Was kommt nach dem Web 2.0?

Veröffentlicht: 07.03.2013 | Geschrieben von: Redaktion | Letzte Aktualisierung: 07.03.2013

Das Web 2.0 ist geprägt von Multimedia-Inhalten, eCommerce, der Interaktion zwischen den Nutzern und sozialen Netzwerken. Wie könnte das Web 3.0 aussehen? Dass die Online-Angebote in Zukunft stärker auf die jeweilige Gemütslage des Nutzers zugeschnitten werden, vermutet Rohn Jay Miller, Social-Internet-Experte einer Web-Agentur in San Francisco. Überhaupt werde der Kontext der aktuellen Nutzung – von vielen digitalen Geräten in Echtzeit gesammelt – eine große Rolle spielen.

Beim „guten alten Web 1.0“ ging es – im Jahr 2002 – hauptsächlich darum, Aufmerksamkeit beim Nutzer zu erzeugen. Inhalte wurden überwiegend bloß angezeigt, über Nachrichtenseiten und Suchmaschinen gesammelt und organisiert. Hauptziel war es, die Aufmerksamkeit des Nutzers auf bestimmte Seiten zu lenken.

Zehn Jahre später befinden wir uns mitten im Wandel vom damaligen „Präsentations-Web“ im reinen Anzeige-Modus zum „Transaktions-Web“, findet Miller. Das Web 2.0 bietet soziale Medien, eCommerce und elektronische Dienste auf der Anbieterseite an und hat Menschen mit Smartphones und Apps auf der Nutzerseite. Die beteiligten Unternehmen handeln weniger mit Waren und Aufträgen als zunehmend mit sozialen Mitteilungen und Internetverweisen. Aber auch im Web 2.0 geht es den Unternehmen vor allem darum, die Aufmerksamkeit des Nutzers zu gewinnen, indem dieser sich mit Facebook, Twitter und Co. beschäftigt.

Im Web 3.0 nun sollen es die Begleitumstände der Webnutzung sein, die maßgeblich an Bedeutung gewinnen: der Ort, an dem der Nutzer sich mit dem Internet verbindet, die Art, wie er Mitteilungen austauscht und Inhalte liest, und die Art und Weise, wie die Menschen online zusammenkommen. Es ist ein „Kontext-Web“, ein Ausdruck, den vor eineinhalb Jahren der US-Designer Dakota Reese Brown prägte. Schon der aktuelle Trend zur Nutzung von mobilen Internetgeräten macht deutlich, dass Ort und Zeitpunkt der Nutzung zunehmend eine Rolle spielen werden.

Der aktuelle psychische Zustand des Nutzers, da ist sich Miller sicher, wird aber zur wichtigsten Rahmenbedingung werden. Beispiele: Sucht der Nutzer gerade Ablenkung und liest sich deshalb die Buchempfehlung eines Freundes durch? Ist er in der Stimmung, im Online-Katalog Büromöbel auszuwählen? Oder benötigt er unter Zeitdruck eine schnelle Fahrverbindung zum nächsten Termin?

Hinzu kommt, dass in naher Zukunft immer mehr Alltagsgegenstände mit dem Internet verbunden sein werden. Im sogenannten „Internet der Dinge“ werden es Autos, Set-Top-Boxen oder sogar Turnschuhe sein, die in Echtzeit Daten über ihre Nutzer sammeln, weitergeben und so den digital abrufbaren Kontext bilden. Autor Miller glaubt nicht, dass es außer Riesenkonzernen wie Facebook und Google Einrichtungen gibt, die all die gesammelten Daten zentral verwalten werden. Dennoch kann es etwa einen regen Handel mit den Aufenthaltsdaten geben, die zum Beispiel Telefongesellschaften sammeln. Und viele Unternehmen oder auch Regierungen werden die in Echtzeit verfügbaren einzelnen Daten kombinieren und dafür nutzen, dem einzelnen Nutzer ein für das eigene Anliegen aktuell passendes Umfeld zu schaffen – mit Suchergebnissen, brauchbarem Inhalt oder mit Werbeanzeigen.

Derartige Vorstellungen sind ziemlich weit entfernt von dem Ideal, das die Europäer von sich als Bürger haben, der grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner personenbezogenen Daten bestimmt. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung werde vielleicht die Entstehung des „Kontext-Webs“ verzögern, vermutet deswegen auch Rohn Jay Miller. Es aufhalten aber nicht, denn „Daten wollen frei sein – oder zumindest frei verfügbar“. So sagt es zumindest Miller voraus.

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