Facebook: Produktfälscher aus China haben es auf Schnäppchenjäger abgesehen

Veröffentlicht: 12.04.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 12.04.2016

Auf Facebook schalten chinesische Produktfälscher zunehmend Werbeanzeigen, die wahre Schnäppchen versprechen. Doch stattdessen erhalten die Kunden billigen Ramsch, der mit dem beworbenen Produkt nur entfernt etwas zu tun hat. Die Produktfotos sind geklaut, ein Umtausch kaum möglich.

Unehrlicher Geschäftsmann 

(Bildquelle Unehrlicher Geschäftsmann: FoxStockimages via Shutterstock)

In den vergangenen Monaten wurden auf Facebook immer mehr Werbeanzeigen für günstige Ware geschaltet. Doch anstatt eines wahren Schnäppchens erhielten die Kundinnen und Kunden billige Produktfälschungen aus China, wie derStandard.at berichtet. Die Unternehmer bewerben die günstig angebotenen Produkte mit Fotos, die von Instagram oder aus Mode-Magazinen gestohlen wurden.

Wie minderwertig die Ware allerdings ist, zeigen zahlreiche Erfahrungsberichte in Facebook-Gruppen. So habe eine Kundin anstatt eines schicken Kleids aus Baumwolle lediglich ein „Plastikteil“ zugeschickt bekommen, das „wie ein Schutzmantel in der Radiologie aussehe“, wie derStandard.at schreibt. Andere Beschwerden sprechen davon, dass die Muster auf ihren Kleidern wie „von einem Kind gemalt“ aussehen. Einige Kleidungsstücke sollen zudem einen „unerträglichen Geruch nach Chemikalien“ ausdünsten.

Kleid-Plagiat

Auf Facebook zeigen die Betroffenen, welche Qualität die Plagiate haben (Screenshot via Buzzfeed)

Eine Firma steckt hinter den meisten Angeboten

Eine Untersuchung von Buzzfeed hat unterdessen gezeigt, dass hinter den Angeboten oft dieselbe chinesische Firma steckt. Dabei handelt es sich um Shenzhen Global Egrow E-Commerce. Die Firma soll allein im Jahr 2014 einen Umsatz von 200 Millionen US-Dollar erwirtschaftet haben und wurde im selben Jahr von der chinesischen Modemarke Shanxi Baiyuan Trousers aufgekauft. Ein Umtausch der minderwertigen Kleidungsstücke gestaltet sich oft allerdings als nahezu unmöglich. „Der Kundenservice, der normalerweise in China angesiedelt ist, ist kaum zu erreichen, vor allem wenn es um Retouren oder Rückerstattung des Kaufpreises geht“, so Buzzfeed. Auf Anfrage des Nachrichtenportals äußerte sich Shenzhen Global Egrow nicht zu den Vorwürfen.

Viele der Betroffenen sehen aber auch Facebook in der Verantwortung. Ihrer Meinung nach gehen die Kontrollen des Netzwerks bei Werbeanzeigen nicht weit genug. Facebook überprüft lediglich den Text und das Bild der Werbeanzeige, trotzdem werden auch gestohlene Fotos offenbar zugelassen. Die Erfahrungen der Kundinnen und Kunden bezieht Facebook in seine Bewertung der Werbeanzeigen nicht mit ein und lässt deshalb immer wieder zu, dass derartige Anzeigen geschaltet werden. Andrew Bosworth, Facebooks Vice President of Ads and Pages, hat inzwischen bestätigt, dass das Netzwerk sich des Problems bewusst sei und daran arbeite.

Plagiate und minderwertige Produkte plagen den Markt

Plagiate sind auch für den chinesischen Markt ein großes Problem. Wie Ende letzten Jahres bekannt wurde, soll das führende chinesische Internet-Unternehmen Alibaba Plagiate im Milliarden-Wert vertrieben haben. 40 Prozent der online verkauften Güter seien Plagiate oder minderwertige Waren gewesen, hatte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Das Unternehmen hat schon seit längerem mit dem Handel von Fälschungen Probleme. Im Oktober hieß es, Alibaba solle auf eine Schmähliste gesetzt werden, im November kündigte die chinesische Politik ein entschiedenes Vorgehen gegen Produktfälschungen im Online-Handel an.

Die Plagiate und minderwertigen Produkte kommen aber auch nach Deutschland: Heise Online hat in einer Stichprobenuntersuchung ermittelt, wie sicher Produkte von chinesischen Händlern sind. Dazu kauften die Tester 13 Produkte von chinesischen Händlern auf dem deutschen Amazon-Marktplatz ein. Das Urteil: Von allen Produkten „war keines einwandfrei“.

Händler können nicht zur Verantwortung gezogen werden

Die Händler, die diese Produkte in Deutschland und Europa vertreiben, müssen sich aber offenbar nicht dafür verantworten: Da sie in China sitzen, die Produkte in die Amazon-Logistikzentren liefern, dort lagern und von dort aus verschicken, befinden sie sich außerhalb der Reichweite von Marktüberwachern und Finanzämtern. Sie können damit also genauso schnell wie die deutsche Konkurrenz liefern, müssen jedoch bei unsicheren Produkten, Umweltvergehen oder sogar Steuerhinterziehung wahrscheinlich keine Konsequenzen befürchten.

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