Kolumne „Pech gehabt“

Schnellere Sprachnachrichten – Danke, WhatsApp!

Veröffentlicht: 26.05.2021 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 26.05.2021
WhatsApp

Wir alle haben diese Freundin oder diesen Freund: Labertaschen, die nie zum Punkt kommen. Wir kennen die „Romane“, die manche Menschen in Nachrichten hacken, die die gleiche Information auch in einem Satz hätten verpacken können. Und wir alle (und da kann es keine Ausnahme geben) hassen sie mit Leidenschaft: Die Sprachnachricht. Als WhatsApp sie einführte, da gibt es keine zwei Meinungen, legte sich ein Schatten über die bis dahin bequeme Messenger-Kommunikation, der mit immer mehr lächerlichen Emojis nur noch dunkler wurde.

Sprachnachrichten: Überflüssige Zeitfresser, die Freundschaften zerstören

Egal, ob es nur ein kurzes „Bin gleich da, hole noch fix was am Späti“ - das man im Übrigen in der gleichen Zeit tippen kann – war, dass den Aufwand für die Informationsaufnahme unerträglich maximierte (Lautstärke erhöhen oder Handy ans Ohr, vier Sekunden hören statt eine Sekunde lesen). Oder ob es die berüchtigten XXL-Hörbücher waren, die vor 30 Jahren Kassetten an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht hätten. Die Mehrteiler, die auf einen nichtssagenden Zehn-Minuten-Marathon über Welt und Wetter noch zwei weitere Zehnminüter ohne Informations- oder Lustgewinn folgen ließen. Die Langeweile-Minipodcasts, in denen die Hits „Was wollte ich noch sagen?“, „Das muss ich dir noch erzählen“ und „Ähm, also, mmh, naja, so isses“ über Minuten so oft wiederholt wurden, dass auch die lieblichste Stimme irgendwann für Nackenhaare aufstellende Wut sorgen konnte.

Sie alle machten Sprachnachrichten zu dem, was sie schon immer waren: Überflüssige Zeitfresser, die Freundschaften zerstören und Menschen dazu gebracht haben, das Handy nicht mehr wie ein Telefon ans Ohr, sondern wie einen Star-Trek-Tricorder halbhoch vors Gesicht zu halten und damit gleichzeitig den Straßenverkehr unsicherer zu machen.

Endlich schnell!

Jetzt kann man Sprachnachrichten endlich schneller abspielen! Was bei Netflix eine Fast-Foodisierung der Kunst ist, ist bei WhatsApp ein längst überfälliger Segen. So viel kostbare Lebenszeit, die jetzt gespart wird! Sogar lustig könnte es klingen, wenn die „Ähms“ in doppelter Geschwindigkeit aneinander gereiht werden. Für passionierte Tricorder-Sprecher könnte es freilich auch zur ganz neuen Herausforderung werden, noch elaborierter über gar Nichts in 45 Minuten zu sprechen, weil die Nachricht/en ja nun in der Hälfte der Zeit „genossen“ werden können. Kreuzen wir gemeinsam die Finger, dass es nicht passiert. Und dass WhatsApp und alle anderen Messenger mit der Sprachnachricht das tun, was sie verdient: Sie beerdigen. Und danach knöpfen wir uns die Emojis vor.

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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