Weiter starke Umsätze im Internet-Handel, doch Kunden wollen künftigen kostenpflichtigen Retouren ausweichen

Veröffentlicht: 06.03.2013 | Geschrieben von: Redaktion | Letzte Aktualisierung: 13.06.2013

Die Umsätze der deutschen Online- und Versandhändler haben sich im zweiten Quartal deutlich besser als erwartet entwickelt. Die Branche erzielte im Zeitraum April bis Juni 2011 einen Umsatz von 7,96 Milliarden Euro. Das ergab die Untersuchung „Interaktiver Handel in Deutschland“ des Forschungsinstituts TNS Infratest im Auftrag des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels (BVH).
Damit liegt der Umsatz zwar knapp zwei Prozent unter demjenigen des ersten Quartals, wie BVH-Sprecherin Christin Schmidt auf Nachfrage mitteilte. Normalerweise würden die Betriebserlöse im zweiten Quartal jedoch um zehn bis 15 Prozent einbrechen, sagte sie. „Diese Tatsache können wir in diesem Jahr nicht beobachten“, sagte BHV-Hauptgeschäftsführer Christoph Wenk-Fischer. „Die Ergebnisse sind daher besonders erfreulich.“

Der Online-Handel machte dabei einen Anteil von rund 65 Prozent aus. Bezogen auf den gesamten Distanzhandel trägt die Branche Bekleidung/Textilien/Schuhe mit fast der Hälfte des Umsatzes den Löwenanteil daran. Diese Warengruppe ist es auch, die mit 20 Prozent den größten Zuwachs gegenüber dem ersten Quartal verzeichnete. Möbel und Dekorationsartikel (plus 18 Prozent) waren weitere Umsatzgewinner, ebenso Drogerieartikel und Medikamente (rund 13 Prozent).

Derweil könnte die Neuregelung des EU-Verbraucherschutzes die gute Geschäftslage in Deutschland in Zukunft beeinträchtigen. Denn wegen des geplanten Wegfalls der kostenlosen Retouren will fast jeder zweite Internet-Shopper künftig insgesamt weniger online bestellen. Die Zeitschrift „Internet World Business“ hat dies in einer Internet-repräsentativen Umfrage  unter 600 Personen herausgefunden.

Das Europaparlament hatte am 30. Juni die EU-Verbraucherrichtlinie beschlossen, nach der die bisher geltende Regelung in Deutschland – Rücksendekosten trägt bei einem Warenwert über 40 Euro der Händler – zulasten des Verbrauchers verändert wird. Dieser hat dann die Retour-Versandkosten selbst zu zahlen. Deutschland muss die EU-Richtlinie bis spätestens Ende 2013 in nationales Recht umgesetzt haben.

Die neue Regelung wirkt sich der Umfrage zufolge auch insofern auf das Kaufverhalten der deutschen Online-Kunden aus, als sich rund 24 Prozent der Befragten Produkte vor dem Kauf im Internet verstärkt im Ladengeschäft ansehen werden. Auch würden vier von zehn Käufern einzelne Produkte mit hoher Retouren-Wahrscheinlichkeit wie Schuhe und Mode nicht mehr online bestellen. Fast ebenso viele wollen darauf verzichten, von Garderobe gleich mehrere Größen zu kaufen und die nicht passenden Kleidungsstücke dann zurückzuschicken.

Ein kundenfreundlicher Umgang der Online-Händler mit den Rücksende-Kosten könnte ihnen aber auch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Denn 55 Prozent der Web-Kunden gaben an, nach Inkrafttreten der neuen Regelung nur noch bei solchen Händlern einzukaufen, die eine kostenlose Rücksendung der Ware anbieten. „Viele Händler werden bei der jetzigen Regelung bleiben“, vermutet BHV-Sprecherin Christin Schmidt daher gegenüber einer Zeitung.

Kommentare  

#1 starfire31 2011-09-26 16:42
Danke für den aufschlussreich en Bericht. Wie bei vielem hinkt Deutschland der EU mal wieder weit hinterher. Hoffen wir dass die EU-Verbraucherr ichtlinie bis Ende 2013 dann auch endlich bei uns umgesetzt ist. Das würde dem Onlinehandel einen enormen Aufschwung bescheren.
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