Fischfarm Schubert: Ein Online-Händler ohne Internet

Veröffentlicht: 19.03.2018 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 20.03.2018

Ein Online-Händler, der nicht online ist? Dass das klappt, beweist Stephan Schubert mit seiner Fischfarm Schubert. Er gehört zu den größten Online-Händlern für Teichfische, doch einen Internet-Anschluss hat er in seinem Unternehmen nicht. Die Not macht erfinderisch – und Schubert beißt sich mit norddeutscher Beharrlichkeit durch.

Koi-Karpfen
© Narcis Parfenti – Shutterstock.com

Im niedersächsischen Holzhausen bei Wildeshausen, etwa auf halbem Weg zwischen Bremen und Cloppenburg, befindet sich die Fischfarm Schubert. Das Unternehmen gibt es bereits seit 27 Jahren und hat den Sprung in das Internet geschafft – zumindest, wenn es darum geht, seine Fische über einen Online-Shop anzubieten. Über einen Internet-Anschluss verfügt die Fischfarm Schubert in Wildeshausen nämlich nicht. „Bei uns im Dorf gibt es nur Kupferleitungen und ISDN“, erklärt Stephan Schubert. Die Leitungen seien zudem allesamt belegt, so der Unternehmer weiter. „Und bisher schafft es kein Anbieter, das Netz auszubauen.“

Für viele Menschen wäre das sicher ein guter Grund, die Sache mit dem Online-Handel einfach zu lassen – zumal es sich bei Teichfischen ohnehin nicht um die handelsüblichste Produktgruppe handelt, die man im Internet verkaufen kann. Doch Stephan Schubert ist offenbar mit norddeutscher Beharrlichkeit herangegangen. Die Entwicklung zum Online-Handel hat der gelernte Fischwirt früh erkannt und blieb am Ball. Eine gute Entscheidung, denn während das Ladengeschäft in den vergangenen Jahren immer weniger besucht wurde, wuchs der Online-Shop mehr und mehr, wie er erzählt. „Seit diesem Jahr sind wir primär im Online-Handel tätig und haben nur noch am jeweils ersten Samstag im Monat geöffnet. Die Kunden können aber auch in der Woche vormittags die vorbestellten Fische fertig verpackt abholen.“

Auch das Smartphone ist keine Option

Mit der Konzentration auf den Online-Handel hatte Schubert den richtigen Riecher: Die Fischfarm Schubert gehört inzwischen zu den größten Online-Händlern für Teichfische und Zubehör – und das alles ohne einen Internet-Anschluss im Unternehmen. Um die Online-Bestellungen abwickeln zu können, musste Stephan Schubert sich was einfallen lassen: „Eine Mitarbeiterin schreibt im Home Office die Rechnungen, Frachtbriefe usw. und bringt sie uns jeden Morgen in die Firma für den Versand“, so Schubert. Er selbst kommt morgens vor und abends nach der Arbeit dazu, E-Mails zu beantworten. „Einiges erledige ich auch mit dem Smartphone, aber dazu muss ich in der Firma nach draußen gehen“, erzählt der Unternehmer. Denn wäre es mit dem fehlenden Internet-Anschluss nicht schon genug, liegt die Fischfarm Schubert auch noch in einem kleinen Tal, wo es „so gut wie keinen Mobilempfang“ gibt.

Stephan Schubert

Stephan Schubert hat die Fischfarm ohne Internet-Anschluss zum Erfolg geführt (Foto: Fischfarm Schubert)

Trotzdem brummt der Online-Shop: Zur Saison, also von April bis Oktober, hat die Fischfarm rund 200.000 Fische „auf Lager“. Das Unternehmen hat einen alten Bauernhof in Holzhausen gepachtet und verfügt so über mehrere Gebäude mit rund 700 Quadratmeter Innenfläche für Fische. Dazu kommen noch einige Teichflächen und Außenflächen sowie eine Warmwasseranlage zur Aufzucht, die sich im nahe gelegenen Dötlingen befindet.

„Man muss sich halt zu helfen wissen.“

Das „Sortiment“ der Fischfarm Schubert reicht von Goldfischen bis hin zu wertvollen Kois. Der ausgefallenste Fisch, den das Unternehmen jemals verkauft hat, war ein zwei Meter langer Hausen, wie Stephan Schubert sich erinnert. „Der ist recht selten in der Größe zu bekommen. Der ist aber natürlich nicht per Versand verkauft worden.“ Neben den Fischen verkauft das Unternehmen auch Zubehör für Fischteiche, Futter, Pflegemittel und Medikamente. Durchschnittlich wachse das Online-Geschäft um rund zehn Prozent pro Jahr, erzählt Schubert.

Dass sein Unternehmen aber irgendwann mal ans Internet angeschlossen werden könnte, sah der Unternehmen bis vor einigen Wochen noch äußerst skeptisch. Inzwischen scheint sich aber etwa zu tun in Holzhausen: Dank einiger Fernsehberichte über die außergewöhnliche Firma „scheint sich was zu tun“, wie Schubert es sagt. Der Ausbau des Internet werde nun von der Bundesnetzagentur vergeben und damit scheint der Unternehmer wieder Hoffnung zu haben, dass auch die Fischfarm Schubert bald wirklich online sein könnte.

Aber in jedem Fall behält Schubert sich seine norddeutsche Stoik. „Wir bestehen schon seit Jahren ohne Internet“, erklärt er. „Man muss sich halt zu helfen wissen. Aber einfach ist es nicht. Es kostet Geld und vor allem Zeit.“

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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