Bestell-Betrug: Zalando sendet fast 1.000 Pakete ohne je Geld erhalten zu haben

Veröffentlicht: 06.10.2015 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 22.02.2016

Zalando hat über ein Jahr lang fast 1.000 Pakete mit Kleidung an ein saarländisches Flüchtlingslager geschickt, doch die Rechnungen wurden nie beglichen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Doch der Fall wirft einige Fragen auf.

 Zalando Karton

© Zalando

Ein Jahr lang hat Zalando 962 Bestellungen im Gesamtwert von über 180.000 Euro in den saarländischen Ort Lebach geschickt, ohne dass auch nur eine der Rechnungen beglichen worden sei. Nun hat das Unternehmen nach Angaben des Handelsblatts Anzeige bei der Polizeiinspektion Lebach gestellt, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts auf Betrug.

Demnach seien „hochwertige Schuhe und Kleidung, außerdem Koffer“ nach Angaben der Ermittler an ein Flüchtlingsheim in dem Ort verschickt worden. Die Artikel gingen „an zahlreiche Menschen“, die überwiegend aus dem Balkan stammen sollen. 41 der Verdächtigen sollen noch in Lebach leben und 365 Bestellungen im Gesamtwert von 68.554,85 Euro getätigt haben, 59 Verdächtige sollen bereits wieder in den Balkan zurückgekehrt sein – mit ihnen 262 Bestellungen im Wert von rund 50.000 Euro. Die restlichen Bestellungen konnten bislang nicht zugeordnet werden.

"Wir investieren stetig in ein ausgefeiltes Sicherheitssystem"

Doch der Fall wirft eine wichtige Frage auf: Wieso hat Zalando ein Jahr lang Pakete an das Flüchtlingslager geschickt, obwohl keine Rechnung beglichen wurde? Das ist besonders dann verblüffend, wenn man die Bemühungen des Online-Händlers in Sachen Betrugsprävention in Betracht zieht. „Wir investieren stetig in ein ausgefeiltes Sicherheitssystem, das uns hilft, Betrugsversuche möglichst früh zu erkennen“, erklärte ein Zalando-Sprecher auch nun auf Anfrage des Handelsblatts.

Der saarländische Innenminister Klaus Bouillon hatte von nur 650 Strafanzeigen gesprochen. Er hatte sein Büro für drei Wochen in dem Flüchtlingslager eingerichtet und hat die aktuellen Verdachtsfälle zweifelhaft kommentiert: „Das heißt, der eine oder andere ist durchaus clever und weiß, das System zu nutzen.“ Eine Aussage, die auch Zalando offenbar mehr als bedenklich findet. Das Unternehmen erklärte, die Äußerungen des Minister „hier auch als sehr unangebracht“ zu empfinden.

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