Amazon-Streik: Verdi will das Weihnachtsgeschäft erschüttern

Veröffentlicht: 25.11.2013 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 25.11.2013

Es scheint wie die unendliche Geschichte im E-Commerce: Seit Monaten fordert Verdi im Versand- und Logistik-Segment von Amazon eine Bezahlung nach Tarif. Proteste und Streiks blieben bislang ergebnislos, der Online-Konzern lehnt Tarifverhandlungen rigoros ab. Nun will die Gewerkschaft härter durchgreifen und kündigt einen umfassenden Amazon-Streik in der für den Online-Handel so wichtigen Adventszeit an.

Amazon-Streik: Verdi lässt es krachen

Ein solcher umfassender und koordinierter Streik soll sich – anders als bislang – auf alle Amazon-Standorte innerhalb Deutschlands erstrecken. Da sich die bisherigen Bemühungen und Streiks von Verdi nur auf wenige Standorte beschränken, zielt die Gewerkschaft nun auf eine größere Beteiligung ab: "Unsere Aktionsfähigkeit kann auf alle Standorte übergreifen. Weitere Standorte für neue Streiks neben Leipzig und Bad Hersfeld sind in Planung", so Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Weihnachten als Zugpferd des Streiks

Und das Timing von Verdi könnte nicht besser sein: Für den Online-Handel zählt die Vorweihnachtszeit zu den wichtigsten und ertragreichsten Zeiträumen des Jahres. Am 29. November, mitten in Amazons Cyber Monday Woche, plant die Gewerkschaft den bisher größten Arbeitskampf. Unter Berücksichtigung der enormen Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts versucht Verdi nun, Amazon in die metaphorischen Knie zu zwingen. Nutzenberger betont: „Wir werden uns auf Tage konzentrieren, die das Geschäft besonders stören und die Streiks auch miteinander vernetzen.“

Die Prinzipien von Amazon

Doch Amazon hat seine Prinzipien, denen – so scheint es – unumstößlich nachgekommen wird. Deutschlandchef von Amazon, Ralf Kleber, erklärt die strikte Ablehnung von Tarifverträgen und das Scheitern bisheriger Verhandlungen: „Warum sollten wir Tarifverhandlungen beginnen? Davon würde nur die Gewerkschaft profitieren. Amazon zahlt in der Logistik-Branche bereits überdurchschnittlich, und wir stehen in einem direkten Dialog mit unseren Arbeitnehmern - dafür benötigen wir Verdi nicht.“

Auch die kritisierten Arbeitsbedingungen, die strikten Vorschriften und Anforderungen an seine Mitarbeiter verteidigt das Unternehmen hartnäckig. So sei beispielsweise eine Messung der Arbeitsleistung in großen Firmen durchaus üblich und aus Unternehmenssicht wichtig für die Produktivität: „Wir achten sehr genau darauf, diese Zahlenvorgaben an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen, und Einzelne nicht zu überfordern. Manche mögen das als sehr enge Kontrolle empfinden - doch de facto arbeiten wir sehr langfristig und vorhersehbar."

Es wird sich zeigen, ob die neu angestrengten Bemühungen sich diesmal auszahlen und die Arbeitnehmer doch noch zu ihren Tarifverträgen kommen – oder ob Amazon sie wie bisher mit einem Lächeln wegwischt.

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