Kolumne: Es wackelt, blinkt und verwirrt – Websites im 90er Jahre Stil sind wieder da

Veröffentlicht: 04.09.2017 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 06.02.2018

Liebe Redakteure,
heute wollen wir gemeinsam mit euch ein neues Kapitel in der Zalando Kommunikation aufschlagen: Ihr seid die Ersten, mit denen wir den Relaunch unserer Unternehmens-Website teilen wollen.

So die jüngste E-Mail von Zalando. Mein erster Gedanke: cool. Nach dem Klick auf den Link konnte ich aber vor – nennen wir es Schock – den Mund nicht mehr zu machen. Das Design des Sliders ist gelinde gesagt unübersichtlich und natürlich läuft er automatisch durch. Sich zu orientieren ist bald unmöglich. Und unter dem Slider blinkt und wackelt es. Ist das eine Fehlermeldung? Ein technischer Defekt? Nein – es ist ein bewegter Hintergrund. Mal in Schwarz-Weiß, mal in grellen Farben, mal ein Video-Ausschnitt. Scrollt man runter, sieht man das komplette Ausmaß. Es ist die Werbung für den Livestream der „Bread & Butter“ – Zalandos Mode-Messe. Und mein Gedanke bleibt: Man, das ist gruslig.

Wackelpudding? Toast? Wird Klarna zum Lebensmittel-Händler?

Aber Zalando ist nicht das einzige Unternehmen, das kürzlich seiner Seite ein neues Aussehen gegeben hat. Klarna hat sich selbst einen neuen Anstrich verpasst und ein umfassendes Re-Branding bekannt gegeben. Das ist so weit auch cool, denn Grundsatz des neuen Designs ist eine Bildsprache, die die Angebote visuell ansprechend darstellen. Gut, vielleicht ist es auch etwas gewöhnungsbedürftig, denn was eine Sonnenbrille mit dem Bezahlen per Rechnung oder ein Peace-Zeichen mit der „Sofort“-Bezahlung zu tun haben sollen, erschließt sich mir auch nicht auf den zweiten Blick. Aber hey, Kreativität ist cool.

Fragt sich nur, wie viel Kreativität tatsächlich noch cool ist. Einen Bleistift und dann auch noch einen Finger in einen Wackelpudding zu schieben, ist irgendwie irritierend. Und so ganz erschließt sich mir auch nicht, was das noch mit Klarnas-Kerngeschäft zu tun hat. Auch wenn man so vielleicht besonders hip, cool und smooth sein will – meiner Meinung nach sollte man als Payment-Dienstleister in erster Linie auf Seriosität setzen und eben nicht auf Wackelpudding oder Toast.

 

Screenshot Klarna.de
Im Hintergrundvideo auf der Website von Klarna wird ein Wackelpudding penetriert. (Screenshot © Klarna.de)

 

Beide Seiten erinnern mich irgendwie an das Internet der 90er Jahre. Es blinkt, es wackelt, es bewegt sich und die verwendeten Images haben gefühlt nichts mit dem Thema zu tun. Fehlt nur noch selbststartende Musik oder im Winter der selbstrieselnde Schnee. Sind die 90er jetzt wirklich auch im Internet zurück und nicht nur bei der Mode? – Und das ist durchaus schon schlimm genug!

Was macht das Unternehmen eigentlich?

Aber es scheint wirklich gerade Mode zu sein, Webseiten wieder zu überladen. Dabei wünsch ich mir selbst als Verbraucher Webseiten, die mich auf den ersten Blick erkennen lassen, um was es eigentlich geht. Klarna mit seinem Wackelpudding erinnert mich eher an einen Koch/Rezept/Lebensmittelhändler und eben nicht an einen Payment-Anbieter. Und auch Zalandos neue Unternehmensseite sieht eher nach Kindergeburtstag aus.

Klar, Geschmäcker sind verschieden und irgendwer hat die Designs der Seiten ja schließlich auch freigegeben. Und tatsächlich sind mir solche Seiten immer noch lieber als Websites, die tatsächlich aus den Anfängen des Internets stammen. Aber als Dienstleister bzw. als Website, die das Unternehmen repräsentiert und die auch erste Anlaufstelle von Journalisten oder Investoren ist, würde ich zu mehr Zurückhaltung raten. So wie bei Paypal oder Otto.

Bleibt also – vor allem für mich – nur zu hoffen, dass das neue Design von Zalando und Klarna nicht Schule macht. 

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