Nutzung von Bildern geht Ebay ebenfalls einen Schritt, der für das Unternehmen zwar unvermeidbar ist, aber stark an die Konkurrenz erinnert: Um die kuratierten Kategorieseiten und den Ebay-Katalog zu verbessern, wird der Marktplatz die Händler dazu auffordern, ihm die Nutzungsrechte für die Artikelbilder und Produktinformationen einzuräumen. Das klingt zunächst noch nach einem harmlosen – und wie gesagt notwendigen – Schritt, um den einheitlichen Auftritt zu realisieren und zu verbessern. Es könnte aber auch der erste Schritt sein, um umfassendere Nutzungsrechte einzufordern. Da Ebay die Händler aber über die Nutzung von Bildern auf ebay.de detailliert informieren will, scheint das Unternehmen hier noch angemessen transparent zu agieren.

Einigen Händlern dürfte es auch nicht gefallen, dass Ebay sämtliche Kontaktinformationen aus den Artikelbeschreibungen, Bildern, Verkäuferprofilen und Ebay-Shops verbannen will. Für die Kommunikation zwischen Verkäufer und Käufer sollen künftig ausschließlich Nachrichten-Tools von Ebay genutzt werden. Das bringt für Händler, die auf ihren Shop aufmerksam machen wollen, Nachteile, dient aber auch der Sicherheit – auch bei Amazon werden Transaktionen nur über die Amazon-Plattform abgesichert. Ebay gestattet den Händlern immerhin, ihre Kontaktdaten im Impressum zu hinterlegen.

Ebay hört auch auf seine Händler

Doch bei aller Kritik: Ebay führt mit dem Frühjahrsupdate auch Neuerungen ein, die den Händlern deutliche Vorteile bringen und nach denen die Händler zum Teil lange verlangt haben: So wird künftig die rechtzeitige Lieferung daran gemessen, wann der Händler das Paket versandt hat. Bisher war die Ankunft beim Kunden ausschlaggebend – hier hat der Händler aber keine Kontrolle, solange er das Paket nicht selbst zum Kunden bringt (und das macht ja schließlich niemand). Ein guter Schritt von Ebay, nach dem die Händler lange gefragt hatten. Hat der Händler das Paket also rechtzeitig versandt und sich „um die Klärung des Problems mit dem Käufer bemüht“, muss er bei verspäteter Zustellung keine Strafe fürchten.

Einen weiteren positiven Aspekt gibt es beim Thema Retouren: Auch wenn Ebay hier die kostenlose Rücksendung forciert, will das Unternehmen seine Verkäufer gleichzeitig vor Retourenmissbrauch schützen und sogar präventiv gegen Kunden, die Retourenmissbrauch betreiben, vorgehen – bevor diese beim Händler Schaden anrichten können. Und auch wenn noch nicht ganz klar ist, wie genau Ebay die Händler in solchen Fällen schützen wird – löblich ist dieser Schritt allemal.

Professionalisierung auf Kosten der Individualität

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Änderungen bei Ebay dazu dienen, das Kauferlebnis und den Auftritt zu vereinheitlichen und zu verbessern. Doch die Wege, die der Marktplatz dafür geht, erinnern vielleicht ein wenig zu sehr an die Wege von Amazon. Letztlich verlieren die Shops mit dem Update ein wenig Individualität. Das mag gut für die Professionalisierung sein, nimmt den Ebay-Shops aber auch ein Stück weit ihren Charakter und hindert Händler daran, mit ihrem Ebay-Shop ihre anderen Verkaufskanäle zu bewerben. 

 

Kommentare  

#9 Mila 2017-09-12 11:54
Hallo,

ich bin auf euren interessanten Artikel gestoßen. Finde ihn sehr hilfreich. Vor allem aber eure Erläuterungen zu den Änderungen bei Ebay, finde ich mehr als gelungen und sehr empfehlenswert. Danke dafür. Hat mich echt inspiriert.

Liebe Grüße
Mila
Zitieren
#8 Hans 2017-05-10 17:46
ebay hat vollkommen Recht!!!
Solange es noch genügend "dumme" Händler gibt, die dieses Spielchen mitmachen und sich ausnutzen lassen!

