Eine Frage des Urheberrechts

Darf ich Musik auf Tiktok nutzen?

Veröffentlicht: 25.04.2023 | Geschrieben von: Sandra May | Letzte Aktualisierung: 25.04.2023
Smartphone mit Tiktok-Logo

Viele Tiktok-Videos sind mit Musik unterlegt. Dabei kann man selbst Musik hochladen, oder aber das „Sounds“-Angebot der Plattform nutzen. Werfen wir doch mal einen Blick auf die Rechtssicherheit.

Musik selbst hochladen

Wer Content erstellt, hat oftmals eine recht genaue Vorstellung von der Musik, die zum Beitrag passt. Aber Vorsicht: Einfach selbst Musik hochzuladen ist mit Risiken verbunden. Die Musik, die man erwirbt, ist oftmals nur für die private Verwendung gedacht – und privat meint hier im engsten Sinne privat. Die Musik darf zu Hause und auf privaten Partys gespielt werden. Die Veröffentlichung über Tiktok-Videos ist hingegen schwierig.

Tiktok schreibt dazu in den eigenen Nutzungsbedingungen für Musik: „Du kannst auch andere Songs und Sounds für deine Inhalte verwenden, wenn du möchtest. Wenn der Song jedoch nicht aus unserer Commercial Music Library stammt, bist du dafür verantwortlich, die entsprechenden urheberrechtlichen Nutzungsrechte und Lizenzen einzuholen.“

Damit hat Tiktok auch absolut Recht: Wird selbst Musik hochgeladen, muss man die erforderliche Lizenz dafür haben. Rein urheberrechtlich betrachtet stellt das Hochladen nämlich eine Veröffentlichung dar und diese ist nur mit Erlaubnis der Urheber:innen erlaubt. Dabei spielt es auch erstmal keine Rolle, ob es sich um einen kommerziellen oder privaten Inhalt handelt. Es kommt ganz auf die Veröffentlichung an. 

Entsprechend muss für die Nutzung eine erforderliche Lizenz eingeholt werden.

Nutzung der „Sounds“-Seite

Ähnlich wie Instagram stellt auch Tiktok selbst Musik zur Verfügung, die in Videos eingebunden werden darf. Allerdings darf die „Sounds“-Seite lediglich für private Zwecke genutzt werden. Tiktok schreibt dazu: „Die Musik (sowohl Tonaufnahmen als auch darin enthaltene musikalische Werke) kann gemäß unseren Lizenzvereinbarungen mit den Rechteinhabern in Videos integriert werden, die von Personen, d.h. natürlichen Personen und zur persönlichen Unterhaltung/ zu nicht-kommerziellen Zwecken erstellt werden.“

Zum einen dürfen Unternehmen, aber auch Vereine auf Tiktok also grundsätzlich die „Sounds“-Seite nicht nutzen, da diese keine natürlichen Personen sind; zum anderen muss die Bezeichnung „nicht-kommerzielle Zwecke“ weit gefasst werden. Damit sind nicht nur werbende Inhalte gemeint, sondern im Endeffekt alles, was zur Unternehmenskommunikation verwendet wird. Lediglich rein private Inhalte dürfen mit Stücken von der „Sounds“-Seite unterlegt werden. 

Jerusalema-Challenge: Was ist eigentlich privat?

Dass die Abgrenzung von privat und nicht-privat mitunter schwierig ist, zeigt die Jerusalema-Challenge. Bei der Tanz-Challenge wollten Einrichtungen, wie etwa Polizeidienststellen, Krankenhäuser und der ÖPNV, ein Zeichen gegen die Pandemie setzen. Abgestraft wurde das ganze dann mit urheberrechtlichen Abmahnungen von Warner Bros. Begründet wurden die Abmahnungen damit, dass die Teilnahme an der Challenge schließlich auch dem Image der Einrichtungen diene und damit nicht privat sein könne. 

Commercial Music Library

Wer auf Tiktok geschäftlich unterwegs ist, muss allerdings nicht auf Musik verzichten. Für kommerzielle Inhalte stellt die Plattform die Commercial Music Library zur Verfügung. Diese Musik darf für Werbung, die Vermarktung, Sponsoring und weitere kommerzielle Inhalte genutzt werden. 

Einschränkungen nicht umgehen

Hin und wieder sieht man vermeintliche Accounts von Privatpersonen, die Inhalte von Unternehmen teilen und dabei Stücke von der „Sounds“-Seite einbinden. Von diesem Verhalten kann nur abgeraten werden. Ob ein Inhalt privat oder kommerziell bzw. nicht-privat ist, hängt nicht allein vom Account-Typ sondern auch vom Inhalt der jeweiligen Videos ab.  Wer so versucht die Nutzungsbedingungen zu umgehen, riskiert nicht nur eine Tiktok-Sperre sondern auch eine urheberrechtliche Abmahnung.

Fazit: Erfreulich klare Regeln

Die Tiktok-Regeln zur Nutzung der Musik sind erfreulich klar. Anders als Instagram, wo insbesondere die Unterscheidung in drei Account-Typen zur Stolperfalle werden kann, trennt Tiktok sehr klar zwischen privaten und nicht-privaten Inhalten. Dabei müssen die Nutzer und Nutzerinnen vor allem im Hinterkopf behalten, dass das Gegenteil von privat nicht kommerziell, sondern geschäftsmäßig ist. Es kommt am Ende bei der Abgrenzung also gar nicht unbedingt auf eine Gewinnerzielungsabsicht an, sondern schlicht auf die Frage, ob der Inhalt, der hochgeladen wird, tatsächlich einfach nur privat ist. 

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Über die Autorin

Sandra May
Sandra May Expertin für: IT- und Strafrecht

Sandra schreibt seit September 2018 als juristische Expertin für OnlinehändlerNews. Bereits im Studium spezialisierte sie sich auf den Bereich des Wettbewerbs- und Urheberrechts. Nach dem Abschluss ihres Referendariats wagte sie den eher unklassischen Sprung in den Journalismus. Juristische Sachverhalte anschaulich und für Laien verständlich zu erklären, ist genau ihr Ding.

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