Chefs sollen Mitarbeiter ausspioniert haben

DSGVO-Bußgeldverfahren gegen Modekette H&M eingeleitet

Veröffentlicht: 27.01.2020 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 27.01.2020
Logo der Modemarke H&M

Datenschützer haben ein Bußgeldverfahren gegen H&M eingeleitet. Der Grund: Vorgesetzte sollen Mitarbeiter der Modekette in großem Umfang ausspioniert und sensible Daten zu Krankheitsgeschichten oder privaten Hintergründen gespeichert haben. Der vorliegende Fall sei nach Angaben der Datenschützer „in den letzten Jahren ohne vergleichbares Beispiel“.

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt, habe die zuständige Datenschutzbehörde die Einleitung eines Verfahrens auf Anfrage bestätigt. Dieser Schritt sei notwendig geworden, nachdem sich im Rahmen einer Untersuchung der Verdacht auf Ausforschung erhärtet hatte: „Der Verdacht massiver Verstöße gegen Datenschutzrechte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sich erhärtet, so dass wir ein Bußgeldverfahren gegen das Unternehmen eröffnet haben“, zitiert die FAZ Johannes Caspar, den Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit.

„Von der Blasenschwäche bis zur Krebserkrankung“

Bereits im Dezember letzten Jahren waren entsprechende Vorwürfe der Mitarbeiter-Bespitzelung gegen H&M laut geworden. Konkret geht es um die systematische Aufzeichnung hochsensibler Mitarbeiterdaten im Nürnberger Kundenzentrum für Deutschland und Österreich. Insgesamt 60 Gigabyte Datenmaterial haben die Datenschützer demnach im Zuge der Untersuchung ausgewertet und dabei die massiven Verstöße festgestellt.

Bei den Aufzeichnungen handelt es sich demnach „um Gesundheitsdaten der Betroffenen, von der Blasenschwäche bis zur Krebserkrankung, sowie um Daten von Personen aus deren sozialen Umfeld wie etwa familiäre Streitigkeiten, Todesfälle oder Urlaubserlebnisse“, heißt es bei der FAZ weiter. Die gespeicherten Informationen sollen unter anderem aus persönlichen Gesprächen zwischen Vorgesetzten von H&M sowie Mitarbeitern stammen, die während Raucherpausen oder in vermeintlich privateren Unterhaltungen vonstatten gingen.

Es droht ein potenzielles Millionenbußgeld gegen H&M 

Öffentlich geworden war der Fall, als Mitarbeiter im vergangenen Jahr öffentlich zugängliche Dateien im internen System durchstöbert hätten und auf die sensiblen Daten gestoßen seien. H&M hatte bereits verlauten lassen, die Anschuldigungen sehr ernst zu nehmen und umfänglich mit den Datenschutzbehörden kooperieren zu wollen. Aus den Reihen der Mitarbeiter sei allerdings zu hören, dass die Belegschaft – trotz anderweitiger Versprechungen – im Unklaren gelassen werde, wer in welchem Maße betroffen sei. Auch von einem „Klima der Angst und Einschüchterung“ sei laut FAZ die Rede.

Grundsätzlich könnte das Bußgeldverfahren für H&M durchaus in die Millionen gehen: Mit Blick auf die Datenschutzgrundverordnung droht der Modekette ein Bußgeld von bis zu 4 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes aus dem vergangenen Geschäftsjahr.

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