Ermittlungserfolg

370.000 Euro Schaden: Polizei schnappt WhatsApp-Betrüger

Veröffentlicht: 24.04.2024 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 24.04.2024
Logo von WhatsApp auf einem Smartphone: Messengerdienst wurde von Kriminellen missbraucht, um an das Geld ihrer Opfer zu kommen.

Immer wieder ist von Betrügerbanden zu hören, die über WhatsApp an Geld und/oder Daten potenzieller Opfer herankommen wollen oder sich als Bankangestellte ausgeben. Verbraucherschutzverbände und Polizei warnen regelmäßig vor entsprechenden Maschen, die zum Teil immer ausgefeilter werden.

Gegen eine solche potenzielle Tätergruppe konnten Nürnberger Behörden einen Ermittlungserfolg vermelden: Im Rahmen Dutzender Fälle war es den Betrügern gelungen, hohe Summen zu ergaunern. Der verursachte Vermögensschaden liegt bei mehr als 370.000 Euro. Gegen den vermeintlichen Kopf der Bande, einen 21-jährigen Mann mit Wohnsitz in Nürnberg, wurde zunächst Haftbefehl erlassen. Er konnte später unter etwas kuriosen Umständen festgenommen werden – weil er ohne ein gültiges Ticket Zug fuhr.

Betrugsmasche 1: Der Täter als Familienangehöriger

Die Betrugsmaschen, derer sich die Täter bedienten, sind grundsätzlich nicht neu: Es handelt sich beispielsweise um einen organisierten Überweisungsbetrug, bei dem die Täter über den Kurznachrichtendienst WhatsApp beliebige Nutzerinnen und Nutzer anschreiben und sich als Verwandter, meist auch speziell als leibliches Kind, ausgeben.

Dabei erklären sie, dass ihr Handy kaputt sei, weshalb sie eine unbekannte Nummer nutzen. Im Laufe des Chats bitten sie die Opfer dann um Geld. Da das eigene Handy kaputt sei, wäre es ihnen selbst nicht möglich, auf das eigene Online-Banking zuzugreifen, so die Erklärung. Dabei übersenden sie den Opfern dann Daten eines Kontos, auf das die Beträge überwiesen werden sollen. Nicht selten wird auch um mehrere Überweisungen gebeten.

Bei den Zahlungsempfängern handelt es sich laut Polizei um sogenannte „Finanzagenten“. Das sind Menschen, die von den Betrügern angeworben werden und legale Konten besitzen. Diese legalen Bankkonten stellen sie den Kriminellen dann für ihre Betrugsmaschen zur Verfügung und erhalten als Gegenleistung eine finanzielle Belohnung.

Betrugsmasche 2: Der falsche Bankmitarbeiter

Nicht nur als Familienmitglieder, auch als Bankangestellte geben sich Täter zuweilen aus. Kriminelle, die diese Masche nutzen, verschaffen sich im Vorfeld durch sogenanntes „Phishing“ illegal sensible Bankdaten und damit Zugriff auf die Konten ihrer Opfer. Dann kontaktieren sie diese und veranlassen die Betroffenen durch eine geschickte Gesprächsführung dazu, Transaktionen freizugeben, die die Täter zuvor veranlasst haben. Da Überweisungen in der Praxis durch verschiedene TAN-Verfahren geschützt werden, brauchen die Täter das Mitwirken ihrer Opfer.

„In einigen Fällen gelang es den Tätern im Telefonat, Zugang zum TAN-Verfahren zu erlangen. Ab diesem Zeitpunkt hatten die Täter uneingeschränkten Zugriff auf das Konto der Geschädigten und konnten ohne deren Mitwirken Überweisungen tätigen“, erklärt die Polizei Nürnberg die Fälle. Da die Transaktionen in Echtzeit vorgenommen wurden, konnten die Betrüger die Beträge umgehend von den verwendeten Empfangs-Konten abheben, wodurch eine Rückforderung zumeist erfolglos ist.

Haupttäter in Untersuchungshaft, weitere Ermittlungen laufen

Mehr als 16.000 Nachrichten sollen die Täter in einem Zeitraum von nur zehn Tagen an mögliche Opfer gesendet haben: „Hallo Mama, hallo Papa, mein Handy ist kaputt. Dies ist meine neue Nummer........“, hieß es laut Polizei in den Mitteilungen. Laut den Sicherheitsbehörden gab es im Zuge der beschriebenen Maschen auf dem ganzen Bundesgebiet konkret 76 Fälle von Betrug, die nun geklärt und der Bande zugeordnet werden konnten.

Ermittelt hatte das Kommissariat 47 des KFD 4 Nürnberg in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth bereits seit Anfang 2023. Mindestens sechs Personen sollen an dem bandenmäßigen Betrug beteiligt gewesen sein. Außerdem griff die vermeintliche Betrugsbande auf ein ganzes Netz an Finanzagenten zu: Mindestens 50 solcher beteiligten Personen soll es im ganzen Bundesgebiet gegeben haben. Um weitere potenzielle Bandenmitglieder aufzuspüren, werden die Ermittlungen aktuell fortgeführt. Auch die Finanzagenten müssen sich aufgrund des Verdachts der Geldwäsche verantworten.

Der 21-Jährige, der als Kopf der kriminellen Mitglieder gilt, wurde bereits im November 2023 verhaftet. „Die Ermittlung seiner Identität konnte nur über seinen Fingerabdruck geklärt werden, da er bis zu seiner Festnahme eine falsche Identität nutzte“, heißt es vonseiten der Polizei weiter. Seither sitze er in Untersuchungshaft. 

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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