Cyberkriminalität

Kommt der Betrug bei Rechnungskauf jetzt im B2B-Bereich an?

Veröffentlicht: 25.04.2024 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 25.04.2024
Frau arbeitet mit Taschenrechner

Was im Privatkundengeschäft leider bereits an der Tagesordnung ist, scheint jetzt die Geschäftskundschaft zu treffen: Kriminelle nutzen den Rechnungskauf als Schlupfloch und bestellen Waren im Wert mehrerer Tausend Euro. Ein Händler schilderte uns, wie die Masche bei ihm ablief. Zudem sprachen wir mit dem Zahlungsdienstleister Billie darüber, welche Schutzmechanismen sie bieten, um für Sicherheit im Online-Kauf zu sorgen.

Eine Kleinbestellung prüft vorab die Bonität

Der vorliegende Fall folgte einem ganz bestimmten Muster: Zunächst wurde bei Unternehmen A mit der Liefer- sowie Rechnungsadresse von Unternehmen B eine Kleinbestellung mit einem Warenwert von 15 Euro ausgelöst. Nachdem die Bestellung durch den Zahlungsdienstleister (in diesem Fall Billie) geprüft und bestätigt wurde, wissen die Kriminellen, dass sie mithilfe von Unternehmen B Bestellungen durchführen können. Dieser Schritt soll folglich nicht nur die Bonität des Unternehmens B prüfen, sondern dieses auch als Kunden bei Unternehmen A etablieren.

Ist diese Bestellung erfolgt und problemlos durchgegangen, erfolgt in relativ kurzem zeitlichen Abstand eine zweite Bestellung. Diese erfolgt zwar noch unter dem Namen von Unternehmen B, jedoch mit einer jetzt anderen Lieferadresse. Zudem werden nun Produkte mit einem wesentlich höheren Warenwert bestellt.

Automatisierte Systeme erkennen die Vorgehensweise oft nicht direkt als Betrugsmasche, da theoretisch alles legitim sein könnte. So gingen die Bestellungen auch hier durch Billies vorhandene Prüfmechanismen durch. Aufgefallen ist das Ganze, als am Ende Unternehmen B eine Rechnung über eine Bestellung erhielt, die es nie aufgab. Unternehmen A hatte die Ware an die Adresse der Kriminellen (in diesem Fall einen Postkasten eines Retourenlagers) versandt. Die Kriminellen haben schlussendlich kostenlose Ware erhalten.

Klingt kompliziert? Wir haben die im B2C-Bereich als „Dreiecksbetrug“ bekannte Masche in diesem Video erklärt:

 

So schützen sich Unternehmen jetzt vor der Masche

Eine mögliche Herangehensweise ist es jetzt, Bestellungen von Neukunden stets mit genauerer Kontrolle zu handhaben. Dies sollten Händler:innen insbesondere dann tun, wenn die Lieferadresse von der Rechnungsadresse abweicht. Im Falle von Unternehmen A werden künftig so geartete Bestellungen mit einem kurzen Telefonat verifiziert. Das ist natürlich ein zusätzlicher Arbeitsschritt, der Zeit und Ressourcen kostet, kann im Zweifelsfall aber mehrere Tausend Euro retten.

Auch dem Zahlungsdienstleister Billie ist natürlich daran gelegen, seinen Kund:innen ein sicheres Umfeld zu bieten, bei dem Betrug keine Chance hat. Die Krux liegt darin, dass die Zahlungsabwicklung einerseits bequem und kundenfreundlich sein soll – aber gleichzeitig sicher. Denn Sicherheit bedeutet immer einen Mehraufwand, sei es durch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung oder sogar Schritte wie einen ID-Check über eine Kamera.

Billie-Mitgründer Dr. Matthias Knecht sagte im Telefonat mit OnlinehändlerNews, dass die Sicherheitsvorkehrungen des Dienstes daher vor allem im Hintergrund ablaufen. Dabei werden nicht nur IP-Adressen kontrolliert und mit vorherigen Daten abgeglichen, sondern auch Warenkörbe analysiert, um bestimmte bekannte Betrugsmuster zu identifizieren. Werden Unsicherheiten festgestellt, triggert das System im Bedarfsfall die Abfrage eines Einmalpasswortes (One-Time Password, OPT). 

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.