YouTube: Kaum Empfehlungen zu Fake-Info-Videos
Ein Lichtblick: Zu den untersuchten Themen fanden die Forscher fast keine Videos mit desinformierenden Inhalten – nur sechs Prozent zeigten derartige Inhalte, die von YouTube nach Eingabe des jeweiligen Stichwortes empfohlen wurden. Allerdings verwies der Algorithmus auch kaum auf tiefergehende Informationen: Nur elf Prozent der erfassten Empfehlungen offerierten Videos zu den als Startpunkt gewählten Themen.
Darüber hinaus zeigt sich eine für YouTube relative Eintönigkeit: Zwei Drittel der Video-Empfehlungen stammten von nur 61 Kanälen, darunter viele öffentlich-rechtliche und etablierte private Medienanbieter. Für kleine Nischen-Anbieter oder Neustarter würde es also demnach schwerer sein, über den Algorithmus zu Reichweite zu kommen.
„YouTube-Empfehlungsalgorithmus ist kein Desinformations-Katalysator“
„Die gute Nachricht ist: Der YouTube-Empfehlungsalgorithmus ist kein Desinformations-Katalysator“, fasst Dr. Anja Zimmer, Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg die Ergebnisse zusammen. „Gleichzeitig deutet unsere Studie darauf hin, dass der Algorithmus selten Nischenangebote oder Themen vertiefende Inhalte empfiehlt. Etablierte Medienanbieter werden überdurchschnittlich oft sichtbar gemacht.“ Die Empfehlung der Studienmacher: Die Meinungsvielfalt bei YouTube und Co. müsse noch mehr diskutiert und gefördert werden, in den Plattformen stecke noch deutliches Potenzial für mehr Vielfalt. „Die Herausforderung ist, den Nutzerinnen und Nutzern die Vielfalt der Informationsangebote und Perspektiven besser zu präsentieren. Und dabei noch weniger Desinformation zu empfehlen.“
YouTube erreicht allein in Deutschland täglich rund 7,2 Millionen Nutzer.
Die Studie „Empfehlungen in Krisenzeiten - Welche Inhalte machen die Empfehlungsalgorithmen von YouTube sichtbar?“ wurde von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), der Senatskanzlei Berlin, der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), der Landesanstalt für Medien NRW und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz in Auftrag gegeben und von Kantar, Public Division und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) durchgeführt. Interessierte Nutzer können die Studie hier (PDF, 66 Seiten) runterladen.
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