Themenreihe Payment

5 Trends, die 2023 das Bezahlverhalten prägen

Veröffentlicht: 31.05.2023 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 01.06.2023
Paymenttrends

Der Payment-Markt steht nie still. Was früher mit Barzahlung, EC-Karte und Rechnungskauf abgedeckt wurde, ist heute ein weites Feld, in dem sich unzählige Optionen um Marktanteile streiten, offline wie online. Ein Blick auf die Anteile von Zahlungsarten, die wir bereits in einem vorherigen Beitrag unter die Lupe genommen haben, zeigt zum Beispiel den schwindenden Stellenwert des Bargelds: 2016 hatte die Barzahlung stationär noch einen Anteil von über 50 Prozent, 2022 ist es gerade noch ein gutes Drittel und mittlerweile weniger als etwa die Girocard.

Auch im Online-Handel sind entscheidende Wandlungen erkennbar, vor allem aber wird die Luft an der Spitze dünner. E-Wallets wie der Klassiker PayPal dominieren zwar nach wie vor den Markt, dahinter aber ist der Kampf um die Positionen eng. Während die Kreditkarten an Boden verlieren, sorgen neue Trends (etwa Buy Now, Pay Later) für mehr Auswahl. Dazu kommt: Nicht nur die Bezahlmethoden an sich wandeln sich, auch die Art, wie sie angeboten und eingesetzt werden. Welche Trends treiben die Branche?

1. Buy Now, Pay Later: Gekommen, um zu bleiben

Mollie, PayPal, Apple Pay, Scalapay, Unzer, Klarna – alles Payment-Anbieter, klar, aber auch durchweg Anbieter, die in den vergangenen Jahren Buy Now, Pay Later (BNPL) in ihr Portfolio integriert haben. Es gab wohl lange keinen Trend mehr, der in der gesamten Branche durch die Bank derart vorangetrieben wird wie BNPL. Die Zahlen, wie verbreitet und beliebt die Option auf Kundenseite ist, variieren von Studie zu Studie. Für viele Kunden ist es am Ende aber nur eine neue – unkompliziertere – Variante von Rechnungskauf bzw. Ratenzahlung und diese sind ohnehin seit jeher besonders beliebt.

BNPL gehört 2023 zum guten Ton und wird seine Marktanteile in den kommenden Monaten und Jahren weiter steigern. Kund:innen sollten aber Vorsicht walten lassen, denn: Experten warnen vor der Gefahr von Überschuldung. Tanja Panhans von der Schufa drückte es kürzlich so aus: „Es ist nicht immer der eine große Kredit, der ein Verschuldungsrisiko birgt, es können auch viele kleinere Kredite sein.“ Hinzu kommt, dass die EU derzeit an neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen für BNPL-Angebote und Rechnungskäufe allgemein schraubt. Möglicherweise müssen die Anbieter schneller an den Angeboten schrauben als ihnen lieb ist.

2. Embedded Finance: Alles aus einer Hand

Mit Embedded Finance integrieren Unternehmen Finanzprodukte in ihre Kanäle, um eine durchgängige Customer Journey zu ermöglichen. Ziel ist es, dass die Kund:innen das Ökosystem des Anbieters am besten gar nicht mehr verlassen müssen. Ein bekanntes Beispiel ist etwa Amazon, das seinen Kunden eine eigene Kreditkarte anbietet und so dafür sorgt, dass sowohl der Kauf als auch die Bezahlung direkt über die Amazon-Plattform läuft. Das sorgt einerseits auf Kundenseite dafür, dass der Checkout-Prozess geradliniger verläuft und bietet andererseits den Unternehmen die Möglichkeit, ihre Kund:innen noch besser kennenzulernen. Embedded Finance ist ein Trend hinter den Kulissen, aber einer, der die Systematik des Finanzbereichs im Handel ein Stück weit verschiebt. Die deutschen Banken beobachten die Entwicklung zum Beispiel sehr genau.

