Kolumne: Jet.com gegen den Rest der Online-Welt

Veröffentlicht: 20.11.2015 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 20.11.2015

Die Weihnachtssaison hat begonnen und in einer Woche ist Black Friday – der Tag, an dem die jährliche Rabattschlacht sowohl im stationären Einzelhandel als auch im Online-Handel beginnt. Aber wer sagt denn, dass man sich da entscheiden muss? Der US-amerikanische Shopping-Club Jet.com hat sich jetzt was Neues einfallen lassen und will die Kunden in ausgewählte stationäre Geschäfte locken. Klingt komisch, ist aber so.

Also, worum geht es eigentlich? Ganz einfach: Jet.com schickt die Kunden in die stationären Geschäfte. Wer dann dort zwischen Thanksgiving 17:00 Uhr und Black Friday 23:59 Uhr mehr als 50 US-Dollar ausgibt, bekommt von Jet.com 10 US-Dollar oder wie es in der Sprache von Jet.com heißt: JetCash geschenkt. Bis zu 30 US-Dollar können sich shopping-wütige US-Bürger so sichern. Um an das Geld zukommen gibt es aber zwei Bedingungen. Zum einen braucht man ein Kundenkonto bei Jet.com und zum anderen muss der Kassenbon abfotografiert und auf der Facebook-Seite von Jet.com bis Sonntag 0.00 Uhr hochgeladen werden. Man sieht – so weit so einfach.

Keine Kooperation, aber mehr Umsatz für alle

Man könnte meinen, dass Jet.com eine Kooperation mit den Geschäften eingegangen ist. Denn die Aktion gilt unter anderen für den Spielwarenhändler Toys´R´Us, den Sporthändler Sports Authority, für den Händler für spezielle Gadgets Brookstone sowie den Unterhaltungselektronik- und Haushaltsgerätehändler hhgregg. Man sieht: Für alle etwas dabei. Tatsächlich heißt es aber laut internetretailer.com, dass die Geschäfte keine Aktionspartner sind. Das bedeutet, dass der Shopping-Club Jet die ganze Aktion allein finanziert. Und bei rund einer Million Kunden kann das ganz schön teuer werden. Warum macht Jet.com das also?

Tatsächlich gibt es gleich mehrere Gründe:

  1. Um an die 10 US-Dollar zu kommen, müssen die Kunden über ein Konto bei Jet.com verfügen. Also meldet sich noch jeder schnell an, der von der Aktion profitieren will. Entsprechend dürfte die Zahl der Nutzer von Jet.com bis kurz vor Thanksgiving noch einmal ansteigen.
  2. Das „geschenkte“ Geld kann nur bei Jet.com ausgegeben werden. Wer also die Kohle hat, wird sie auch wieder ausgeben. Für Jet.com heißt das also mehr Umsatz und das freut natürlich jeden. Zumal das Unternehmen erst vor kurzem seine Mitgliedsgebühr abgeschafft hat und sich die Branche fragt: Wie finanzieren die sich eigentlich?
  3. Es wohl die großartigste Idee um an Daten heranzukommen. Denn auf den abfotografierten Bons steht zum einen, was die Kunden gekauft haben und zum anderen, was sie dafür bezahlt haben. Das sind großartige Vergleichswerte.

Jet.com gegen den restlichen Online-Handel

Man sieht also: So absurd die Idee auf den ersten Blick erscheinen mag – auf den zweiten Blick macht sie aber durch aus Sinn. Dabei hat man zwar ein bisschen das Gefühl, als ob sich die stationären Händler den Feind in die eigenen Regale geholt hätten, aber das scheint diese nicht zu stören. Warum auch? Es ist schließlich eine Win-Win-Win Situation. Denn neben den stationären Händlern, die noch mal extra Umsatz dank der Aktion machen, und Jet.com, die aus oben genannten Gründen sich wahrscheinlich ziemlich freuen, haben auch die Kunden was davon. Super Aktion. Außer für die Leute, die sich um den Datenschutz Sorgen machen. Aber hey – es kann ja jeder selbst entscheiden, ob er an der Aktion teilnehmen will oder nicht. Von daher bleibt nur zu sagen: Spannende Aktion, die gern Nachahmer finden kann.

P.S.: Die Online-Konkurrenz wird auch ziemlich in die Röhre gucken, wenn die Kunden plötzlich stationär und nicht online shoppen.

P.P.S.: Die Aktion ist also wirklich gelungen.

 

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