Gastbeitrag von Maximilian Fuchs

Das Bezahlen macht den Unterschied im Online-Handel

Veröffentlicht: 27.10.2022 | Geschrieben von: Gastautor | Letzte Aktualisierung: 27.10.2022
Payment Successful

Die Zahlungsmöglichkeiten im E-Commerce sind heute extrem vielfältig: Ob Kreditkarte, Zahlung auf Rechnung, per Lastschrift, per Überweisung sowie via Paypal oder Klarna – das Angebot ist riesig. Zu den rein technischen Möglichkeiten gesellen sich zudem noch neue Vorlieben vor allem der jungen Generation. Bei ihnen werden mobile Payments, etwa via Apple Pay oder Google Pay, immer beliebter. Bei Lieferando etwa können Kunden ihre Pizza schon heute mit Bitcoins bezahlen. Ein Dschungel, in dem Online-Händler leicht den Überblick verlieren können. 

Bezahlmethoden und ihre Vorteile & Nachteile

Kreditkarte

Kreditkarten und die Girocard sind bei deutschen Kunden noch immer sehr beliebt. Im stationären Handel stieg ihr Umsatzanteil seit 2019 von 50,5 Prozent auf heute 58,8 Prozent, wie die EHI-Studie Zahlungssysteme im Einzelhandel 2022 ergab. Im Online-Handel ist ihr Marktanteil mit 11,4 % (EHI) jedoch deutlich niedriger.

Allerdings ist der Einsatz von Kredit- und Debitkarten globaler Anbieter für Händler ein teurer Spaß. CMSPI schätzt, dass die Gebührenerhöhungen globaler Kreditkartenmarken, wie Visa- oder Mastercard, seit der Regulierung der Interbankenentgelte bei deutschen Händlern mehr als 120 Millionen Euro an jährlichen Zusatzkosten verursachen. 

Handelt es sich um Transaktionen zwischen Deutschland und Großbritannien, müssen Online-Händler noch mit deutlich mehr rechnen: Im Oktober letzten Jahres verfünffachten sich die Interbankenentgelte für einige dieser Transaktionen nach dem Brexit, wodurch der britische Markt von den internationalen Kartenanbietern neu klassifiziert wurde. Ein weiterer Nachteil: Durch die Anforderungen an eine starke Kundenauthentifizierung kann es bei Kartenzahlungen zu Verzögerungen während des Online-Bezahlvorgangs und gleichzeitig zu höheren Gebühren kommen.

Grafik CMSPI OHN

PayPal

Der Online-Bezahldienst PayPal ist die wichtigste digitale Geldbörse in Deutschland. Im vergangenen Jahr kletterte die Zahl der aktiven Kunden hierzulande auf 32 Millionen, ein Plus von zehn Prozent gegenüber 2020. Rund 2,6 Millionen davon sind, nach Angaben des Handelsblatts, Händler. Besonders bei jungen Kunden beliebt ist die „Später bezahlen“-Funktion. 

Der Online-Marktanteil von PayPal liegt bei 28,2 Prozent (EHI). Neben der Beliebtheit bei den Kunden zählt die einfache Integration in Online-Shops zu den Vorteilen. Einige Händler kritisieren die relativ hohen Transaktionsgebühren und das Risiko von Kontosperrungen. Für letzteres reiche oft schon eine Namensverwandtschaft mit einem bereits gesperrten Konto aus – das erneute Freischalten eines „eingefrorenen“ Kontos sei oft langwierig, so die Händler-Kritik. Zudem erhalten Händler keine Bezahldaten. 

Lastschrift (Lastschrift)

Auch der Marktanteil von Lastschriften ist im Onlinehandel mit 17,4 % (EHI) noch relativ hoch. Die Akzeptanz von Banküberweisungen kann für Händler kosteneffizienter sein, da weniger Parteien an einer Transaktion beteiligt sind. Nachteilig für Kunden und Händler ist, dass es teilweise mehrere Tage dauert, bis das Geld auf dem Konto des Händlers eintrifft. Auch die Kundenfreundlichkeit ist eher mäßig, abhängig von der jeweiligen Bank. Zusammengefasst lässt sich sagen: Die direkten Kosten sind bei Lastschriften gering, die indirekten Kosten können aber hoch sein.

Zahlung auf Rechnung (payment on account)

Die Zahlung auf Rechnung ist in Deutschland eine traditionelle und mit 28,3 % Marktanteil (EHI) immer noch beliebte Online-Zahlungsmethode. Doch die Beziehung zu den Händlern wird durch die immer beliebteren „Buy Now Pay Later“-Lösungen (BNPL) neu gestaltet. Diese bieten zwar klare Marketing-Vorteile und das Potenzial, einen neuen Kundenstamm zu erschließen, sind aber oft auch mit höheren Kosten verbunden. Während bei Insourcing-Lösungen nur geringe direkte Kosten anfallen, können die indirekten Kosten sehr hoch sein. Bei ausgelagerten Lösungen verhält es sich genau umgekehrt. Händler sollten deshalb genau abwägen, ob BNPL ihnen zusätzliche Vorteile und Einnahmen oder nur zusätzliche Kosten beschert.