Was wäre mit ebay, wenn sämtliche Händler streiken würden!?

Davon kann man nur träumen - es wird ständig geschimpft, letztendlich macht dann jeder mit!
Zitieren
#7 Lene 2017-05-10 14:55
"wird der Marktplatz die Händler dazu auffordern, ihm die Nutzungsrechte für die Artikelbilder und Produktinformat ionen einzuräumen"

Witzig... sehr sehr witzig. Was ist denn mit Bildern die nicht von mir stammen, sondern ich diese Nutzungsrechte vom Hersteller (und nur für mich) erhalten habe.
Wie kann sich ebay anmaßen von mir zu verlangen das ich diese Rechte übertragen könnte?

Und von mir (oder zum Teil von Autoren) erstellte Produktinformat ionen?
Das soll ich ebay auch noch übertragen damit die mit meinen geistigen Eigentum machen können was sie wollen?
Zitieren
#6 Andree 2017-05-10 12:32
Ebay will vor Retourenmissbra uch schützen??? Der Witz des Jahrhunderts.

Das bekommen die gar nicht hin, das kommt häufiger vor und Ebay macht gar nichts, die Mitarbeiter lesen nicht einmal Konversationen durch um sich ein genaues Bild zu machen und jetzt wollen die plötzlich die Probleme lösen? Das erinnert ja an VW und mit seiner Zauberlösung bei der Abgasproblemati k!

Bei Problemen im internationalen Versand wenn Kunden Fälle auf der internationalen Webseite öffnen ist die Maske in der fremden Sprache, der Kontakt läuft dann über Mitarbeiter der ausländischen Ebay Seite, die klären das dann auch nicht mit den Mitarbeitern aus dem Land des Verkäufers ab oder schreiben wenigstens in Englisch nein nein......der Verkäufer muss, darauf wird man hingewiesen sich einen Übersetzer zu nehmen oder einen Dolmetscher zu beauftragen......


Ware wird beschädigt eingeschickt und man meldet es Ebay? Dann muss der Verkäufer auf eigene Kosten einen Gutachter beauftragen.....

Neulich hat einer einen Fall einer nicht erhaltenen Ware angemeldet, wir haben uns darum gekümmert, Lieferung Spanien, dass Problem war: Die Ware wurde nicht abgeholt konnte vorher nicht zugestellt werden.
Ist alles nachgewiesen worden, aber dennoch bekommen wir einen Mangel obwohl es nicht unser Fehler war.
Der Mangel wird auch nicht entfernt, dass ist halt so bei Ebay.

Bei den Daten der angemeldeten Adresse werden die Daten die unter Firma eingetragen sind bei Firmenkunden nicht an Warenwirtschaft en übertragen, darum haben manche Ihren Firmennamen auch unter Vorname, Nachname eingetragen.

Ist für die Rechnungsstellu ng im Massenversand ein Problem, Ebay weiss das auch aber bekommt das sei VIER JAHREN nicht geändert.

Und jetzt wollen die das hier auf die Reihe bekommen????

Ich lach mich tot!!!!!!!!
Zitieren
#5 DAC 2017-05-10 10:51
Nun schauen wir mal, wie sich die Änderungen bei ebay auswirken.
Eines ist auf jedemfall aus Sicht der Kaufers klar: Jede kostenlose Retoure ist eine MOGELPACKUNG, denn jede Rücksendung von DHL, Hermes und Co kostet dem Händler Geld. Ein Händler, der fachgerecht Kalkuliert (machen leider wenige bei ebay) muss diese Kosten auf den Artikelpreis in irgendeiner Form aufschlagen. Dadurch müssen auch Kunden, die fast nie Retouren sich an den Kosten beteiligen. Das Produkt wird teurer. Will das der Kunde?

Die Nutzungsrechte für Bilder sind eigentlich kein Problem für Händler, solange sie jene Bilder selbst erzeugt haben. Meine z.B USB Kabelbilder kann jeder verwenden; damit habe ich kein Problem.

