Wir wurden gefragt

Dreiecksbetrug mit PayPal – Wo lauert die Gefahr?

Veröffentlicht: 19.01.2021 | Geschrieben von: Melvin Louis Dreyer | Letzte Aktualisierung: 29.06.2022
Betrug über Internet

PayPal kommt mit dem Schutz von Käufern und Verkäufern daher. Den gibt es nicht ohne Anlass, denn Betrug ist auch im Online- bzw. Versandhandel kein Einzelfall. Insofern wird gerade auch auf Kleinanzeigen-Portalen wie Ebay Kleinanzeigen auf den Zahlungsanbieter zurückgegriffen. Aber auch dann kommt es immer wieder zu unerwünschten Vorfällen: Ein Käufer meldet sich und schickt die Zahlung via PayPal. Die Ware wird versendet – und plötzlich wird das Geld vom – vermeintlichen – Käufer zurückgerufen. Was passiert ist, ist ein Betrug im Dreiecksverhältnis. Wir wurden gefragt, was es damit auf sich hat. 

Dreiecksbetrug – Was passiert da?

Beim sogenannten Dreiecksbetrug spielen drei Personen eine Rolle. Der Betrüger nutzt hierbei einen unwissenden Mittelsmann, um am Ende an die Ware zu kommen, ohne dafür etwas zu bezahlen. Dazu ein Beispiel:

  • Im Fall spielen drei Personen eine Rolle: Verkäuferin Viktoria, Betrüger Bernd und Käufer Karl. Viktoria inseriert auf einem Kleinanzeigenportal eine Spielekonsole für 500 Euro. Kurze Zeit später meldet sich Bernd bei ihr und gibt vor, die Konsole kaufen zu wollen. Er einigt sich mit Viktoria, ihr das Geld via PayPal zuzusenden. Sie wird im Gegenzug die Kaufsache an Bernd verschicken.
  • Nun wechseln wir zu Bernd: Kaum hat Bernd alles nötige mit Viktoria geklärt, inseriert er selbst ein Angebot über die Videokonsole, ebenfalls zu einem Preis von 500 Euro. Nun meldet sich Karl bei Bernd und möchte die Konsole von ihm erwerben. Bernd stimmt zu. Karl soll den Kaufpreis per PayPal zahlen. Doch: Bernd gibt ihm nicht etwa seine eigene Payal-Adresse, sondern die von Viktoria. An sie verschickt nun Karl das Geld. Bernd hat bis jetzt noch nicht viel gewonnen: Er selbst hat seine Käuferpflicht, den Kaufpreis zu zahlen, gegenüber Viktoria noch nicht erfüllt, gleichzeitig schuldet er Karl die Spielekonsole.
  • Springen wir zu Viktoria: Sie freut sich, da nämlich die Spielekonsole bezahlt wurde – natürlich in der Annahme, sie komme von dem Käufer (Bernd), mit dem sie kommuniziert hat. Sogleich meldet sich Bernd bei ihr: Er hätte Viktoria zwar eine Versandadresse via PayPal übermittelt, das passe nun allerdings doch nicht. Er gibt ihr eine andere Adresse, etwa von einer Packstation. Viktoria verschickt die Ware an die geänderte Adresse.
  • Karl allerdings wartet vergeblich. Er hat zwar vermeintlich an den Verkäufer, mit dem er den Kaufvertrag geschlossen hat gezahlt, doch die Ware kommt nicht an. Nach dem vergeblichen Versuch einer Kontaktaufnahme zu Bernd lässt er das Geld zurückziehen. Besonders schlecht steht nun Viktoria da: Sie hat weder Geld noch Ware. Karl hat sein Geld zwar wieder, aber nicht die erhoffte Spielekonsole. Bernd hat zwar kein Geld, aber eine teure Spielekonsole. Damit taucht er unter. 

Betrug über PayPal – Wie schützt man sich?

Indem Bernd Viktoria eine andere Versandadresse als die per PayPal übermittelte und sie sich dem fügte, wurde der Verkäuferschutz von PayPal ausgehebelt. Dieser greift nur, wenn die Ware nachweislich an die in der PayPal-Zahlung hinterlegte Adresse versendet wurde. Auf die Hilfe von Paypal kann sie sich somit nicht verlassen, Betrüger Bernd ist natürlich längst auf und davon. Was hätte sie tun können, um sich gegen diesen Betrug zu schützen? Die Nutzung von PayPal an sich ist in dieser Hinsicht kein Problem.

Es sollten aber ein paar Aspekte berücksichtigt werden, um nicht in die Falle zu tappen:

  • Verkäufer, egal ob privat oder gewerblich, sollten an genau die Adresse versenden, die in den Transaktionsdetails der PayPal-Zahlung genannt wird. Versenden sie an eine andere, erlischt der Verkäuferschutz von PayPal.
  • Auch die Details der Zahlung sollten auf Unstimmigkeiten überprüft werden.
  • Der Käufer sollte bereits vor seiner Zahlung darauf hingewiesen werden, dass er bei der PayPal-Zahlung die verbindliche Versandadresse angibt, und diese nicht nur über das jeweilige Kleinanzeigen-Portal übermittelt. So geht die Ware tatsächlich an denjenigen, der die Zahlung ausgelöst hat.
  • Wenn ein Käufer vor dem Versand die Versandadresse ändern will, sollte auch dies über PayPal laufen – im Zweifel muss die Zahlung noch einmal neu abgewickelt werden.
  • Die Verkäufer-Richtlinien von PayPal sollten insgesamt berücksichtigt werden. 
  • Der Versand von Ware sollte zur eigenen Sicherheit nur mit Sendungsverfolgung erfolgen. 
  • Sollte etwas merkwürdig erscheinen, sollte dies umgehend PayPal gemeldet werden.
  • Stellt sich heraus, dass man Opfer eines Betrugs geworden ist, sollte Anzeige bei der Polizei erstattet werden. 

Vorsicht: Betrug auch bei Abholung der Ware möglich!

Solch ein Betrugsfall kann sich selbst dann ergeben, wenn die Ware abgeholt wird – vom Betrüger höchstpersönlich. In diesem Fall besteht der Betrüger ebenfalls auf die vorherige Zahlung per PayPal und leiert auch hier die Zahlung durch einen unbehelligten Dritten an. Der Verkäufer erhält das Geld und gibt die Ware an den Betrüger, der vermeintlich gezahlt hat. Für den Betrüger ist es hier noch bedeutend einfacher, davon zu kommen: Indem er die Ware selbst abholt, offenbart er keine Versanddaten, durch die er sonst – möglicherweise – aufgeflogen wäre. Der Verkäufer weiß zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, dass die erhaltene Zahlung von einer gänzlich fremden Person stammt, die ihre Ware so nicht erhält und die Zahlung demnächst zurückziehen wird.

Auf Ebay Kleinanzeigen gibt es im Übrigen mittlerweile in einigen Kategorien eine hauseigene Möglichkeit der sicheren Zahlung, mit der das Risiko solcher Fälle weiter sinken kann. Völlig gefeit ist man vor Betrügereien im Internet am Ende zwar nie – ein offenes Auge kann jedoch sehr hilfreich sein. 

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