Kolumne: Mode bewerben? Dann bitte mit echten Menschen!

Veröffentlicht: 07.07.2017 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 07.07.2017

Der Fashion-Online-Markt stöhnt unter einer enormen Retourenquote. 50 bis teilweise 70 Prozent der bestellten Ware geht zurück. Während die einen darauf ein ganzes Geschäft aufbauen, fluchen die anderen und fragen sich, wie sie die Retour nach unten drücken könne.

Groß, klein, dünn oder große Größen – Menschen sind vielfältig

Und was gab es da nicht alles für Überlegungen und Vorschläge? Natürlich helfen ausgefeilte Größentabellen und genaue Angaben von Maßen – doch führt das am Ende nur dazu, dass ich weiß, dass mir das Zeug passt. Wie es an mir aussieht, da kann ich nur raten. Also bestell ich einfach mal. Sah ja an dem 1,80 großen Model mit Kleidergröße 36 auch Top aus. Ich bin gut 20 cm kleiner. Glaubt mir – ein kurzes Kleid, geht mir generell bis zum Knie. Das frustriert mich. Und auch den Händler, denn der bekommt das Kleid wieder.

Gibt es eine Lösung für das Problem? Ja, die gibt es. Als Beispiel muss ich hier wieder Zalando nennen, denn die haben – sehr zu meiner Freude – eine eigene Kategorie namens „Petite“ und damit eine eigene Kategorie für Frauen bis 160 cm. Allerdings sorgt auch hier ein genauer Blick auf die Produktseite für Unmut. Das Model ist 165 cm groß. Na ja, immerhin noch annähernd klein und zumindest so weit okay, dass ich mir durchaus einen Eindruck verschaffen kann, ob mir das Kleid auch stehen würde. Übrigens sind kleine Menschen nicht die einzigen, die gern wissen würden, ob die Klamotte am Ende auch wirklich so passend aussieht wie auf dem Produktfoto. Spätestens wenn es um große Größen geht, fühlt man sich schnell veräppelt.

Sensibilität? Fehlanzeige!

Ein sehr extremes Beispiel gewünscht? Ein Händler auf Amazon.com bewarb eine Leggings für Puls Size Frauen mit einem schlanken Model. Das könnte man ja noch ertragen, aber das Mädel stand mit beiden Beinen in einem (!) Hosenbein. Da denkt man sich nur so: Was zur Hölle?! Sollte damit die Dehnbarkeit der Leggings demonstriert werden oder war man tatsächlich so sensibel wie ein Stück Feldweg?

Auf der anderen Seite werden (leider noch immer) auf manchen Produktfotos einfach nur verdammt dünne Models zur Bewerbung von Klamotten genutzt. Dafür hatte Urban Outfitters vor einigen Jahren auch mal richtig Ärger bekommen. Damals hatte die British Advertising Standard Authority, eine Kontrollinstanz für Werbestandards, Urban Outfitters dazu aufgefordert, Bilder von zu schlanken aka zu abgemagerten Models zu entfernen.

Die Behörde hatte damals auf Beschwerden von Kundinnen reagiert, die der Ansicht waren, dass durch die Bilder ein falsches Frauenbild verbreitet wird. Und das ist der zweite Punkt auf den ich hinaus will. Ja, Models sind dazu da, hübsch auszusehen und Mode zu präsentieren. Aber müssen sie immer perfekt sein? Meine Generation kämpft mit unrealistischen Schönheitsidealen, so dass selbst schlanke Frauen noch Problemzonen an ihrem Körper finden.

Problemzonen? Na und? Auch Models sind nur Menschen

Umso besser und wirklich bemerkenswert ist da die neuste Aktion des Fashion-Händlers Asos. Für die neue Bademoden-Kollektion zeigt das Unternehmen auf seiner Website Produktbilder mit unretouchierten Models. Und da sieht man endlich mal Models, die keine perfekten Wesen von einem anderen Planten sind, sondern wirkliche Frauen. Echte Frauen, die nicht perfekt sind und trotzdem schön. Oder würde irgendwer behaupten, dass die junge Frau auf dem Bild nicht hübsch ist?!

Es ist wirklich toll zu sehen, dass es wenigstens ein Mode-Unternehmen gibt, das sich gegen den Mainstream stellt und sich seiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst ist. Ich würde mir wünschen, dass sich auch anderer Händler und Hersteller ein Beispiel daran nehmen und ihre Mode mit echten Menschen bewerben. In diesem Sinne: Tolle Aktion Asos. Weiter so!

 

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