Trolle im Netz – Von gemeinen, schimpfenden und narzisstischen Kreaturen

Veröffentlicht: 22.11.2016 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 22.11.2016

Die Online-Welt eröffnet vielen Menschen die Möglichkeit, sich auszuleben, sich zu entfalten und mit anderen Menschen zu interagieren. Doch das digitale Zeitalter hat auch ein besonderes „Wesen“ hervorgebracht – den Troll. Kannte man Trolle vor der digitalen Revolution noch als mythische, plumpe und verschlagene Gestalten, so treiben sie heute in Netzwerken, Foren oder Kommentarspalten ihr Unwesen: pöbelnd, schimpfend und immer auf Krawall gebürstet. Dabei sorgen sie nicht nur im privaten Bereich für Ärger, sondern machen auch zahlreichen Unternehmen das Leben bzw. die Geschäfte schwer. Ein Blick in die finstere Welt der Online-Trolle.

 

Trolle mit bunten Haaren
© Lysann Bohne / Händlerbund

„Troll“ war vor einigen Jahren noch ein Begriff, den man besonders mit Märchen und Mythen aus nordischen Regionen in Verbindung brachte. In einigen Kulturen oder Glaubenskreisen hat der Troll als grobschlächtiges, brutales, teils kinderraubendes Naturwesen die Gezeiten und Jahrhunderte hinweg überdauert und sich fest im mythischen Inventar verankert. Kennzeichnend sind in diesem Sinne vor allem seine raue, geradezu schadbringende Natur und sein bösartiger Charakter.

Fast alles an ihm schreit nach Zerstörung und Gewalt. Doch natürlich haben sich die Zeiten verändert und heutzutage findet man kaum noch Menschen, die tatsächlich an die übernatürlichen Fantasie-Wesen glauben. Nichtsdestoweniger ist vielerorts – und besonders auf digitaler Ebene – noch immer die Rede von Trollen. Wir sprechen hier jedoch nicht von den mythischen Figuren, die zum Leben erwacht sind, und auch nicht etwa von den niedlichen, kleinen, quietschbunten Gestalten, die der Medienkonzern Disney in seinem aktuellen Filmprojekt völlig neu interpretiert. Wir sprechen von Menschen, von Störenfrieden, die in der Online-Welt wandeln und Böses verrichten. Zwar greifen sie ihre Opfer nicht (wie die mythischen Gestalten) körperlich an und wahren somit die physische Unversehrtheit ihrer Opfer. Doch auf rein verbaler Ebene lassen sie die ganze Macht psychischer Brutalität walten, beschimpfen, pöbeln und verspotten andere Nutzer.

Schwer zu fassen: Troll = Provokateur = Rassist = Stänkerer???

Der eine oder andere Nutzer oder Händler mag nun vielleicht denken, dass es das Phänomen der Trolle zwar durchaus gibt, dieses aber grundsätzlich nur wenig Einfluss auf Unternehmen oder den Handel hat. Dass die Aktualität der Thematik jedoch sehr groß ist und auch „reale Gefahren“ drohen, zeigt beispielsweise die derzeitige Entwicklung bei Twitter:

Wie vor einigen Wochen in den Online-Medien gemunkelt wurde, hatte das Cloud-Computing-Unternehmen Salesforce potenziell Interesse daran, die soziale Plattform zu kaufen. Einem Bericht des Branchenportals t3n zufolge, steht ein Kauf allerdings nicht (mehr) zur Debatte. Der Grund: Die zahlreichen Hasskommentare auf Twitter seien ein massives Problem, mit dem man sich offenbar bei Salesforce nicht belasten wolle.

Es zeigt sich: Trolle können durchaus gravierenden und vor allem negativen Einfluss auf die Online-Branche ausüben. Doch wer sind eigentlich diese Trolle? Was treibt sie an? Was veranlasst sie dazu, zu wüten, zu toben und Menschen zu beleidigen? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir Dr. Nayla Fawzi und Dr. Benjamin Krämer von der Ludwig-Maximilians-Universität München zurate gezogen. Sie sagten uns: „Klassisch gelten Personen als Trolle, die in Diskussionen im Internet bewusst provokant kommunizieren. Man nimmt dabei meist an, dass die Äußerungen nicht der eigentlichen Meinung der ‚Trolle‘ entsprechen, und unterstellt destruktive Motive.“ Fawzi und Krämer verweisen hierbei auf ein gewisses Überlegenheitsgefühl, das solche Personen genießen möchten.

Dabei scheint es recht schwierig zu sein, eine präzise Definition von Trollen zu entwerfen, weil nicht jeder, der mal im Netz stänkert, respektlos ist oder verbal entgleist, auch gleich ein Troll ist: „Aber viele, über die man sich heute im Internet ärgert, die gar die Diskussionen vergiften, sind nicht unbedingt spielerische oder pathologische Provokateure, die das aus purer Lust am Aufruhr tun. Vielmehr sind sie wohl allzu oft sehr überzeugt, dass sie Recht haben und dass der Zweck die Mittel heiligt. Zugespitzt: Es handelt sich um Sexisten, Rassisten, Homophobe usw., nicht um klassische Trolle“, so Fawzi und Krämer weiter.

Narzissmus, Sadismus und eine goldene Regel

Um vielleicht näher an den inneren Kern der Trolle heranzukommen und ihr Wesen besser fassen zu können, hilft der Blick auf eine interessante Studie der kanadischen Forscher Erin Buckels, Paul Trapnell und Delroy Paulhus. In ihrer Analyse namens „Trolls just want to have fun“ (zu Deutsch: „Trolle wollen nur Spaß haben“) aus dem Jahr 2014 rückten sie das Charakterprofil von Trollen in den Fokus und stellten dabei fest, dass es zwischen dem Troll-Verhalten und Sadismus in vielen Fällen eine wechselseitige Beziehung gibt und häufig auch psychopathische Tendenzen vorhanden sind (siehe Grafik). Die Quintessenz der Studie, in die über 1.200 Probanden involviert waren, lautet: „Sowohl Trolle als auch Sadisten empfinden eine sadistische Freude am Leid anderer. Sadisten wollen einfach nur Spaß haben ... und das Internet ist ihr Spielplatz.“

Dieses Wissen hilft zwar, die Trolle zu durchleuchten und ihre Handlungsweisen zu verstehen, aber es dürfte den betroffenen Unternehmen im Kampf gegen die unliebsamen Störer potenziell wenig weiterhelfen. Und explizite Regeln oder Patentrezepte sind sowieso schwierig aufzustellen. Dennoch haben die Experten der Studie versucht, eine goldene Regel zu formulieren. Und diese heißt: „Do not feed the trolls!“ – also „Füttere nicht die Trolle!“ Was genau das im Einzelnen heißt oder heißen könnte, wird nicht ausgeführt. Doch es gibt sicherlich Unternehmen, die versuchen, solche Troll-Probleme durch das Ignorieren der Pöbler einzudämmen, da man mit destruktiven Kommentatoren nicht vernünftig argumentieren oder verhandeln kann und ihnen aus diesem Grund kein „weiteres Futter“ geben sollte.

 


Der vorliegende Text ist lediglich ein Auszug. Sie möchten genau erfahren, wie man gegen Trolle vorgehen kann und welche Tipps die Experten haben? – Dann können Sie sich den vollständigen Text in unserem aktuellen Onlinehändler Magazin 11/2016 kostenlos zu Gemüte führen. 

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