Selbständige setzen in Deutschland auf Neugründungen

Veröffentlicht: 26.09.2013 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 26.09.2013
Selbständige setzen in Deutschland auf Neugründungen

Als empirische Grundlage dienten der Studie die Ergebnisse des von der KfW-Bank jährlich in Auftrag gegebenen Gründungsmonitors, bei der rund 200.000 Interviews, zwischen den Jahren 2008 und 2011, durchgefuhrt wurden.

Neugründungen stärker risikobehaftet

Im Vergleich zu Übernahmegründungen sagt die Studie Neugründungen ein erhöhtes Risiko zu scheitern nach. Die Begründung: Neugründungen würden von der Umwelt in der Regel als „wenig verlässlich“ eingestuft. Das liege vor allem daran, dass sie sich, im Vergleich zu den bereits bestehenden Unternehmen, ihre existenzielle Struktur und Organisation erst aufbauen und nicht selten wieder verändern müssten. Deshalb würden Neugründungen mehr Aufwand benötigen, um Geschäftsbeziehungen auf den Güter-, Finanz- und Arbeitsmärkten zu etablieren. Übernommene Unternehmen hingegen könnten auf ihre vorhandene Reputation setzen, insbesondere wenn ihre Produkte und Dienstleistungen am Markt bereits bekannt seien.

Übernahmegründungen: Probleme bei Preisfindung und Übergabetransaktion

Es liege in der Natur der Übernahmegründungen, dass sich vermehrt Probleme im Zusammenhang mit der Preisfindung und der Finanzierung von Übergabetransaktion ergeben könnten, so die Studie der KfW-Bank. Die Kaufpreisfindung werde durch mangelnden Informationsaustauch bei der Übergabe zwischen Alteigentümer und Übernehmer erschwert. Grundsätzlich gelte: Alteigentümer kennen ihre Unternehmen besser. Potenzielle Übernehmer hätten nicht den gleichen Einblick in die Unternehmen und seien deshalb oft auch nur bereit einen Durchschnittspreis für die Unternehmen zu bezahlen. Manchen Alteigentümern gehe das zu weit, weshalb sie ihre unterbewerteten Unternehmen nicht mehr am Markt anbieten würden.

Zwölf Prozent Neugründungen versus 88 Prozent Übernahmen

Laut Statistischem Bundesamt wurden allein im Jahr 2012 rund 618.800 Unternehmen in Deutschland gegründet. Durch die Befragung der Unternehmensgründer, kommt die KfW-Bank zum Schluss: Nur zwölf Prozent der Unternehmensgründungen in Deutschland zwischen 2008 und 2012 waren Neugründungen. Der überwiegende Teil der Selbstständigen entschied sich für die Übernahme eines bestehenden Unternehmens. Und noch ein interessanter Fakt: Während bei Unternehmensübernahmen 71 Prozent der Selbstständigen angaben im Vollerwerb tätig zu sein, waren es bei den Neugründungen nur rund 50 Prozent. Der übrige Rest bezeichnete sich als Selbständige im Nebenerwerb.

Handel zieht Großteil der Selbständigen an

Die meisten Unternehmensgründungen gab es laut der KfW-Studie im Dienstleistungssektor und im Handel: 82 Prozent der Selbstständigen wurden in diesen Sektoren tätig. Industrie, Handwerk und Baugewerbe zogen mit elf Prozent hingegen nur wenig Jungunternehmer an.

Übernehmer mit besseren Karten bei Kreditgebern

Die Beschaffung von Finanzierungsmitteln ist gerade am Anfang ihrer Selbstständigkeit wichtig. Von den Befragten der Studie hatte ein Teil Probleme mit der Finanzierung ihrer Unternehmung. Bei den Gründungen durch Übernahme waren es 17 Prozent, bei den Neugründern 15 Prozent. Generell, so die KfW-Bank, hätten Übernahmegründer einen Vorteil bei Kreditgebern. Aufgrund der vorhandenen Unternehmenshistorie und der damit verbundenen Reputation würden diese von den Kreditgebern besser bewertet. Das haben sie auch nötig, denn die Studie kommt auch zum Schluss, dass Übernahmegründungen im Durchschnitt größer ausfallen als Neugründungen.

Finanzmittel von Gründern reichen häufig nicht aus

Egal ob die Selbständigen Neugründer waren oder Unternehmen übernommen haben: Beide Gruppen gaben bei der Befragung an, Schwierigkeiten bei der Finanzierung gehabt zu haben. Für 58 Prozent der Neugründer reichten die eigenen Finanzmittel nicht aus, bei den Übernehmern waren es 49 Prozent. Und neben der sorgfältigen Berechnung der eigenen Geldmittel warnten die Befragten noch vor der ausreichenden Beschäftigung mit Bankkrediten und deren Konditionen. Denn 44 Prozent der Übernehmer und 39 Prozent der Neugründer gaben an, keinen Bankkredit für ihre Tätigkeit erhalten zu haben.

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