Ein größeres Problem zeigt sich aber, das ebay sich in einigen wichtigen Bereichen immer mehr dem Primus amazon angleicht. Jeder, der sich einmal mit Betriebswirtsch aft beschäftigt hat sieht hier eine große Gefahr durch eine leichte Übernahme durch Amazon, da bei einer Überhahme die Betriebstruktur en keiner großen kostenintensiev en Veränderungen mehr erforderlich machen.
Zitieren
#4 Volker Schnabel 2017-05-10 10:26
Kunden möchten rundumschutz, den bekommen Sie nun auch, auf Kosten der Individualität auch klar, aber.......das ist gut für den Ortsansässigen Handel hie gibt es die Individualität immer noch.......das sollte man dem Handel vor Ort mal vor Augen führen...mir ist das so schon recht, ich verkaufe nicht auf eBay und ich weiß auch warum!!!!
je mehr die Plattformen sicherheiten und gleichklang schaffen je weniger Umsatz habe ich Online gemacht, dafür mehr vor Ort
Zitieren
#3 Hans-Jürgen Heinicke 2017-05-10 09:33
Man sollte sich doch langsam mit Alibaba beschäftigen.
Zitieren
#2 Sigi 2017-05-10 09:20
"auch bei Amazon werden Transaktionen nur über die Amazon-Plattfor m abgesichert. Ebay gestattet den Händlern immerhin, ihre Kontaktdaten im Impressum zu hinterlegen."

wie gütig.

Herr Pohlgeers, die email und alle sonstige, bei ebay erscheinende Kontaktdaten "gestattet" auch amazon zu hinterlegen.


im übrigen was gedenkt Händlerbund gegen Eingriff in die Eigentümsrechte der Händler (Bilder) zu unternehmen. nach dem letzten "Bilder-Update" mussten alle Wasserzeichen sprich Eigentümer-Mark ierungen in Bilder mit "mindestens 50% Transparenz sein, d.h. defacto alle Bilder mussten ersetzt werden. die Tragweite dieses neuen "Updates" also Eingriffes in die Händlerrechte ist offenbar dem Händlerbund nicht so richtig bewusst:

nun will ebay Rechte für die Bilder, die selbstverständl ich von nahezu jedem Händler mit Wasserzeichen versehen sind - unter anderem mithilfe von ebay automatisch erstellt.

wie sollen Bilder mit Wasserzeichen diverser Händler im "Katalog" von jedermann benutzt werden dürfen? es stehen mindestens ebaynamen der Urheber drauf, meist auch komplette Firmennamen "GmbH xyz. das bedeutet die Einräumung der Ntzungsrechte nicht nur für die Bilder, sondern auch Namensrechte auf Mitglieds- oder Firmennamen. die Konsequenz wird sein, dass alle Bilder "nach unseren Grundsätzen" wieder ersetzt werden müssten - unzumutbar, vor allem weil Mitgliedsnamen automatisch von ebay-shop auf dem Bild eingeblendet wurden, also mit Verlaub - auf ebays Mist gewachsen ist.
Zitieren
#1 Peter 2017-05-10 09:13
Welches Ziel Ebay verfolgt ist mir nicht wirklich klar. Wollen sie weniger Verkäufer haben?

Nachdem wir ab Sept 2016 alle unsere 3.000 Artikel auf kostenlosen Versand umgestellt hatten, gab es eine zeitlang mehr Verkäufe, aber die Marge ist gesunken. Der Kunde ist nicht bereit, den eingepreisten Versand zu übernehmen. Wir mussten mehr Rabatte einräumen.

Es hängt am Produkt, was ich verkaufe. Wir sind jetzt wieder dazu übergegangen, unsere niedrigpreisige n Artikel (um die 10 Euro) wieder mit günstigen Versandkosten auszuweisen. Dem Abverkauf schadet es nicht.

Wenn die Kunden aber in eine Checkbox auch noch anklicken können, kostenfreie Retoure, wie soll ich das dann bitte finanzieren? Zalando hat eine Rücksendequote von über 50%. Meine liegt bei 7%.

Für uns kleine Händler, so um die 150.000 Euro Jahresumsatz, wird es immer schwerer zu überleben. Ebay sieht das nicht, will uns eher vertreiben. Es wird ihnen gelingen.
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.