Sofortzahlung (Sofortüberweisung)

Die Sofortzahlung hat in Deutschland nur einen sehr geringen Marktanteil von 1,7 % 

der Online-Zahlungen. Für Kunden ist sie bequem, da sie nicht jedem Online-Händler, bei dem sie nur einmal einkaufen, ihre Kontodaten geben müssen, und sie beschleunigt den Einkauf. Händler erhalten in Echtzeit eine Bestätigung der Überweisung, können also die Ware sofort verschicken. Deutsche Kunden müssen jedoch in den meisten Fällen eine Extragebühr für jede Überweisung bezahlen. Auch das erklärt die geringe Akzeptanz bei Kunden.

Amazon Pay

Amazon Pay macht PayPal Konkurrenz, liegt aber in Deutschland mit nur 0,8 % (EHI) aller Online-Zahlungen weit hinter dem Platzhirsch zurück. 

Amazon Pay vereinfacht den Checkout für Kunden deutlich und beschleunigt das Einkaufen. Da viele Kunden bereits bei Amazon bestellt haben, vertrauen sie auch der Marke und der Sicherheit. Amazon Pay lässt sich leicht in den Online-Shop integrieren, kostet aber auch eine Gebühr. Diese ist allerdings etwas günstiger als bei PayPal. 

Andere Bezahlmethoden

Grundsätzlich sollten Einzelhändler bei allen Zahlungsarten, die für jede Transaktion eine prozentuale Gebühr in Rechnung stellen, im Auge behalten, dass diese Gebühren in Zeiten hoher Inflation automatisch steigen werden.

Fazit: Was zählt, ist der richtige Zahlungsmix

Wie können Händler den optimalen Zahlungsmix für ihr Business finden?

Zunächst sollten sie überlegen, was am besten zu den eigenen Kunden passt: Also, welche Methode bietet guten Kunden das reibungsloseste und sicherste Zahlungserlebnis? Zudem müssen Händler auch berücksichtigen, was für ihr Unternehmen und die eigenen Stakeholder am besten ist. Weitere wichtige Entscheidungskriterien sind die Kosten einer Bezahlmethode, die Möglichkeit zu Umsatzsteigerungen, das Betrugsrisiko sowie die langfristigen strategischen Auswirkungen der Integration eines bestimmten Partners.  

Wie kann die Produktivität im Zahlungsverkehr verbessert werden?

„Produktivität“ im Zahlungsverkehr basiert auf dem empfindlichen Gleichgewicht zwischen der Betrugs-Minimierung auf der einen und der Maximierung der Genehmigungsrate sowie der Kostenoptimierung auf der anderen Seite. 

Das Installieren produktiver Bezahlmethoden beginnt immer mit Daten. Händler benötigen einen Überblick über ihre wichtigsten Leistungsindikatoren sowie die der Mitbewerber. Nur so können sie Anomalien wie falsch berechnete Raten oder Spitzen bei Betrugsverdacht erkennen. 

Aufgrund der Wettbewerbsdynamik der Branche haben Einzelhändler aber oft Schwierigkeiten, Transparenz über diese Indikatoren zu erlangen. Selbst ihre Zahlungspartner erkennen möglicherweise keine Fehler, die auf ihre gesamte Händlerbasis zutreffen. Payment-Beratungen wie CMSPI können Ihnen diese Daten beschaffen und helfen bei der Interpertation.

Für die Zukunft gerüstet 

In den vergangenen Jahren haben sich die Bezahlmethoden an der Kasse vervielfacht. Jedoch ist weltweit bereits eine Konsolidierung zu beobachten und angesichts der aktuellen Rezessions-Risiken müssen Händler die langfristige Stabilität ihrer bestehenden Partner sorgfältig prüfen. Zudem sollten sie die M&A-Landschaft beobachten, um sicherzustellen, dass der Wettbewerb, den sie in ihre Zahlungssysteme eingebaut haben, nicht verloren geht. Daher wird es für Händler immer wertvoller, interne oder externe Zahlungs-Profis einzusetzen, um die aktuellen Entwicklungen auf dem Zahlungsmarkt im Blick zu behalten. 


Über den Autor

MF CMSPI

Maximilian Fuchs verfügt über langjährige Erfahrung in der Payment-Branche und ist seit April 2020 für die globale Payment-Beratung CMSPI am Standort Düsseldorf tätig. Als strategischer Payment Consultant ist er für die Identifizierung und Bewertung von Optimierungspotenzialen in den Payment-Setups führender Händler verantwortlich. Allein durch fälschlich abgelehnte Transaktionen entgehen deutschen Händlern jedes Jahr bis zu 67 Millionen Euro Umsatz, ermittelt CMSPI. Fuchs sieht es als eine der zentralen Aufgaben von CMSPI, in einem inflationären Umfeld, das auf die Margen drückt, die Kosten der Kunden zu senken und gleichzeitig die Profitabilität zu steigern.


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