3. B2B-Payment gleicht sich Konsumenten-Trends an

Seit Jahren lässt sich beobachten, dass sich der B2B-Handel bei Themen wie Usability und auch Payment immer mehr dem B2B-Handel angleicht. Warum, fragte man sich lange, ist der Einkauf für das Business komplizierter als der Einkauf für den Privatgebrauch? Marktplätze, Online-Shops und Großhandelsplattformen lassen sich mittlerweile kaum noch von klassischen B2C-Angeboten unterscheiden.

Das gilt auch für das Payment. Und auch im B2B-Bereich wird das Thema BNPL sukzessive wichtiger. Unternehmen sichern so schnell ihre Einnahmen und vermeiden das Risiko von Zahlungsausfällen. Netter Nebeneffekt für Anbieter, die ihr B2C-Geschäft auf B2B ausweiten wollen: Die Umstellung fällt heute viel leichter als noch vor ein paar Jahren.

4. Apple Pay und Google Pay sind angekommen

Digitale Wallets sind aus dem Payment-Markt nicht mehr wegzudenken. Die Techgrößen Apple und Google haben mit ihren Angeboten Apple Pay und Google Pay entscheidend dazu beigetragen. Laut einer Pymnts-Studie werden digitale und mobile Wallets allein am Point of Sale, also stationär, einen Anteil von 30 Prozent erreichen. Fasst man den Begriff etwas weiter und schließt eben auch die alten Bekannten wie PayPal oder Alipay mit ein, dann sind Wallets vor allem online längst die Bezahlmethode der Wahl und ihr Einfluss steigt weiter.

Wichtigster Grund ist dabei nach wie vor der Convenience-Faktor. Bezahlen mit nur einem Klick, ohne Eingabe von endlosen Kartennummern, ohne Einzugsermächtigungen, ohne Überweisungsscheine – Kund:innen wollen in erster Linie einkaufen und sich nicht ausufernd lange mit dem Checkout-Prozess befassen. Darum muss dieser so intuitiv und so schnell wie möglich sein – digitale Wallets helfen dabei enorm weiter.

5. Stationär gilt: Weniger ist besser

Wer auf Payment blickt, darf bei online nicht haltmachen. Auch im stationären Handel wandelt sich, wie in der Einführung bereits angesprochen, die Art, wie wir bezahlen mehr denn je – die Corona-Pandemie hat ihr Übriges dazu beigetragen. Der Trend geht hin zu digitalen Bezahlmethoden und weg vom klassischen Bargeld. Vor allem mehr oder weniger komplett kontaktlose Möglichkeiten werden immer beliebter und dürften sich in den kommenden Jahren durchsetzen. Das kontaktlose Bezahlen per NFC (entweder mit Karte oder mit dem Smartphone) ist da fast schon ein alter Hut, sorgt aber auch bei weniger digitalaffinen Menschen für eine immer digitalisiertere Art der Bezahlung.

Auch die Selbstbedienungskassen, die in immer mehr Supermärkten zu finden sind, zeigen das Bedürfnis zum kontaktlosen und im besten Fall schnelleren Einkaufserlebnis. Die Erfahrung im Supermarkt zeigt aber auch: Die Option wird beliebter, ist für Großeinkäufe aktuell aber noch nicht geeignet, denn der Faktor Geschwindigkeit geht mit größeren Einkäufen wieder verloren. Die Lösung dieses Problems könnte der komplett kassenlose Einkauf werden, wie ihn Amazon versucht, mit seinen Go-Supermärkten salonfähig zu machen. Im regulären Supermarkt ist ähnliche Technologie in näherer Zukunft aber noch nicht zu erwarten.

 

Ständiger Wandel

Der Payment-Markt ist in Bewegung und wird es weiter bleiben. Themen wie Blockchain oder das Metaverse, die in den vergangenen Jahren auch gern einmal in den Trends aufgetaucht sind, spielen derzeit aber für Endverbraucher noch kaum eine relevante Rolle. Bis es soweit ist, dürfte es auch noch eine Weile dauern. Klar ist aber: Bezahlvorgänge werden stets digitaler und unkomplizierter. Das dürfte auch 2024 noch gelten.

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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