Coronavirus

Europäische Händler in China: „Ein logistischer Albtraum“

Veröffentlicht: 19.02.2020 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 25.03.2020
China Rezession

Das Coronavirus hält die Wirtschaft in und außerhalb Chinas in Atem. Die Maßnahmen des Landes gegen das Virus sorgen offenbar für enorme Probleme aufseiten der europäischen Unternehmen und Händler, die im Land tätig sind. Widersprüchliche lokale Regelungen würden es schwierig machen, die Arbeit nach den ohnehin wegen des Virus verlängerten Ferien in China wieder aufzunehmen, wie die EU-Handelskammer in Peking am Dienstag mitteilte. Kammerpräsident Jörg Wuttke sagte: „Das Ausmaß der Herausforderung ist riesig", so die Wirtschaftswoche/dpa.

„Es ist ein logistischer Albtraum“, so Wuttke weiter. Lieferketten seien unterbrochen, Produkte könnten nicht verschifft werden. Waren kommen nicht zu den Händlern und Unternehmen und damit auch nicht zu den Endkunden. Wuttke fordert eine bessere Abstimmung der Behörden und klarere Vorschriften von China. Die Gesundheitskrise, die in China herrscht, werde „so schnell nicht vorbei sein", glaubt Wuttke. Es sei schon jetzt herausfordernd, „Sachen aus China herauszubekommen".

Weltweite Engpässe und drohende Pleiten

Schon jetzt kommt es zu Engpässen mit Teilen und Produkten aus China. Apple hat schon eine Gewinnwarnung herausgegeben, weil die Produktion des iPhones unter den Erwartungen liegt. Schon in der vergangenen Woche räumte Amazon ein, Produkte aus China zu horten, um Lieferngpässen vorzubeugen. Für kleinere Händler ist das ein Problem, das sogar existenzbedrohend sein kann. Sie sind auf die Lieferungen aus China angewiesen und können ihren Betrieb im schlimmsten Fall vorerst nicht fortsetzen. Sofern sie keine Unterstützung bekommen, würden im schlimmsten Fall Pleiten drohen. „Wenn diese Krise noch einen Monat oder so anhält, wird es verheerend für kleine Unternehmen“, sagt etwa Paul Sives, Vertreter der Handelskammer in Südwestchina.

Es fehle aktuell schlicht an Zulieferern. In einem Industriepark in Südwestchina hätten etwa erst fünf von 50 Unternehmen den Betrieb wieder aufgenommen. Jeder lokale Bezirk habe eigene Regeln, wie die Produktion wieder gestartet wird. Ein Beispiel ist etwa der Umgang mit Gesichtsmasken. Während einige Stellen verlangen, dass Mitarbeiter zwei Masken am Tag benötigen, fordern andere, dass die Masken alle vier Stunden gewechselt werden. Dafür gebe es in China aber gar nicht genügend Masken. Carlo D'Andrea von der EU-Kammer in Shanghai bekomme von seinen Mitgliedern ständig Klagen über „Bürokratie und Verwirrung“ zu hören.

Seltsame Quarantäne-Regeln

Kammerpräsident Jörg Wuttke sieht die Epidemie als „Weckruf“. Man würde realisieren, dass die Abhängigkeit von China zu groß sei und in den kommenden Jahren mehr diversifiziert werden müsse. Man dürfe „nicht alle Eier in ein Nest“ legen.

Aufgrund des langwierigen Handelskonflikts zwischen China und den USA hätte diese ohnehin bereits begonnen. Die Kooperation zwischen Europa und China werde durch die strengen Quarantäneregeln in Peking zusätzlich behindert. „Es ist schon komisch, dass ich in Peking ein Flugzeug besteigen kann und in Frankfurt nicht in Quarantäne komme“, so Wuttke. Reisende aus Deutschland müssten umgekehrt in Peking aber isoliert werden. Dies widerspreche zudem den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Anweisung schade dem Geschäft.

Am 30. März sollte eigentlich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach Peking kommen. Ob das nun passiert, „bleibt abzuwarten“, so Wuttke. Da aktuell das EU-Verhandlungsteam des geplanten Investitionsschutzabkommens nicht mehr nach Peking reisen kann, könnten die Gespräche vorerst ins Stocken geraten.

China hält an Zielen fest

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat aufgrund der anhaltenden Krise die Konjunkturerwartungen zurückgeschraubt. Der Index des ZEW sank im Februar deutlich, auch die Einschätzung der Lage in Deutschland hat sich verschlechtert. China wiederum hält trotz der Krise an seinen Wachstumszielen fest, wie die Tagesschau berichtet. Im Staatsfernsehen wurde Präsident Xi Jinping mit den Worten zitiert, das Ziel könne erreicht werden. Für 2020 wird ein Wachstum von sechs Prozent angestrebt. Es sei zunächst über eine Absenkung der Ziele diskutiert worden. Die Ratingagentur Moody's erwartet derweil in den kommenden Monaten einen deutlichen Rückgang von Umsätzen und Gewinnen in China.

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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